Friede und andere Kleinigkeiten.


Friede und andere Kleinigkeiten.

»Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt!«
So kann man es bei Friedrich Schiller (1759-1805) in seiner Tragödie Wilhelm Tell nachlesen.
Ist es denn nur der »böse Nachbar«? Manchmal kann man dieses Gerede vom fried- und liebevollen Miteinander wirklich nicht mehr hören. Wird da nicht etwas künstlich erzeugt, das seit Menschengedenken nur in Fragmenten bestand? Gewiss, in näherer Verwandtschaft gibt und gab es so etwas noch häufiger.
Zweifelsfrei ist jedoch auch, dass es nirgendwo mehr Streit und Hass gibt, als im Umkreis von Familien! Und je größer diese familiären Kreise sind, desto weitreichender sind auch die Streitfälle, die oftmals bis aufs Blut ausgetragen werden.
Es müssen nicht unbedingt Dynastien sein, die schon in früheren Zeiten Kriege zu oftmals geringen Anlässen führten; auch der Nachbar von »gegenüber« führt seine Kriege, nur eben auf geringerem Level.
Jeder auf dieser Welt will - und könnte auch in Frieden leben, das ist unbestritten. Was also steht dem entgegen?

Dort, genau dort liegt der wunde Punkt, der uns wieder an den Anfang zurückführt: Jeder will Frieden - aber bitte nur nach seinem eigenen Konzept!
Der »Andere« ist immer willkommen, sofern er sich den eigenen Regeln anpasst und sich auch danach verhält! Wenn es nun aber differierende Meinungen gibt, wird die Sache schon unangenehmer. Oftmals gibt es kein Halten mehr, die Fronten verhärten sich und es kommt teilweise zu Zerwürfnissen, die lebenslang anhalten.

Als unchristliches Beispiel schaue ich mir die kirchlichen Institutionen an. In der Frage der Zusammenführung der beiden großen Kirchen (katholisch/evangelisch) gab es schon seit über 100 Jahren Versuche, dies irgendwie zu bewerkstelligen. Es scheiterte hauptsächlich immer daran, dass es kein »Zusammenschluss« sein sollte, sondern ein »Anschluss« angeboten wurde! Im Islam sind ja die gleichen Paradigmen vorhanden - Sunniten vs. Schiiten.
(Wie kommen meine Gedanken da auf die »Wiedervereinigung Deutschlands«? Ist doch seltsam, dass ich da ins Grübeln gerate, nicht wahr?)

Der böse, böse Nachbar! Er ist immer derjenige, der schuld ist an der ganzen Misere. Vielleicht sind WIR ja manchmal auch »der Böse Nachbar«?
Ich versuche, möglichst über den Tellerrand zu schauen. Oft bleibt es beim Versuch, gebe ich zu. Aber es ist schon mal ein Anfang …
 
©by H.C.G.Lux

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Kommentare (3)

ehemaliges Mitglied

Tja, da hast Du ein Thema angesprochen, wozu ich gleich mehrere Geschichten parat hätte, lieber Horst.

Ich beschränke mich mal auf eine Sache: So lange der Sohn eines etwas entfernteren Nachbarn noch nicht verheiratet war, lebten unsere Bachnachbarn in Frieden miteinander. Dann verstarb der Nachbar auf der gegenüberliegenden Bachseite und als frisch verheirateter Ehemann zeigte sich der junge Mann gar nicht mehr so friedlich.

Zuerst baute er über dem Bach eine Halterung, in die er sein ganzes Kaminholz packte. Das nächste Gewitter sorgte dafür, dass seine Konstruktion zusammenfiel und das gelagerte Kaminholz den Abfluss des Mühlenbaches die Rohre unter der nahen Straße verstopfte und damit rückwirkend fast der ganzen Nachbarschaft auf beiden Seiten die Keller voll laufen ließ! Entschuldigung, Entschädigung?  - keine Spur.

DSC04827.jpg
Auf diesem Foto ist die später verwildete linke Uferseite des Nachbarn zu sehen. Wir ´waren von der Stadt verpflichtet, das Ufer haltbar zu gestalten, was vom Nachbarn nicht umgesetzt wurde.

Kurz darauf wunderten wir uns, dass des Nachbarn Apfelbaum auf unserer Seite plötzlich sein Laub abwarf, die Äpfel, die noch gar nicht erntereif waren, braun verfault auf den Rasen fielen. Dann sahen wir die Bescherung: der Baum war mit irgendeinem chemischen Mittel vergiftet worden, weil der junge Mann keine Lust hatte, die in seinen Garten im Herbst einfallenden Blätter zu entsorgen. Ein Gespräch hätte zu einer beidseitigen Zufriedenheit eine Lösung bringen können. Aber  - es war nicht unser Garten, der den Garten des jungen Mannes  belästigte.  Wir konnten schließlich nicht für den Nachbarn auf unserer Seite sprechen.

Ich frage mich doch, welche Erziehung dieser junge Ehemann einmal genossen hat, um mit seinen Mitmenschen ein friedliches Auskommen zu pflegen ...

Eine Geschichte, die mich immer noch empört

schreibt Uschi

Syrdal


Es ist stets das allerbeste, zunächst und immer bei sich selbst zu beginnen...

...sagt mit Grüßen
Syrdal

Pan

@Syrdal
So sei es! Hoffentlich ... 


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