Fete ist angesagt....(Teil eins der ernsten Angelegenheit)
Enkelin Sandra feiert nachträglich ihren Geburtstag.
Alle Gäste und auch unserer Familie sind zu 16 Uhr geladen.
Auf den Straßen herrscht Glatteis. Mit Sommerreifen sollte kein Risiko eingegangen werden. So bleibt mir nichts anderes übrig, als mich durch meine bessere Hälfte mit vertreten zu lassen.
So zieht Oma Ilse, meine bessere Hälfte, bereits nach 14 Uhr mit Hilfe von Straßenbahn und Bus in Richtung Treptow los.
Dank meiner liebevollen Familie trage ich auch bei Abwesenheit stets humorvoll zum Gelingen des Abends bei.
So ist es auch diesmal.
Der Alte, das bin ich, wird Gegenstand gar freundlicher Erörterungen.
Und im Gedanken bin ich voll im Kreis der lustigen Plauderer, höre mit herzhafter Begeisterung zu.
Kaum füllt Kaffee die Tassen, liegt Torte und Selbstgebackenes auf den Tellern der Treptower Tischrunde, werden neueste Informationen aus dem engsten Familienkreis dazu gepackt.
"Vadder will sich ein Hörgerät zulegen", informiert Oma Ilse, als anwesendes Familienoberhaupt.
Die Kaffeegäste von Enkelin Sandra horchen auf.
"So ein altes, gebogenes Horn vom Ochsen", fragt man schmunzelnd aus der Fensterseite.
"Nein", erklärt Oma Ilse. "Kein altes Horn vom Ochsen. So ein neumodisches, mit Batterie und so."
"Aber, das Ochsenhorn würde doch so gut aussehen", wird nochmal von der Fensterseite unterstrichen.
"Mit Strippe und um den Hals gebammelt, phantastisch!"
Die anderen Gäste halten sich aus der Phantasiemalerei gekonnt heraus.
"Für ein Ohr oder alle zwei", will interessiert eine bereit Kuchen kauende Stimme wissen.
"Für beide Ohren", ergänzt Oma Ilse.
"Auch für spitze Ohren?" Sollte wohl eine witzige Frage sein.
"Dann hört der Alte jeden Floh husten, da mußte dir aber vorseh'n Mama".
Allgemeine Zustimmung an der Kaffeerunde.
"Mir hat er am Telefon erzählt, er will unbedingt 108 Jahre alt werden. Wenn ich mir den Alten da so vorstelle, mit Schnabeltasse und wackligem Krückstock, da können wir noch manches erleben".
Diese beängstigende Voraussage löst nicht nur auf dem Sofa erschreckendes Stimmengewirr aus.
"Was?"
"108 Jahre??"
"Das halt ich nich aus!"
"Na, daas kann ja heiter werden!"
Alle Gesichter zeigen sich dabei sehr ernsthaft, drücken mehr oder weniger tiefe Besorgnis aus und bringen der Verkünderin dieser eventuellen Zukunftsaussicht ermahnende Blicke ein.
Schweigen umhüllt minutenlang die Tafelrunde.
Jeder kaut nachdenklich vor sich hin, als ob der gute Appetit dahin wäre.
Nur allmählich erholt man sich.
Dann scheint der ausgelöste Schock überwunden zu sein.
"Mama, legt dir beizeiten einen großen Knüppel zu. Wenn der Alte zuviel meckert, dann ziehste ihm eine über", vermeldet ein Kopf seine Schlußfolgerung.
"Ach was, den packen wir dann in einen Einkaufswagen aus der Halle und schieben ihn auf die Spreebrücke".
Mit guten Ratschlägen Richtung Oma wird nicht gespart.
Alle machen mit.
"Nein, nicht auf die Spreebrücke. Der Kleine wird an ein Spritzauto der Stadtreinigung angebunden. Dann kommt er wenigstens mal durch ganz Berlin".
"Auch durch den Westen?"
"Auch durch den Westen!"
"Na, das wird ein Gaudium mit dem Alten", kommentiert eine fast eifernde Freundlichkeit, wohl überzeugt von der eigenen Aussage. Sie muß es wohl wissen.
"Der Alte nach dem Westen, das glaubste doch selbst nich!" kontert eine aufgeregte Stimme und fährt fort, "unser Vadda hat doch mächtig Angst vor so viel Verkehr!"
"Meinste die Autos oder die flotten Bienen", schmunzelt laut die Stimme mit der Idee vom Spritzauto und so.
"Na die Autos, was denn sonst! Vadda und flotte Bienen, daß ich nich lache!"
Allgemeine Heiterkeit in verschiedenen Tonlagen flattert auf und durchs Geburtstagszimmerfenster nach draußen.
"Klar, der läuft doch in Neukölln zu Fuß auf dem Bürgersteig immer hinter Mama her. wenn sie einmal im Jahr mit dem Bus rüber fahren".
"Sei doch nicht soo rabiat", versucht eine jüngere Stimme zu bremsen.
Aber da kommt schon der nächste Tiefschlag.
"Wenn er nicht pariert, dann kommt er über Nacht einfach auf den Balkon".
"Auch im Herbst und Winter?"
"Na klar!"
"Mama, du hast doch eine große Kühltruhe. Da steckste ihn einfach rein, wenn er Fissepatenten macht", kommt ein überzeugender Rat.
"Aber, in der Truhe gefriert er doch!"
"Na und? Gute Ware hält sich".
"Mama, vielleicht reicht auch ein großer Schnuller", bringt ein Teilnehmer seinen Zweifel an der gesamten Anwendung zum Ausdruck.
"Der Alte mit Schnuller! Den spuckt er doch aus".
"Dann nimmste ihm eben das Gebiß weg".
"Denkste. Da ist noch alles echt", kontert überzeugt eine Stimme.
"Oder klebst ein breites Klebeband von einem Ohr zum anderen".
"Apropos Einkaufswagen, wir wollten doch für alle Fälle so einen kleinen Kinderwagen kaufen, da kommt unser Alterchen dann rein".
"Hat nicht einer von uns hier noch so was im Keller herum liegen?"
"Hab'ich nicht mehr".
"Ich auch nicht".
Bedauern auf breiter Linie.
"Vielleicht sollten wir dann mal sammeln?"
Vollste Entrüstung lautstark ringsum.
"Auch noch sammeln, so weit kommt das noch!"
Eine energische Stimme wird durch zwei pochende Schläge mit der Hand auf den Kaffeetisch unterstützt und schließt mit den bekräftigenden Worten: "Auch das noch!"
Einige Minuten zieht Ruhe ein.
Alle beißen ein- zweimal mit höchstem Genuß in ihr gewähltes, nicht allzu großes Kuchenstückchen.
Dann ist es weg vom Teller.
Einzelne Krümelchens werden noch wohlbehaglich aufgetupft.
Mit geschultem Blick findet jeder sofort sein nächstes Traumstück, läßt sich das Ausgewählte von dem mittelbar am Kuchentablett Sitzenden auf seinen Teller füllen.
Kaffeeduft durchzieht das mollig warme Zimmer.
Nur das unverkennbare Geräusch der zu Tage gepreßten Schlagsahne unterbricht die Schweigsamkeit der Mäuler. Jeder bedient sich, gibt dem sprühfertig und wärmebehandeltem Milchprodukt die erhoffte Freiheit, genießt.
Ein geladener Gast schlürft. Halblaut, aber, er schlürft voller Genuß!
"Wenn der Alte wieder im Garten ist, dann heißt es ruhig sein", nimmt man das bereits erprobte Thema wieder auf.
"Warum?"
"Da kannste auf den schrulligen Alten nicht mehr schimpfen. Der hört dann alles mit den neuen Hördingern".
Erneut macht sich Zweifel breit.
Ob die Hörreichweite wirklich so stark sei?
"Na und ob das so ist! Darauf darfste Gift nehmen", meldet sich die Stimme von vorhin überzeugend.
"Dann müssen wir ganz leise vorbei gehen".
"Noch leiser als leise! Außerdem siehste den Alten ja nich, wenn er am Teich sitzt".
"Deshalb hat er doch die Lebensbäumchen so dichte gepflanzt", überzeugt die Stimme in etwas hoher Distanz und fährt fort mit der einleuchtenden Begründung: "Damit ihm keiner stört, wenn er sich mit seinen ulkigen Fischen unterhält".
Kichern.
Allgemeines Kuchenkauen erzeugt in der idyllischen Geburtstagsrunde von neuem ungewollte Schweigeminuten.
Jeder beschäftigt sich mit sich selber, verspeist Angeschautes,was ihm dann auch besonders gut zu munden scheint.
Der helle Klang abstellender Kaffeetassen zeigt eine neue Speisepause an.
(Die Geburtstagsfete ist noch nicht zu ende, wird weiter geschrieben)
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Alle Gäste und auch unserer Familie sind zu 16 Uhr geladen.
Auf den Straßen herrscht Glatteis. Mit Sommerreifen sollte kein Risiko eingegangen werden. So bleibt mir nichts anderes übrig, als mich durch meine bessere Hälfte mit vertreten zu lassen.
So zieht Oma Ilse, meine bessere Hälfte, bereits nach 14 Uhr mit Hilfe von Straßenbahn und Bus in Richtung Treptow los.
Dank meiner liebevollen Familie trage ich auch bei Abwesenheit stets humorvoll zum Gelingen des Abends bei.
So ist es auch diesmal.
Der Alte, das bin ich, wird Gegenstand gar freundlicher Erörterungen.
Und im Gedanken bin ich voll im Kreis der lustigen Plauderer, höre mit herzhafter Begeisterung zu.
Kaum füllt Kaffee die Tassen, liegt Torte und Selbstgebackenes auf den Tellern der Treptower Tischrunde, werden neueste Informationen aus dem engsten Familienkreis dazu gepackt.
"Vadder will sich ein Hörgerät zulegen", informiert Oma Ilse, als anwesendes Familienoberhaupt.
Die Kaffeegäste von Enkelin Sandra horchen auf.
"So ein altes, gebogenes Horn vom Ochsen", fragt man schmunzelnd aus der Fensterseite.
"Nein", erklärt Oma Ilse. "Kein altes Horn vom Ochsen. So ein neumodisches, mit Batterie und so."
"Aber, das Ochsenhorn würde doch so gut aussehen", wird nochmal von der Fensterseite unterstrichen.
"Mit Strippe und um den Hals gebammelt, phantastisch!"
Die anderen Gäste halten sich aus der Phantasiemalerei gekonnt heraus.
"Für ein Ohr oder alle zwei", will interessiert eine bereit Kuchen kauende Stimme wissen.
"Für beide Ohren", ergänzt Oma Ilse.
"Auch für spitze Ohren?" Sollte wohl eine witzige Frage sein.
"Dann hört der Alte jeden Floh husten, da mußte dir aber vorseh'n Mama".
Allgemeine Zustimmung an der Kaffeerunde.
"Mir hat er am Telefon erzählt, er will unbedingt 108 Jahre alt werden. Wenn ich mir den Alten da so vorstelle, mit Schnabeltasse und wackligem Krückstock, da können wir noch manches erleben".
Diese beängstigende Voraussage löst nicht nur auf dem Sofa erschreckendes Stimmengewirr aus.
"Was?"
"108 Jahre??"
"Das halt ich nich aus!"
"Na, daas kann ja heiter werden!"
Alle Gesichter zeigen sich dabei sehr ernsthaft, drücken mehr oder weniger tiefe Besorgnis aus und bringen der Verkünderin dieser eventuellen Zukunftsaussicht ermahnende Blicke ein.
Schweigen umhüllt minutenlang die Tafelrunde.
Jeder kaut nachdenklich vor sich hin, als ob der gute Appetit dahin wäre.
Nur allmählich erholt man sich.
Dann scheint der ausgelöste Schock überwunden zu sein.
"Mama, legt dir beizeiten einen großen Knüppel zu. Wenn der Alte zuviel meckert, dann ziehste ihm eine über", vermeldet ein Kopf seine Schlußfolgerung.
"Ach was, den packen wir dann in einen Einkaufswagen aus der Halle und schieben ihn auf die Spreebrücke".
Mit guten Ratschlägen Richtung Oma wird nicht gespart.
Alle machen mit.
"Nein, nicht auf die Spreebrücke. Der Kleine wird an ein Spritzauto der Stadtreinigung angebunden. Dann kommt er wenigstens mal durch ganz Berlin".
"Auch durch den Westen?"
"Auch durch den Westen!"
"Na, das wird ein Gaudium mit dem Alten", kommentiert eine fast eifernde Freundlichkeit, wohl überzeugt von der eigenen Aussage. Sie muß es wohl wissen.
"Der Alte nach dem Westen, das glaubste doch selbst nich!" kontert eine aufgeregte Stimme und fährt fort, "unser Vadda hat doch mächtig Angst vor so viel Verkehr!"
"Meinste die Autos oder die flotten Bienen", schmunzelt laut die Stimme mit der Idee vom Spritzauto und so.
"Na die Autos, was denn sonst! Vadda und flotte Bienen, daß ich nich lache!"
Allgemeine Heiterkeit in verschiedenen Tonlagen flattert auf und durchs Geburtstagszimmerfenster nach draußen.
"Klar, der läuft doch in Neukölln zu Fuß auf dem Bürgersteig immer hinter Mama her. wenn sie einmal im Jahr mit dem Bus rüber fahren".
"Sei doch nicht soo rabiat", versucht eine jüngere Stimme zu bremsen.
Aber da kommt schon der nächste Tiefschlag.
"Wenn er nicht pariert, dann kommt er über Nacht einfach auf den Balkon".
"Auch im Herbst und Winter?"
"Na klar!"
"Mama, du hast doch eine große Kühltruhe. Da steckste ihn einfach rein, wenn er Fissepatenten macht", kommt ein überzeugender Rat.
"Aber, in der Truhe gefriert er doch!"
"Na und? Gute Ware hält sich".
"Mama, vielleicht reicht auch ein großer Schnuller", bringt ein Teilnehmer seinen Zweifel an der gesamten Anwendung zum Ausdruck.
"Der Alte mit Schnuller! Den spuckt er doch aus".
"Dann nimmste ihm eben das Gebiß weg".
"Denkste. Da ist noch alles echt", kontert überzeugt eine Stimme.
"Oder klebst ein breites Klebeband von einem Ohr zum anderen".
"Apropos Einkaufswagen, wir wollten doch für alle Fälle so einen kleinen Kinderwagen kaufen, da kommt unser Alterchen dann rein".
"Hat nicht einer von uns hier noch so was im Keller herum liegen?"
"Hab'ich nicht mehr".
"Ich auch nicht".
Bedauern auf breiter Linie.
"Vielleicht sollten wir dann mal sammeln?"
Vollste Entrüstung lautstark ringsum.
"Auch noch sammeln, so weit kommt das noch!"
Eine energische Stimme wird durch zwei pochende Schläge mit der Hand auf den Kaffeetisch unterstützt und schließt mit den bekräftigenden Worten: "Auch das noch!"
Einige Minuten zieht Ruhe ein.
Alle beißen ein- zweimal mit höchstem Genuß in ihr gewähltes, nicht allzu großes Kuchenstückchen.
Dann ist es weg vom Teller.
Einzelne Krümelchens werden noch wohlbehaglich aufgetupft.
Mit geschultem Blick findet jeder sofort sein nächstes Traumstück, läßt sich das Ausgewählte von dem mittelbar am Kuchentablett Sitzenden auf seinen Teller füllen.
Kaffeeduft durchzieht das mollig warme Zimmer.
Nur das unverkennbare Geräusch der zu Tage gepreßten Schlagsahne unterbricht die Schweigsamkeit der Mäuler. Jeder bedient sich, gibt dem sprühfertig und wärmebehandeltem Milchprodukt die erhoffte Freiheit, genießt.
Ein geladener Gast schlürft. Halblaut, aber, er schlürft voller Genuß!
"Wenn der Alte wieder im Garten ist, dann heißt es ruhig sein", nimmt man das bereits erprobte Thema wieder auf.
"Warum?"
"Da kannste auf den schrulligen Alten nicht mehr schimpfen. Der hört dann alles mit den neuen Hördingern".
Erneut macht sich Zweifel breit.
Ob die Hörreichweite wirklich so stark sei?
"Na und ob das so ist! Darauf darfste Gift nehmen", meldet sich die Stimme von vorhin überzeugend.
"Dann müssen wir ganz leise vorbei gehen".
"Noch leiser als leise! Außerdem siehste den Alten ja nich, wenn er am Teich sitzt".
"Deshalb hat er doch die Lebensbäumchen so dichte gepflanzt", überzeugt die Stimme in etwas hoher Distanz und fährt fort mit der einleuchtenden Begründung: "Damit ihm keiner stört, wenn er sich mit seinen ulkigen Fischen unterhält".
Kichern.
Allgemeines Kuchenkauen erzeugt in der idyllischen Geburtstagsrunde von neuem ungewollte Schweigeminuten.
Jeder beschäftigt sich mit sich selber, verspeist Angeschautes,was ihm dann auch besonders gut zu munden scheint.
Der helle Klang abstellender Kaffeetassen zeigt eine neue Speisepause an.
(Die Geburtstagsfete ist noch nicht zu ende, wird weiter geschrieben)
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