Erkan und die idiotische IP.

Autor: ehemaliges Mitglied

Erkan und die idiotische IP.

Eine technische Geschichte, zum besseren Verständnis sehr vereinfacht, aktualisiert.

Jegliche Ähnlichkeit mit vorhandenen oder zukünftigen Personen sind rein zufällig.


Personen:
Kleinesrainer: Hallo zusammen, mal reinschauen
Elfie: Guten Tag Rainer
Erkan: Türsteher im ST-Chat
Poldi: Chef vom Fidion Server
Karl: Administrator im ST

und weitere Teilnehmer vom ST.

Das ist Kleinesrainer und das ist Elfie.
Die beiden wollen sich heute im ST-Chat begrüßen.

Kleinesrainer geht an den Computer, schaltet ihn ein, er möchte online gehen.
Er stellt eine Verbindung über den Internetexplorer zu seinem Provider (Internetanbieter, hier die Firma 1und1) her.
1 und 1 bemerkt das, schaut in die Liste, ob Klr auch bezahlt hat und gibt im eine IP (Internetprotokollnummer), die frei ist, damit er ins Internet kann. Das sieht so aus wie eine Kreditkarte, da ist die Nummer drauf. Vier Zahlengruppen durch einen Punkt getrennt.
Diese Nummer sieht heute bei Klr so aus:
114.35.210.32
Er hat nicht immer die gleiche Nummer.
Diese Nummer gibt’s nur einmal auf der Welt und so weiß jeder: das ist der Computer von Klr.
Weil er sich im Norden der Republik zwischen Lübeck und Kiel eingewählt hat, bekommt er die 114 und weil sein Internetanbieter 1und1 ist bekommt er die 35, die restlichen Ziffern werden einfach so vergeben.

Das ist Elfie, die auch in den ST-Chat will. Sie wählt die Nummer ihres Anbieters Netcologne und lässt sich mit ihm verbinden.
Auch da gibt’s eine Nummer, weil Elfie ihren Anschluss auch bezahlt hat. Ihre Kreditkarten-IP-Nummer lautet
84.22.123.110
84 heißt, sie kommt aus dem großen Umland von Köln, 22 hat vielleicht ihr Internetanbieter Netcologne.

Nachdem beide ihre eigene IP-Nummer auf der Chipkarte haben, machen sie sich auf unterschiedlichem Weg über die Datenautobahn nach Würzburg. Über Kabel und über Funkstrecke, freischwebend. Klr hat schönes Flugwetter, bei Elfie regnet es.

In Würzburg gibt’s eine Firma, die heißt Fidion, die hat den Chat programmiert und der Seniorentreff hat einen davon gekauft.

Vor dem Chateingang, über dem in bunter Leuchtschrift und blinkend „www.seniorentreff.de“ steht, umgeben von blumigen Seniorinnen ist ein Bollwerk.
Das ist Erkan.
Erkan ist Türsteher, mit Oberarmen wie meine Schenkel, Stoppelhaare, blaues Auge, Oberarme verschränkt. Schiefes Käppi, Schirm nach hinten. Er steht da.
"Du kommst da net rein!"
Und wer nicht Zugang haben darf kommt an Erkan nicht vorbei.

Klr reiht sich in die Warteschlange ein und als er dran ist, zeigt er seine IP-Nummer, seinen Nick Kleinesrainer und sein Passwort: holdudiladio.
Erkan denkt nach, ob er mich kennt. Den Namen und das Passwort kennt er. Er verbindet beides mit der IP-Nummer und weiß, wenn irgend jemand mit ihm reden will muss man mit "114.35.210.32" reden. Das ist Kleinesrainer.

Elfi kommt etwas später zu Erkan und bekommt einen Anschiss, weil sie durch den Regen gereist ist. Jetzt ist ihre IP-Nummer nass. Erkan ist maulig und meint, sie hätte ja einen Schirm aufspannen können, aber dann wischt er die IP-Nummer von Elfi trocken.
Elfie hat jetzt wieder eine lesbare IP-Nummer. Sie hat sie doch von ihrem Internetanbieter Netcologne aus dem großen Umfeld von Köln.
Sie nennt Erkan ihren Namen: Elfie und ihr Passwort: schaunmermalbitterscheen. Erkan erkennt Elfie und nickt mit dem Kopf Richtung Eingang.

Elfie sieht gerade noch, wie ihre Nachfolgerin in der Warteschlange von Erkan aufgehalten wird.
"Du kommst hier net rein"
"Warum komm ich net rein?"
"Du kommst hier net rein"
"Nu sag doch, warum komm ich net rein?"
"Menno, schau doch dein Passwort an, guckst du, falsch geschrieben, menno, Du kommst hier net rein."
Sie muss sich neu anstellen und das Passwort neu und richtig geschrieben bereithalten.
Dann darf sie auch rein.

In der Mitte des Chatservers, also dem Computer von Fideon, der Firma in Würzburg, ist eine große Halle. In der Mitte der Halle steht ein dicker, fester Pfosten, um den Pfosten herum sind 5 Ringe, an die jeweils ein langes Seil angeschweißt ist. Am Ende des langen Seiles können sich die Briefträger einhängen.
In einem großen Kreis um den Mittelpfeil befinden sich über 2025 Häuschen. das sind die Häuschen der User. Deswegen heißen diese Visitenkarten im Senioren-Treff Häuschen. Jeder hat sein Häuschen nach seinem Geschmack tapeziert, wie er mag, ob’s gefällt oder nicht. Manchmal kommt, wenn du die Türe öffnest ein Musikgedudel heraus, oder die Wände hängen voller Gifs.

Der Bürgermeister würde gerne viele von den Häuschen abreißen lassen, weil niemand mehr drin wohnt, oder weil sie schon halb zerfallen sind. Und schönere bauen, aber es fehlt halt das Geld wie überall.

Morgens ganz früh, kommen diese Briefträger, je 5 in einer Schicht, hängen sich in ihr Seil ein und fangen an im Kreis zu laufen. Immer schneller und schneller, bis sie es schaffen, jedes Häuschen innerhalb von 0,5 Sekunden im Kreis zu erreichen. Wie im Kettenkarussell fegen die Briefträger um die Runde, an jedem Häuschen vorbei.
Das ist der Datenbus.
Stolpern die Briefträger, bekommt man keine Daten und man fliegt aus dem Chat und muss über Erkan wieder neu hereinkommen.
Oder sie überholen sich gegenseitig, dann geht im Chat gar nichts mehr, er steht.
Dann kommt der „Reorganisationslauf“. Entflechten der Briefträger.

Kleinesrainer schreibt auf seiner Tastatur seine Begrüßung: „Hallo zusammen, mal eben reinschauen.“
Er packt das in den Briefumschlag, schreibt drauf:
an Elfie, Lobby,
gibt das seinem Diener, der geht zum Briefkasten, wartet auf den Briefträger der ihm den Brief abnimmt.
Der liest:
An Elfie, Lobby.
Er weiß aus seiner Datenbank, dass Elfie da ist, er weiß welche Rechnernummer Elfie hat: nämlich immer noch "84.22.123.110"
Deswegen braucht man die (IP-)Rechnernummer.

Der Briefträger rennt im Affenzahn zum Häuschen von Elfie, gibt ihrem Diener den Brief, stempelt bei sich "ausgeliefert". Der Diener von Elfie bringt Elfie den Brief und sie liest auf dem Bildschirm: "Hallo zusammen, mal eben reinschauen."

Elfie schreibt jetzt: "Guten Tag Rainer", gibt den Brief wieder dem Diener, der dem Briefträger, der erkennt aus seiner Datenbank dass Klr die IP-Nummer "114.35.210.32" hat, rennt zu seinem Häuschen, stempelt bei sich ausgeliefert, gibt den Brief dem Diener, der dem Klr und der kann lesen: "Guten Tag Rainer."
Und wenn man das geschriebene von Elfie vorher lesen kann, dann hat sie einen ganz flinken Briefträger erwischt.

Jetzt kommt Karl.
Karl kommt mit der Stretchlimousine vom ZUM-Wissenschaftsserver herüber.
Karl hat eine Platinkarte, auf der seine IP steht und der Zusatz "Webmaster" (Verwalter).
Karl sagt: Karl und das Passwort: OhdufröhlicheHerbstzeitlosensommerzeit.
Erkan begutachtet argwöhnisch die Karte, prüft sie genau, dann verzieht sich sein Gesicht zu einem Grinsen, sein blaues Auge strahlt heller.
"Voll krass, dass du reinschaust, Chefe, megacool man. Du kommst rein."
Drinnen bekommt Karl eine rote Jacke wie die Feuerwehrleute. Auf dem Rücken klebt ein großes Schild "ADMIN". Karl kann damit vieles mehr sehen als andere. Und er bekommt den Generalschlüssel.
Und nur Karl kann das sehen, und seine Helfer, die Admins, weil nur die zum Poldi gehen können. Niemand anderes kann zum Poldi. Poldi gibt niemand anderes den Generalschlüssel.
Auch wenn man das behauptet. Frag ihn das nächste mal, wenn du ihm begegnest.
Und Poldi hat die ganzen Karteikarten.

Wer ist Poldi?
Karl geht zum Chat-Chef Poldi.
Der lackiert sich gerade die Fingernägel und singt fröhlich: „Hulali Lukulele.“
Er fühlt sich nicht recht wohl, weil sein BH klemmt. Er hat scheinbar die Träger verdreht.
Poldi gibt Karl die Mappen mit den Einträgen aus dem Chatforum.
"Wieder ne Menge Müll drin, viel Spass beim lesen" flötet er. Karl geht in sein Büro.

Bei Erkan gibt’s Zoff.
Eine kleine schwarzhaarige Frau mit roter Jacke hat eine Chipkarte auf der sie mit Buchstaben aus der Bildzeitung ne falsche IP, falschen Namen und falsches Passwort drübergeklebt hat.
"Du kommst hier net rein!"
Und weil es der fünfte Versuch ist, ruft Erkan seinen Chef Poldi an und meldet ihm: "Heja Chefe, ich hab hier ne scheiße Karte, die versucht das jetzt schon 5 mal hier reinzukommen. Sie will IP's klauen."

Poldi sagt: "Ok, ich gebe die Standartmeldung an die Admins raus, dass es jemand versucht hat, unberechtigt Zugang zum Server zu verschaffen." Er legt seinen Lippenstift weg und schreibt eine E-Mail.
Erkan hat die aufgeklebten Buchstaben von der Chipkarte abgekratzt und kann die wirkliche Nummer sehen.

Und nun können sie über den Internetanbieter feststellen, wer das ist. Weil der die IP vergeben hat. Pech.


Also, User, wenn Du mal in der Lobby bist und die Begrüßung mitgelesen hast, weißt du jetzt wie das geht.

Und noch eines, Wanderer in den Welten, kommst du in den Norden der Republik und wählst dich dort ein, dann halte die IP sauber. Wenn ich sie eines Tages wieder bekomme, möchte ich nicht auf Ketchup oder Senfflecken sitzen müssen. Oder einen schlechten Ruf haben .

Diese Story darf kopiert und vervielfältigt werden unter Namensnennung des Autors und seiner E-Mail-Adresse kleinesrainer at web.de.



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