ENTSCHEIDEN 3

ENTSCHEIDEN

Meine Güte, was war ich heute aber spät dran. Unser Meeting sollte nämlich in 15 Minuten beginnen. Doch ich hatte tatsächlich Glück und fand sogar noch einen schönen Parkplatz auf unserem Firmengelände, direkt zwischen dem Japaner des Hausmeisters und einer grünen Rasenfläche. Wunderbar! Ich stieg erleichtert aus dem nagelneuen Mietwagen aus, um mich schnell auf den Weg zum Hauptgebäude zu machen.

Den Mietwagen hatte ich mir am Vortag in der Autowerkstatt ausgeliehen, da mein eigenes Auto repariert werden musste. Er war noch keine 1000 km gelaufen.
Mir war sofort etwas unbehaglich zumute, als ich mir den schwarzen Leih-Flitzer so anschaute. Er war wirklich super chic, doch für meine Verhältnisse viel zu teuer.
„Haben Sie den kein älteres oder kleineres Modell für mich zur Auswahl?“ fragte ich sofort nach.
„Nein, die sind schon alle vermietet“, lautete die knappe Antwort.

Das Fremdauto war zwar mit Vollkasko versichert, doch mein Eigenanteil erschien mir im Schadensfall doch ziemlich hochpreisig zu sein. Dazu kamen natürlich noch die Mietkosten und der Endpreis für die Reparaturarbeiten meines eigenen Autos. Nun, ich würde also besonders gut aufpassen müssen, damit diesem kostbaren Baby auch ja nichts passierte.

Plötzlich durchflutete eine riesige Angstwelle meinen ganzen Körper. Es war wie eine Warnung:“ Nein, nicht hier parken! Fahr das Auto woanders hin! Sofort!
Ich war total irritiert, denn gleichzeitig hatte ich auch dieses unangenehme Gefühl von bösen Augen beobachtet zu werden. Doch es war niemand zu sehen. Mein Verstand versuchte mich ziemlich unwirsch wieder zu beruhigen:“ Was soll denn nur dieser Blödsinn, der Parkplatz ist gut. Da steht ja noch nicht mal ein Baum daneben, der eventuell einen Ast verlieren könnte. Beeile Dich jetzt mal lieber! Oder willst Du Deinen Vorgesetzen warten lassen?“

Nach einigen Schritten durchdrang mich ein noch stärkeres Bauch- Alarm-Gefühl als beim ersten Mal. So, als ob es mich fast anschreien würde:“ FAHR DAS AUTO WEG!!!“
Unschlüssig ging ich wieder ein paar Schritte zurück. Doch ich hörte auf mein Gehirn, dass mir logisch erklärte: “Wo willst Du denn jetzt eigentlich hin? Es gibt doch gar keinen anderen freien Parkplatz mehr.“

Viele Arbeitsstunden vergingen. Den morgentlichen Vorfall hatte ich schon längst wieder vergessen.
Doch zum Feierabend bekam ich plötzlich vor Schreck fast einen Herzriss. Schon aus größerer Entfernung konnte ich die hässliche Beschädigung an meinem Leihwagen sehen. Ein dicker Kratzer überzog die gesamte Länge auf der Fahrerseite. Sogar der Türgriff und die Beschriftung des Autohauses waren zerstört. Ich war wirklich fassungslos. Das hatte jemand offensichtlich mit einem spitzen Gegenstand und mit voller Absicht getan. Doch keiner hatte etwas gesehen, und der Täter wurde somit auch nicht gefunden.

Für diese Gemeinheit musste ich leider viel Lehrgeld bezahlen. Gleichzeitig war es aber auch ein Schlüsselerlebnis für mich, denn dieses innere Bauchgefühl werde ich bestimmt nie wieder ignorieren.

Rosi65

Titelbild: kostenlos von pixabay


 


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Kommentare (15)

Rosi65


Meinen herzlichen Dank sende ich heute

einmal an reflex, Songeur, Manfred36, ladybird, Christine36lächel, Muscari, Claudine, Sofia54 und Roxanna für die schönen Herzchen, sowie den Schreibern für ihre mitfühlenden Worte und Kommentare.

sonnenuntergang.jpg

Möge er immer ein wachsames Auge auf euch haben...😉

Rosi65

werderanerin

Ja, nicht gut gelaufen, könnte man sagen...aber wie soll man sich entscheiden.

Garnicht so einfach, denke ich, wenngleich ich sehr oft auf mein Bauchgefühl höre, es gibt aber eben auch Situationen, da ist es besser, den Kopf sprechen zu lassen.

Wie aber die Balance finden...sich selbst vertrauen, denke ich!


Kristine

Rosi65

Liebe Kristine,

ja, sehr dumm gelaufen...
Ich denke, im Nachhinein spielte die Eile eigentlich die größte Rolle, da mir gar keine Zeit blieb um in Ruhe zu überlegen.

Danke Dir für Deinen Kommentar 

Viele Grüße
   Rosi65

Roxanna

Das kenne ich auch, liebe Rosi, dieses Kämpfen des Verstandes mit der inneren Stimme. Lehrgeld habe ich auch schon bezahlt, wenn der Verstand gesiegt hat. Ich frage mich manchmal, warum haben wir Menschen verlernt wieder mehr auf unsere innere Stimme zu hören und eher dem zu "gehorchen", was der Verstand sagt? Ich könnte mir vorstellen, dass es Zeiten gab, wo das umgekehrt war. Seinen eigenen Gefühlen wieder mehr zu trauen, wäre gut.

Lieben Gruß
Brigitte

Rosi65

Liebe Roxanna,

diese Intuition, oder auch das Bauchgefühl genannt, ist dem kurzen Aufflackern eines Feuers ähnlich, also unrealistisch, fast so wie in einem Traum. Es liefert uns auch keine Gründe oder Erklärungen ab.

Während unser Verstand in der Lage ist sofort mit seinen logischen Gegenargumente zu kontern.
Deshalb wird dieser wohl, so wie in meinem Erlebnis, oft die Oberhand behalten.
Allerdings werde ich in Zukunft die Gefühlswelt besser berücksichtigen.


Es freut mich aber sehr, dass Du Dich so gut in diesen geschilderten Ablauf hineinversetzen konntest. Danke Dir für Deine Sicht der Dinge.

Herzliche Grüße
    Rosi65

Muscari

Liebe Rosi,

das war ja wirklich ein furchtbares Ereignis, noch dazu, weil Du bereits zuvor diese seltsame Ahnung hattest.
Da sieht man wieder, wie sehr das Bauchgefühl versucht hat, den Verstand zu unterdrücken. Dieses Mal vergeblich.
Der Verstand hat gesiegt, zu Deinem großen Nachteil und Schrecken.
Die falsche ENTSCHEIDUNG eben.

Was sagt uns das wieder: Höre auf Dein Bauchgefühl, das ist meist das Richtige.

Mit liebem Gruß von
Andrea

Rosi65

Das war tatsächlich ein gewaltiger Schock für mich, liebe Andrea, denn wer rechnet schon mit solch einer üblen Attacke.
Deinen Rat werde ich natürlich für die Zukunft gerne beherzigen und immer auf mein Bauchgefühl hören. Danke Dir für Deine lieben Zeilen.

Herzliche Grüße
   Rosi65

 

Claudine

Kein Auge Allahs, kein heiliger Christophorus, kein Rosenkranz im Auto richtet etwas aus gegen den bösenartigen Zerstörungswahn dummer Menschen, leider.
Tut mir echt leid für dich, liebe Rosi.
Herzliche Grüße
Claudine
 

Rosi65

Ja, liebe Claudine, leider kann man sich vor Vandalismus nicht schützen. Der Name des Autohauses prangte ja auffällig und gut sichtbar auf den Autoseiten, also war das Auto als Leihwagen für jeden gut erkennbar. Die Polizei vermutete damals sogar, man wollte aus irgendwelchen Gründen eigentlich dem Autohaus diesen Schaden zufügen. Nur schade, dass wir keine Videoüberwachung hatten.

Danke für Deinen lieben Kommentar.

Herzliche Grüße
    Rosi65 

ladybird

Oh, liebe Rosi65,
das ist eine schlimme Erfahrung, und auch  eine teure noch dazu....
Vielleicht kannst Du daraus "lernen, nie wieder dem Verstand zu folgen, sondern eher immer wieder Deinem "Bauchgefühl", Du siehtst: das ist wohl stärker?
ich wünsche Dir nie wieder eine solche Attacke,
lieber stets eine gesunde Fahrt und einen sicheren Parkplatz,
herzlichst
ladybird

Rosi65

Danke, liebe Renate für Dein Mitgefühl und die guten Wünsche! Dieser Vorfall liegt schon ein paar Jahre zurück, trotzdem hoffe ich, dass mir so etwas niemals wieder passiert.

Herzliche Grüße
    Rosi65 

Christine62laechel


Eine riesige Angstwelle, ein Alarm-Gefühl... So etwas darf man wirklich nicht ignorieren, glaube ich, liebe Rosi. Egal woher diese Signale kommen (aus dem Bauch ja, haben wir neulich festgestellt 😊), die bringen eine wahre Nachricht: du musst etwas tun, sofort! Mögen wir möglichst selten so ein Gefühl bekommen, denn es selbst, und eventuell auch noch zusätzliche Umstände, die können echt unangenehm sein. :)

Mit lieben Grüßen
Christine

Rosi65

Liebe Christine,

es war das letzte Jahr meiner Berufstätigkeit. Damals hatte ich gerade ein Firmen-Seminar besucht, in dem auch das Fach Psychologie behandelt wurde. Deshalb hatte ich auch die gute Gelegenheit einem Psychologen diese Geschichte zu erzählen. Er hörte mir ernsthaft zu und riet mir im Anschluss, unbedingt auf dieses „Gefühl“ zu hören.

Viele Grüße
   Rosi65

reflex

einfach schrecklich  diese Zerstörungswut  von Neidern und  dummen Menschen !
Ich kann sowas  nicht verstehen wie die meisten  deiner  Blogleser .


Dennoch  alles  gute  und weiterhin  Gute und  freie  Fahrt  mit  deinem eigenen Fahrzeug
wünscht  jochen

Rosi65

Danke, lieber Jochen für Deinen Kommentar.
Die Polizei hatte mich damals sofort gefragt, ob unser Parkplatz videoüberwacht wäre, oder ob ich Feinde hätte. Beides konnte ich verneinen. Allerdings führte ein öffentlicher Weg durch das komplette Jugenddorf, direkt an den Parkplätzen vorbei. Es konnte also auch eine ganz fremde Person gewesen sein.

Herzliche Grüße
     Rosi65


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