Es war einmal …


Es war einmal …

 
Es war einmal eine Ratsversammlung einer mittelgroßen Stadt. Sie hatte wieder einmal getagt, fünfeinhalb Stunden lang. Zwar bestand die Bürgerschaft der Stadt nur aus vier Parteien - dennoch waren es vierundzwanzig Meinungen, die hier aufeinandertrafen.
        Klar, es war ja auch ein heißes Eisen. Sie hatten sich lange davor gedrückt, dieses relevante Thema anzufassen, aber die Einwohner der Stadt hatten letztlich darauf gedrungen, hier endlich »Nägel mit Köpfen« zu machen. Der Bürgermeister, vor einigen Wochen wiedergewählt, war dann zur Tat geschritten und nun lag der Dreiviertel-Mehrheits-Beschluss auf dem Tisch!

        AUSLÄNDER UNERWÜNSCHT.

Die Plakate in auffälliger neongrüner Farbe wurden in Auftrag gegeben. Die Druckerei hatte sich zunächst geweigert, auf intensives Anstoßen der Stadtverwaltung aber, das man, gelinde gesagt, als Nötigung auffassen könnte, musste der Druckerei-Inhaber zähneknirschend nachgeben. Drei Tage später verzierten an vielen markanten Stellen der Stadt diese Überbleibsel einer vor-medialen Informationsgestaltung wie Schmuckblätter das Stadtbild.
        Und so war es denn auch unausbleiblich, dass der größte Teil der Bevölkerung vor diesen Plakaten stand und mehr oder minder begeistert von dieser Entscheidung der Stadtväter war. Der Teil der städtischen Einwohner, der ausländische Wurzeln hatte, sah sich nicht mehr angenommen und verließ nach dieser verbreiteten Aufforderung innerhalb zwei Wochen die Stadt!
        Und nun geschah, was niemand erwartet hatte: Alle Ausländer waren plötzlich fort. Als die Arbeitnehmer der Stadt zwei Wochen darauf morgens zu ihrer Tätigkeit aufbrechen wollten, waren sie plötzlich vor eine Situation gestellt, die sie nicht erwartet hatten!
Alle Autos jener Marken, die ihre Produktion im Ausland hatten, waren nun auf einmal fort! Die Japaner, Koreaner und Franzosen waren nicht mehr vorhanden, Italiener ließen grüßen mit dem Hinweis, dass bei ihnen ja noch Urlaubsplätze vorhanden seien. Den Menschen blieb nichts anderes übrig, als zu Fuß zur Arbeit zu gehen, die Lehrer standen vor leeren Schulbänken, weil die Eltern ihre Kinder nicht mehr mit dem Elterntaxi zur Schule bringen konnten.
        In den Supermärkten herrschte kein Überangebot mehr, Tomaten aus Holland und Spanien, Käse aus der Schweiz und Dänemark, Orangen und Penne aus Italien - alles war nicht mehr vorhanden! Die Gänse aus Polen und Ungarn waren weg geflogen. Pizza, Döner und Burger völlig verschwunden, selbst die vielgeliebten/geschmähten Fritten hatten die Flucht ergriffen.
Die Verkäuferin am Blumenstand zuckte bedauernd mit den Schultern, »Tut mir leid, die ganze Blumenpracht hat sich geweigert, nach Old Germany einzufliegen!«
        Die Restaurants der Stadt waren von einem auf den anderen Tag eintönig geworden; so weit es noch deutsche Küche gab, bildeten sich ellenlange Schlangen, da thailändische, chinesische, italienische, kroatische u.a. Lokale nicht mehr vorhanden waren.
        Selbst der Bürgermeister war davon betroffen, als der auf seine Uhr schauen wollte, war die schon längst auf dem Weg in die Schweiz!
Es wurde also schleunigst eine neue Ratsversammlung einberufen, auf der alle Anwesenden sich dafür aussprachen, den Ausländer-Beschluss schnellstens aufzuheben. Und so geschah es dann auch.
        Gleichzeitig wandte man sich an all die anderen Städte, dass sie sich von ihren eigenen Dummköpfen nicht beirren lassen sollten und niemals diese unsinnige Parole
»Ausländer unerwünscht« veröffentlichen dürften.

Doch wenn es nicht geändert wurde, sind diese Parolen immer noch vorhanden …

©by H.C.G.Lux


Anzeige

Kommentare (4)

Via

Hing schon in meiner allerersten Bude:
Unbenannt.PNGIst über die Jahrzehnte aktuell geblieben - leider!
VG - Via

Rosi65

deutsche raus 2.jpg
Schau mal Pan, in dieser Stadt wurden die Plakate jetzt endlich ausgetauscht...😊😃😍

Rosi65

Pan

@Rosi65  
SUPER EINFALL! Ich bin begeistert, aber bitte Herrn Höcke drinlassen, er würde nur stören ...
herzlichst,
Horst

protes

das können ganz bestimmt viele nicht verstehen wollen
denkt sich der hade
mit einem herzlichen gruß
hade


Anzeige