Flammendes
Da lese ich im L-Forum eine frei erfundene Kurzgeschichte und dann kommt ein Satz, der bei mir sofort auf Widerspruch stößt.
‚Eine noch glimmende Zigarettenkippe wirbelt ein Windstoß in eine größere Benzinlache und entzündet sich, wird zur Feuerwalze usw.‘
Gehört und gelesen habe ich vor Zeiten, dass man mit dem Funken eines Feuerzeugs schon geringe Benzindämpfe zur Entflammung bringen kann, aber mit einer Zigarette funktioniere es nicht, weil die Glut der Zigarette unter dem Hitzegrad des Endzündungspunktes liegt.
Ich schlage kurz im Web nach und anscheinend liege ich richtig. Mehr Information ist mir nicht notwendig, aber ich kenne den Autor der KG ganz gut und denke, dass ich ihn darauf hinweisen sollte, sich mal zu informieren. Kann ja auch sein, dass ich mich irre? Ich überlege; soll ich oder soll ich lieber nicht …
„Stimmt was nicht …?“ Ich spüre leicht den Druck einer Hand auf meiner Schulter. Haare, die nicht die meinen sind, kitzeln mich im Nacken und ein mir sehr bekannter Duft hüllt mich ein.
Dann setzt sie, meine Frau/Freundin, sich neben mich und ich erkläre ihr, warum ich so angestrengt nachdachte. Dem, was nun gleich folgen wird, kann ich nicht entrinnen; ein Frage und Antwortspiel, wo sie Richterin ist und ich Zeuge. Befragungen, das kann sie ausgezeichnet, meine Holde. Hat sie doch bis zu ihrer Pensionierung weibliche sozial-gefährdete Jugendliche betreut. So gut betreut, dass ihre Zuwendung mir gegenüber sehr vernachlässigt wurde. Nicht, dass ich ihre Arbeit nicht schätzte, aber sie opferte sich förmlich auf und zwangsläufig gab es hin – und wieder Rückschläge. Ich hatte wirklich Angst, dass sie sich gesundheitlich ruiniert. Besorgnis erregend war, dass sie davon träumte unser ererbtes Häuschen zu einer Art Streetworker Hochburg zu machen. Ich verspürte wenig Lust, da Herbergsvater zu spielen und deutete (rein als List) an, so junge Mädchen Tag für Tag um mich, könnten eventuell usw. und so fort. Fakt; meine Frau sprach nie mehr von diesem Plan – er war vom Tisch und auf einmal schien er mir gar nicht mehr so verkehrt.
Nun gut, ich bin leider vom Thema abgekommen, also husch, husch zurück.
Sie fragt und es klingt, als wäre ihre meine Antwort nicht besonders wichtig: „Bist du mit Autor bekannt, befreundet – im Web natürlich?“
„Ich habe ein paar gute Kurzgeschichten von ihm gelesen.“
„Hat er auch von dir etwas gelesen und kommentiert?“
„Nein, ich veröffentliche dort nichts mehr und bin nur wegen Bernd dort.“
„Bernd, ja, aber der schreibt doch kaum noch oder …?“
Nein, der schreibt noch, aber nicht sehr oft …
„Kennen sich Bernd und dieser Autor?“
„Weiß ich nicht genau – eher aber nicht.“
„Ist wohl auch egal, aber ich würde nichts schreiben. Wenn die Geschichte gut ist, was musst du ihm den Spaß verderben.“
„Schatz, ich kritisiere doch nichts, sondern weise auf eine mögliche Falschdarstellung hin.“
„Ja und in x Filmen werfen Leute brennende Zigaretten in Benzinpfützen und dem Publikum gefällt es, wenn dann die Flammenhölle losbricht. Unwichtig was in der Realität funktioniert und was nicht! Wem interessiert das – kein Schwein!“
Ich weiß es würde ihr gefallen, so ich jetzt irgendwelche Gegenargumente anführte, denen sie wieder zu begegnen wüsste und das solange, bis mir am Ende die Luft ausginge. Diesmal nicht, mein Goldstück!
Mich erhebend und zur Tür gehend sage ich: „Ja, du hast mich überzeugt, es ist überflüssig zur Thematik etwas zu schreiben – ich werde ihn aber anrufen." Den nach mir geworfenen Pantoffel kann ich noch ausweichen und bin durch die Tür.
Text und Cover © Willy Rencin (d. i. Sweder, W. van Rencin)
Kommentare (6)
Ich hatte (kurz nach der Wende mit Freunden eine als Privatclub deklarierte Kellerkneipe, wo auch Sonnabends 30 Minuten kleine Programme dargeboten worden. Ich habe dafür etliche Sketche geschrieben- meist lustige Ehesachen- auch eben über Pantoffelkriege. Ich werde, da sie kurz sind- hier mal etwas davon vorstellen.
Habe eine gute Woche und Freude an dem was du tust.
b.G.
Willy
Lieber Willy, ich bewundere Deine Ausdauer und Deinen Mut. Ich hätte schon längst aufgegeben. Aber wieso kannst Du ihn denn anrufen? Ich denke, Du kennst ihn nur aus dem Web. Also - das ist jetzt für mich eine Ungereimtheit. Aber vielleicht habe ich es auch nicht richtig verstanden. Aber Du hast es gut und nachvollziehbar erzählt. Und der Schluß ist echt gelungen.
LG Elbstromerin
Ich kenne bei verschiedenen Internetportalen Männer und Frauen, deren Telefonnummer ich habe oder die sie auf ihrer Seite veröffentlicht haben.
Wüßte ich von jemanden hier die Telefonnumer könnte ich ihn auch anrufen. Ich sehe da keine Ungereimtheit
LG
Willy
Schwirig zu beantworten, da ich in der nächsten Mini-Geschichte vielleicht schon wieder einsamer Junggeselle, ein frauenfeindlicher Macho oder nur
ein armes vernachlässigtes Würmchen bin.
b. G.
Willy
...auch so entstehen Kriege, und wenn es ein Pantoffelkrieg ist.
Aber Krieg ist Krieg!
...meint
Syrdal