Einer, nein zwei

Einer, nein zwei                                                                                              9.4.1989

Sollten wir uns wiedersehen? Er steht da! Seine zerfetzte Jeans hinterläßt in ihr einen Eindruck von seiner Verlassenheit, seinem Mut, trotzdem zu leben. Bewunderung steigt in ihr hoch. Seit 3 Jahren sind sie sich nicht mehr begegnet, obwohl beide in der gleichen Stadt zuhause sind, den gleichen Dreck gesehen und den gleichen Gestank gerochen haben. Es musste so sein, dass gerade er ihr über den Weg lief. Sie trafen aufeinander, wie 2 Stück Holz in einem angeschwollenen Gebirgsbach. Würden sie nicht untergehen? Werden sie auch stark genug sein, um für ihre Liebe zu kämpfen? Er wendet sich ab. Sie soll seine Tränen nicht sehen. Sie ist gut gekleidet. Sie kann sich nicht beklagen. Ihre Wohnung befindet sich in der kleinen Stadtsiedlung am Rande der Stadt, wo der Wald beginnt. Sie hatte ihn vergessen. Totgeglaubt hatte sie ihn. Um kein Lebenszeichen hatte sie sich bemüht. Sie wollte es so. Warum auch? Die Zeit mit ihm war vorbei. Und jetzt? Da stand er. Vor ihr. Leise sprach sie ihn an. “Ben?“ Seine Augen strauchelten. Er ließ die Arme hängen. Wozu auch? “Bärbel?“ “Ja, ich bin`s.“ Er packte sie am Arm. “Weg hier. Lass uns gehen! Vielleicht dort. Los, dort hinten hin.“ In ihrem Kopf raste es. Sie hatte Angst. Uringestank drang hervor. Warum? Warum war sie in dies Elendsviertel zurückgekehrt? Und gerade ihm begegnet? Nein. Sie wollte nicht. Vergeblich. Sie wehrte sich-trat ihm gegen das Schienbein. “Halte doch still. Ich tue dir ja nichts!“ Tränenüberströmt ließ sie sich fallen. Er blieb vor ihr stehen. “Na, haste Angst? Warum biste denn gekommen? Willst wohl schnüffeln? War schon immer ein angenehmer Zug von dir!“ Langsam versuchte sie aufzustehen, aber er warf sie zurück und setzte sich neben sie. “Schön, dich mal wiederzusehen. Hast dir ein feines Leben gemacht. Wo wohnst` n? Hast‘ n neuen Freund?“ Sie war den Tränen nahe. “Ben, hör auf, ich kann nicht mehr.“ Nachdenklich glitten seine Augen über ihr Gesicht. Ja, sie hatte sich verändert. Sie war fraulicher geworden. Warum hatte sie nur Angst vor ihm? Ihre Finger bewegten sich nervös in ihrem Schoß. Sie hielt den Kopf gesenkt. Träumte sie? “Ben, lass uns gehen. Es ist stickig hier.“  „Bist wohl besseres gewohnt?“  „Ach, Ben, du machst mir Angst!“ Ihre Augen suchten die seinen. “Können wir nicht…?“  „Los, steh auf.“ , herrschte er sie an. “Benimm dich doch nicht so zickig! Warst doch früher nicht so.“ Er zog sie am Arm hoch, zu sich herauf. “So, da wären wir. Los geht`s.“ Er stieß sie vor sich her. Sie stolperte. “Kannste nich aufpassen? Mensch, Bärbel, jetzt reiß dich doch mal zusammen.“ Sie weinte. Suchte nach einem Taschentuch und fand keins. Hilflos wischte sie mit dem Handrücken über die Nase.
„Bärbel!“ Warm umfing sie seine Stimme. “Du bist so zart geworden, so zerbrechlich. Hier sind wir wieder zusammengetroffen. Deine Augen haben mich gesehen und meine dich. Du bleibst bei mir.“ Er umarmte sie heftig und wiegte sie hin und her. “Ist ja gut, Kleines. Hab keine Angst mehr. Es wird alles gut, wenn wir zusammen sind.“ Er ergriff ihre Hand, die sie vertrauensvoll in seine legte. Mit großen Augen schaute sie ihn an. “Ach, Bärbel!“ Ein Lächeln umspielte seinen Mund. Zärtlich wischte er ihre Tränen ab und küßte sie. Wonnetrunken wankte sie hinter ihm her. Innerlich hell, fühlte sie nicht, was draußen war, um sie herum. Plötzlich ließ er ihre Hand los. Sie schreckte auf. Eine kreischende Frauenstimme rief: “Ben, bist du`s?“  „Ja, Mutter“, rief er eilig zurück.  “Mach dir nichts draus, dass es so spät ist. Ich habe noch jemanden mitgebracht.“ Eilig zog er Bärbel hinter sich her. Sie wehrte sich nicht mehr. Ihr war alles egal. Die Haustür schlug zu. Gefangen? Sie schaute in ein Augenpaar, das offensichtlich Bens Mutter gehörte. “Ach Gott!“ Bens Mutter schlug die Hände über dem Kopf zusammen. “Nun komm erst mal rein!“ Bärbel fror. Sie stolperte hinter der Frau her ins Helle, ins Warme. Wo war nur Ben? Der Geruch irgendetwas Verbranntem stieg ihr in die Nase. Eine Katze strich schnurrend um ihre Beine. Bärbel schniefte. Sie fand eine Decke auf dem grünen Biedermeiersofa nahe am Ofen. Dort setzte sie sich und wickelte die Decke um sich. Immer wieder kippte ihr Kopf nach vorne, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Immer wieder schossen ihr Bilder durch den Kopf. Das war doch vor 3 Jahren. Damals lebte auch sie noch in dem Elendsviertel, zusammen mit ihrem Bruder Daniel, den alle den  „schlappen Dan“ nannten. Er war 2 Jahre jünger als sie, aber krank. Seine Lungen funktionierten nicht. Immer wieder spuckte er Blut. Sie pflegte ihn mit Marta, der 3 Jahre älteren Schwester. Sie hatten immer wenig Geld. Vater und Mutter waren schon lange tot. Dann wurde es immer schlimmer mit Dan. Er lag nur noch im Bett. Der Arzt meinte: “Krankenhaus!“ Sie hatten kein Geld. Bärbel gesellte sich zu den Tagelöhnern. Es war eine harte Arbeit. Putzen bei den Reichen. Diese stinkenden Bonzen, oh, wie sie die hasste. Sie hatte immer noch Wut, einen regelrechten Hass auf sie. Auf einer Fahrt im Tagelöhnerbus lernte sie Ben kennen. Er machte immer Witze und zog die anderen auf, vor allem die, die traurig verdrossen vor sich hinbrüteten.  Auch sie gehörte zu denen, kümmerte sich aber nie um sein Geschwätz. Vielleicht war das der Grund, dass er gerade mit ihr jedesmal ein Gespräch anfangen wollte. Doch sie wehrte nur ab: “Wenn Sie nicht vernünftig mit mir reden wollen, lassen Sie` s lieber bleiben“, und lenkte ihre Gedanken auf Dan und Marta zurück.

Eines Abends aber ließ er nicht von ihr ab. Unter einer Strassenlaterne gab er ihr den ersten Kuss. Sie konnte sich nicht wehren, außerdem war es schön. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und führte sie zu sich heim, genau in dieses Haus hier, wo sie jetzt saß. Nichts hatte sich verändert. Auch seine Mutter besaß dieselbe Figur, breit und groß, eine standfeste mütterliche Person, zu der sie sich gleich hingezogen fühlte. Warum nur hatte sie ihn damals verlassen? Dan war gestorben. Marta wollte im Elternhaus bleiben, in diesem elenden Unglückshaus. Nein,sie selber wollte fort. Fort von der alten Zeit, verschwinden, sich verkrümeln. Dorthin, wo das Leben leichter war, aber bis dahin war es ein weiter Weg.

Eines Abends, es war 21.00 Uhr. Laute Stimmen, grelles Scheinwerferlicht. Sie wohnte schon lange bei Ben. Sie fand in ihm den verlorenen Bruder, in seiner Mutter, die verlorene Mutter. Sie waren gut zueinander und vertrauten einander. Dieses Verhältnis, diese Beziehung machte sie das erste Mal glücklich. Bens Freunde wurden ihre Freunde und sie fühlte sich von ihm beschützt. Doch dieser Abend kam und damit die Nacht. Es war die schrecklichste Nacht ihres Lebens. Polizisten rannten die Haustür ein. Sie packten Ben und legten ihm Handschellen an. Ihr Ben wurde verhaftet. Es war aus. Die Mutter weinte tage,-  ja, sogar nächtelang. Bärbel hielt es nicht mehr aus. Sie wusste nichts mehr von ihm. Er war verschwunden. Er hätte tot sein können. Dies hatte sie auch immer geglaubt. Ben war Untergrundkämpfer gewesen, gegen das Regime. Seine Freunde waren nicht nur das, sondern Mitkämpfer in gemeinsamer Sache. Sie wurde nie eingeweiht, aber sie durfte an Festabenden dabei sein. Anstatt, dass sie einen Mord an irgendeinem Regimeanhänger feierten, tarnten sie diese Feste als Geburtstagsfeiern. Das war gut so. Auch wurden dadurch Mitwissende eingeweiht; die Außenstehenden merkten von dem richtigen Grund nichts. Auch Spione hatten so keine beweiskräftigen Indizien. Diese Tarnung aber war durchschaut worden. Sie würde Ben wohl nie wiedersehen. Aber sie wollte sich nicht in ihrem Schmerz verkriechen. Sie wollte trotzdem leben, egal wie und sie konnte es. Sie verließ das Elendsviertel und jobte in den besseren Teilen der Stadt am anderen Ende. Sie war oft allein, denn sie suchte keinen großen Kontakt. Sie wollte ihre Ruhe, alles durchdenken, zehren von dem Vergangenen. Niemand dort wusste von ihrer Vergangenheit mit einem Revoluzzer. Und das war auch gut so. In dem Mietsblock,in dem ihre Wohnung war, wohnten viele Menschen verschiedener Hautfarbe. Mitunter riesige Familien. Sie konnte und wollte auch nicht mit allen Kontakt. Ihre Welt war begrenzt. Trauer und Angst, entdeckt zu werden, füllte ihr ganzes Denken aus. Dann eines Morgens: Ein Lichtblick. Etwas, dass ihr Wesen von Grund auf veränderte. In der Zeitung stand, dass insgesamt 5 ehemalige Regimewiderständler bereut und gebüßt hätten. Sie waren frei. Neue Hoffnung, neues Licht, neuer Unternehmungsgeist stiegen in ihr hoch. Sie musste zurück. Die Elendsviertelatmosphäre war noch genauso wie sie sie damals verlassen hatte. 3 Jahre waren seitdem vergangen. Sie hatte nicht viel Hoffnung, dass sie ihn wiederfinden würde. Warum sollte gerade er freigelassen worden sein? Sein Maul war doch schon immer das größte gewesen. Ben und Bussbereitschaft, nie und nimmer. Ihr Instinkt hatte sie geführt und geleitet. Vielleicht war das Gefühl der Neugier stärker gewesen. Unbewußt hatte sie nach ihm gesucht und ihn gefunden. Es war kein Traum. Sie war hier bei ihm – zuhause. In Sicherheit! “Bärbel!“ Sie schreckte hoch. Bens Augen ruhten fest auf ihr. “Du musst ins Bett! Komm!“ Sanft führte er sie die Treppen nach oben in seine Kammer. Es sah dort aus wie früher. Es gab noch den Schrank als Tür umfunktioniert. Dies war sein kleines Versteck, dass er vor Jahren – es erschien ihr, als  ob nur Tage, nein Stunden dazwischen lagen und sie es nicht mehr schnell genug hatten aufsuchen können. Jetzt war  es ihr gemeinsames Versteck. Mit einem Schlag schloss die Tür. Gefangen? Tränen schossen ihr aus den Augen. Wie lange war es her, dass sie so in seinen Armen gelegen hatte? Wie hatte sie ihn nur vergessen können? “Ben?“  „Bärbel?“ Zärtlich strich er ihr übers Haar. Sein Mund liebkoste sie. Ein Gefühl der Geborgenheit durchfuhr sie und erfüllte sie ganz. Nie mehr würde einer den anderen verlassen. Sie brauchten einander. Schmerzlichste Wonnetrunkenheit durchströmte ihr ganzes Sein. Die letzte, dunkle Nacht vor dem Morgen war angebrochen.

(Heidi Grünwedl)


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Kommentare (8)

Heidi Grünwedl

@jil

danke, für dein Herzchen zu meinem 1.Kapitel bei meinem Krimi, s..o.! Freut mich sehr. Viel Freude beim Weiterlesen.

Liebe Grüße

Heidi

Heidi Grünwedl

10.4.2022

Der Brief von Elvira

Eine Sache muss ich euch aber noch erzählen! Als der Vater Emilio gestorben war, gingen die 7 Kinder auf den Dachboden um auszumisten und fanden die verschlossene Truhe. Emilio hatte ihnen nämlich den Schlüssel dafür gegeben als er starb. Und er passte, wie angegossen. Der älteste Sohn Federico öffnete langsam die Truhe und vor Staunen blieb ihm die Mund offen stehen, er hatte die Kiste mit dem Tagebuch und dem Brief entdeckt und es war noch alles so wie früher. Nichts war kaputt. Neugierig begann er vorzulesen...Was er las, machte ihn fassungslos und traurig. Darin stand schwarz auf weiß, wer der Mörder von Lenis Bruder Ben und Bärbel war. Es war Evelyns Vater Bruno Ganser. Erschüttert über soviel Gemeinheit, standen die 7 Kinder von Emilio traurig da und sie waren froh, dass Bruno vor Jahren gestorben war und ihnen nichts mehr anhaben konnte. Allerdings waren sie enttäuscht, dass Emilio oder Leni nicht schon früher zur italienischen Polizei gegangen waren, um das Verbrechen an Ben und Bärbel aufzuklären. Dann wären sie vermutlich mit dem noch damals lebenden Bruno Ganser in Konflikt geraten und davor hatten sie wohl beide große Angst, deswegen versteckte Emilio das Tagebuch auf dem Dachboden der Pension Zur Taube, damit alle, das Buch und der Brief geschützt sind und die Jahre überdauern konnten, bis Bruno Ganser das Zeitliche gesegnet hatte. Jetzt war ihnen alles klarer und sie verstanden alles besser wie vorher. Sie gingen mit dem Brief und dem Tagebuch zur italienischen Polizei. Die italienische Polizei klärte den Mordfall zusammen mit den 7 Geschwistern, auf und so kamen sie nie wieder in den Konflikt mit der Grenzpolizei.

Als Federico mit seinen 6 Geschwistern den Mordfall aufgeklärt hatte, kehrte Ruhe bei ihnen ein. Das Ghetto wurde aufgelöst, die Polizisten der Willkür wurden bestraft, die noch übrig waren. Ein mächtiger Hotelier aus Italien an der Grenze des Flusses schloss die kleine Pension Zur Taube. Die Leute aus dem Ghetto, die übrig geblieben waren, zogen alle nach Italien über die Grenze. Dort wurden sie glücklich und die Polizisten, die im Ghetto Angst und Schrecken verbreitet hatten, wurden in Italien ins Gefängnis geworfen.

So endete die Geschichte doch noch gut. Federico und seine 6 Geschwister wurden Kellner und Zimmermädchen im Hotel des reichen Hoteliers in Italien. Und, wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Drum wisse, wer mit dem Gesetz in Konflikt gerät, hat nicht immer Unrecht.
Manchmal hat das Gesetz und, die es ausführen mehr Unrecht, wie die kleinen Leute.

(Heidi Grünwedl)

Heidi Grünwedl

Das Tagebuch von Leni Hansen                                                                                             10.4.2022

 Als 25 Jahre um waren, wurde Stefano plötzlich sehr schwer krank. Er bekam Lungenkrebs. Er war nämlich zeitlebens ein sehr starker Raucher gewesen und hatte Asthma davon bekommen. Nun konnte er nicht mehr als Pensionswirt arbeiten und kam ins Krankenhaus zur Lungen-OP. Er kam ins Krankenhaus und wurde schon nach 3 Tagen operiert. Er bekam eine 10 monatige Chemotherapie. Aber sie schlug nicht an. Er musste stark geschwächt ins Pflegeheim Rosalie umsiedeln, weil Nadja ihn nicht mehr pflegen konnte. Nadja besuchte ihn dort täglich, aber sein Körper verkraftete dies alles nicht mehr. Nach einem Jahr Pflege dort, schloss Stefano für immer seine müden Augen. Nadja war untröstlich. Sie weinte sich viel in den Schlaf. Stefano war ein so guter Mensch gewesen und sie hatten sich sehr geliebt. Vor Schmerz und Gram bekam sie ganz graue Haare.

Emilio, der Älteste der 5 Geschwister, übernahm nach Stefanos Tod die Pension „Zur Taube“ und heiratete seine langjährige Freundin Constanzia. Sie gebar ihm 7 Kinder. 5 Mädchen und 2 Jungen. Sie führten auch eine gute Bilderbuchehe und wurden sehr glücklich. Auch sie führten die Pension zur Zufriedenheit der Ghettobewohner. Es wurden dort heimlich sehr viele Freiheitsversammlungen abgehalten. Die Polizei merkte lange nichts davon.

Nadja ging nach Stefanos Tod auch ins Seniorenheim Rosalie. Dort wurde sie gepflegt bis zu ihrem Tod von den Diakonissen. Sie starb behütet und umsorgt von den Diakonissen und wurde neben ihrem geliebten Ehemann Stefano beigesetzt.

So vergingen die Jahre und nichts Außergewöhnliches geschah, bis, eines Tages...Ja, eines Tages schneite es und es war Weihnachten 2033. Emilio holte die Post aus dem Briefkasten und stutzte. Ein dicker Brief von Evelyn Ganser war im Briefkasten. Er öffnete ihn und vor Erstaunen blieb sein Mund offen stehen. Er hielt das Tagebuch von Oma Leni und den Abschiedsbrief von Elvira, der Mutter von Leni in den Händen, als sie sich das Leben genommen hatte. Er kannte den Namen Evelyn Ganser noch aus den Erzählungen seiner lieben Mutter Nadja. Und er wusste, dass sie lange eine gute Freundschaft zusammen geführt hatten. Ein kleiner Brief steckte darin von Evelyn, darin stand:

Lieber Emilio!                                                                                                               Dezember 2033

Ich möchte dir das Tagebuch deiner Oma Leni schenken aus den Jahren 1987-88, das sie als Schülerin im Ghetto geschrieben hatte, als ihre Eltern und ihre Oma noch lebten. Später wohnte sie mit Peter Hansen an der Grenze zu Italien. Als er erschossen worden war, weil er Revoluzzer war, begann sie selber zu stehlen. Das bekam ich mit und meldete es leider meinem Vater. Lies das Tagebuch durch! Du lernst so deine Oma besser kennen und verstehen! Ich hatte die Schuld, dass sie damals ins Gefängnis musste, weil ich sie als Diebin bei meinem Vater Bruno verpetzt habe. Er war leider Gottes Polizist im Ghetto und nahm sie sofort fest. Es tut mir sehr leid, dass du sie nie kennenlernen konntest. Bitte, verzeih mir! Jetzt hast du ja ihr Tagebuch. Es soll dir helfen, deine Lebensgeschichte besser zu verstehen! Bitte, behalte es! Ich habe es von der ehemaligen Nonne Gisolmina Ponti, die Elviras Pflegerin war, geschickt bekommen, als Erinnerungsstück sozusagen. Die Gefängniswärter von Leni hatten es ihr gegeben und Gisolmina schickte es dann später zum geeigneten Zeitpunkt zu mir. Gisolmina war krank geworden und musste ins Pflegeheim, da wollte sie es nicht mitnehmen, wegen dem vielen Diebstahl, der dort grassierte. Nun soll es dir gehören, du darfst damit machen, was du willst. Herzlichen Dank für dein Verständnis. Deine Oma war eine gute Frau, sie hat ja nur aus Not gehandelt, als sie gestohlen hat, sonst gäbe es dich gar nicht.

Liebe Grüße von

Evelyn Ganser

Als Emilio den Brief gelesen hatte, öffnete er das Tagebuch seiner Oma Leni und begann darin zu lesen. Er war sehr neugierig darauf geworden.

Er las und las...bis ihm die Augen zufielen und er einschlief. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und es wurde kalt im Zimmer, da wachte er wieder auf. Er wunderte sich, dass er nicht im Bett lag, da fiel sein Blick auf das Buch. Er stutzte, dann fiel ihm wieder alles ein. Er nahm schnell das Buch und den Brief von Elvira tat es in einen Karton und brachte es auf den Dachboden, wo seine verschlossene Truhe mit seinen ganzen Schätzen stand. Er nahm den Schlüssel, schloss auf und tat die Kiste mit dem Tagebuch seiner Oma Leni dort hinein. Er schloss wieder ab und ging ins Bett. So schützte er sich, und alle die Seinen und das Tagebuch vor der Polizei im Ghetto.

Jahrelang fand niemand dieses alte Tagebuch und den Brief, bis eines Tages jemand kam und die Truhe öffnete und die Kiste mit dem Buch darin fand und zu lesen begann.

Aber das ist eine andere Geschichte….

(Heidi Grünwedl)

Heidi Grünwedl

Die Pension „Zur Taube“                                                                                                        10.4.2022

Eines Tages war Stefano in der Arbeit, als die Polizei bei Nadja klingelte. Der Polizist kam mit Post aus dem Ghetto mit einem unbekannten Absender. Er brachte Nadja die Todesanzeige von Nadjas Mutter mit. Nadja wusste gar nicht, dass Leni in einem Altersheim gewesen war, bevor sie starb. Nadja war so geschockt, dass sie nicht mal weinen konnte. Sie bedankte sich artig bei dem Polizisten und setzte sich langsam hin. Als er wieder gegangen war, begannen die Hände von Nadja sehr unruhig zu zittern und sie fing haltlos an zu weinen. So fanden sie Mittags die 5 Kinder und Stefano vor, als sie aus der Schule und der Arbeit kamen.

Sie fragten sie, warum sie weine, sie zeigte ihnen nur stumm die Todesanzeige von ihrer Mutter Leni. Das verstanden alle und sie versuchten sie zu trösten. Stefano nahm sie in seine starken Arme und küsste sie. Da hörte sie auf zu weinen und sagte: „Habt ihr Lust, mit mir zu Mutters Grab zu fahren?“ Stefano fand das eine gute Idee und auch die Kinder waren vergnügt und freuten sich auf die Reise.

Am nächsten Morgen nahm Stefano Urlaub und sie fuhren los. Erst fuhren sie zu der Fähre, denn Mutter Leni hatte ihre alten Jahre im Seniorenheim Rosalie im Ghetto verbracht, nachdem der Grenzsoldat Pedro in Italien verstorben war. Sie fuhren mit der Fähre über den Fluss zu dem Seniorenheim Rosalie ins Ghetto. Dort angekommen, stiegen sie aus und liefen hinein, die Treppe hoch zum Pförtner.

An der Pforte öffnete ihnen ein Pförtner und fragte nach ihrem Begehr. Nadja sagte:  „Wir sind gekommen, weil Leni Hansen gestorben ist, die hier gewohnt hatte, und wir sind die nächsten Verwandten, die von ihr übrig geblieben sind.“ Der Pförtner sagte: „Schön, dass Sie kommen. Leni Hansen, ihre Mutter und Oma, ist in dem 5000 Seelen-Ort bei der katholischen Kirche begraben worden. Ich werde Sie dort hinbringen.“

Als sie dann endlich vor dem Grab von Leni standen, begann Nadja wieder mit den Armen an zu zittern und haltlos zu weinen. Stefano legte den Arm um sie und drückte sie. Auch die 5 Kinder schnieften traurig in ihre Taschentücher hinein, nur Stefano und der Pförtner weinten nicht.

 Plötzlich sagte der Pförtner: „Im Ort hat es eine kleine Pension, die von der Schwester von Pedro geführt werde. Pedro Lemero war der Grenzsoldat, der Leni aufgenommen hatte nach ihrem Gefängnisaufenthalt, weil Peter tot war. Wollen Sie nicht zu ihr gehen?“ Nadja schaute ihn dankbar an. Stefano ließ sie los und so setzte sich die kleine Schar gleich darauf in Bewegung. Als sie bei der Pension „Zur Taube“ ankamen, winkte ihnen der Pförtner zu und machte sich auf den Heimweg. Sie klingelten und eine kleine Frau mit schneeweißer Kittelschürze öffnete ihnen. Nadja fragte sie: „Kennen Sie eine Leni Hansen und einen Grenzsoldaten Pedro?“ Die Frau nickte und sprach: „Wer seid Ihr? Woher kommt Ihr?“ Nadja sagte: „Wir sind die letzten Verwandten von Leni Hansen und kommen aus Italien.“ Sie zeigte ihr die Todesanzeige von Leni. Da wusste die alte Frau Bescheid und nahm Nadja herzlich in ihre mütterlichen Arme. Nadja wusste, dass sie in ihr eine neue Freundin gefunden hatte und so blieben sie dort bei ihr. Nadja und Stefano wurden auch Arbeiter in der kleinen Pension, die Kinder gingen dort zur Schule. Stefano kündigte seine Arbeit als Gärtner in Italien und blieb mit seiner Familie im Ghetto in der Pension. Die alte Frau hieß Amalia. Jeden Tag brachten Nadja und Amalia frische Blumen zu Pedros und Lenis Grab.

Als 10 Jahre vergangen waren, starb Amalia und wurde bei Leni und Pedro beigesetzt. Stefano und Nadja übernahmen die Pension „Zur Taube“ und wurden gute Wirtsleute, mit denen der ganze Ort sehr zufrieden war.

(Heidi Grünwedl)

Heidi Grünwedl

Nadja Hansen                                                                                                                           9.4.2022

Ben hatte eine jüngere Schwester Leni. Sie hieß Leni und sie lebte in Italien an einem Fluss an der Grenze zu dem Ghetto ihrer Eltern. Dort heiratete sie mit 20 Jahren Peter Hansen, den sie im Heim kennengelernt hatte, denn sie war im Heim aufgewachsen, da die Eltern bei einer Razzia im Ghetto erschossen wurden und die Oma Selbstmord begangen hatte, als sie 16 Jahre alt war. Niemand wusste, wer den Bruder von Leni und seine Freundin erschossen hatte, denn die Mutter von Ben hatte das Wissen darum wahrscheinlich mit ins Grab genommen. Ob das Verbrechen, wie Ben und Bärbel um`s Leben gekommen waren, nochmal aufgeklärt werden würde, das weiß niemand. Das Verbrechen an Lenis Bruder und Tante wurde nicht aufgeklärt und der Mörder wurde nicht gefunden und bestraft. Im Heim hatte Leni überstürzt ihre Ausbildung abgebrochen, da sie sich in Peter verliebt hatte. Sie heirateten schon mit 20 Jahren und sie bekam mit 21 Jahren eine kleine Tochter Nadja, die einen Buckel hatte. Peter wurde auch rebellisch und wurde ebenfalls erschossen, als er über den Fluss schwamm, um in den Bauernhof an der Grenze zu gehen, um Eier und Mehl zu stehlen. Er hatte auch keinen Beruf und so stahl er aus der Not heraus, damit sie etwas zu essen hatten.

Nun war Leni alleine und so musste sie selber stehlen gehen, denn sie hatte auch keine Arbeitsstelle und sie konnte keine Stellung kriegen, da sie keine Ausbildung hatte. Sie stahl dem Bauern in Italien ein schönes, kostbares und teures Mühlebrett aus Kupfer, mit dem Nadja und ihre Freundin Evelyn immer spielten. Evelyn hatte zwar einen Polizist als Vater, aber sie ahnte ja überhaupt nicht, dass das Mühlebrett gestohlen war, denn Nadja erzählte ihr klugerweise immer, das Brett wäre geerbt worden von Ben und Elvira und so spielte Nadja  mit Evelyn damit Mühle jeden Tag.

Als sie wieder mal so spielten, entwickelte sich ein harter Kampf zwischen den beiden Mädchen. Beide waren nah dran am Gewinnen, doch dann gewann Evelyn, die Klügere von beiden zu guter Letzt. Um nicht zu sagen, Evelyn sei die Klügere von beiden, aber es gab ja so viele Ereignisse, bei denen Evelyn Nadja, einem armen, schief gewachsenen Mädchen aus der Patsche helfen musste. Sie mochten sich sehr, bis eines Tages etwas passierte…..!

Nadja wusch wie immer Wäsche am Fluss, denn ihre Mutter hatte es ihr befohlen, damit sie solange über die Grenze, die hinterm Fluss lag, kommen konnte. Nadja musste Wache stehen und schnell los pfeifen, wenn jemand kam, von den Grenzsoldaten. Dann kam Leni nämlich immer schnell zurück. Dieses Stehlen von Leni geschah sehr oft und war vom Gesetz aus verboten. Auf der anderen Seite der Grenze lebte ein reicher Bauer, der viele Felder und Hühner hatte, die viele Eier legten. Leni Hansen nahm immer einen großen Sack mit, wo sie die Eier und das Mehl rein tat, das sie alles dort klaute. Abends buk sie dann damit Brot und machte Spiegeleier für sich und Nadja damit, Evelyn wusste aber davon nichts. Aber eines Tages beobachtete ein paar junge Frauen den Diebstahl von Fr.Hansen und folgten ihr in ihre Wohnung. Leni bettelte um Gnade, denn sie wollten sie bei Evelyns Vater Bruno Ganser anzeigen, was Leni zu verhindern versuchte. Als sie sagte, dass sie für die Gruppe der Frauen Eieromeletts und Brot machen würde, jedes Mal, wenn sie etwas ergaunert hätte, ließen sich die 3 Frauen erweichen und erzählten nichts dem Polizist Ganser. So ging das eine  Weile ganz gut, bis eines Tages die Tochter Evelyn Ganser Wind davon bekam, als sie bei Nadja zu Besuch war. Sie merkte, wie die 3 Frauen kamen und Fr.Hansen ihnen ein leckeres Eieromelette buk. Schnell ging sie zu ihrem Vater Polizist Ganser und erzählte von Fr.Hansens Raub und dem Eieromelett. Da wurde Bruno Ganser wütend. Er lief mit seiner Pistole zur Wohnung von Fr.Hansen, die ahnungslos öffnete. Er fesselte sie sofort mit seinen Handschellen und nahm sie mit ins Gefängnis ins Ghetto, wo schon ihre Mutter gewesen war, nachdem Ben und Bärbel erschossen worden waren. Dort wurde Leni verhört und sie gestand den Raub an dem Kupfermühlebrett, den Eiern und dem Mehl. Dann nahm  Bruno Nadja mit und brachte sie ins Heim, da sie ja jetzt niemanden mehr hatte, der auf sie aufpasste. Aber Nadja wurde glücklich dort. Sie verliebte sich im Heim in den Gärtner Stefano Santo, einen jungen Italiener, mit dem sie mit 18 Jahren aus dem Heim entlassen wurde und über die Grenze ging und nach Italien zog.

Inzwischen war die Mutter von Nadja aus dem Gefängnis entlassen worden, aber sie hatte nichts dazugelernt. Sie zog auch nach Italien über die Grenze und wurde die Frau eines Grenzsoldaten Pedro, Lemero, der viele Hühner hatte. Sie machte ihm jeden Abend ein leckeres Eieromelett, aber die Tochter sah sie leider nie mehr wieder. Nadja bekam  5 Kinder von Stefano und sie lebten glücklich und zufrieden an der Grenze in Italien und die 5 Kinder gingen dort zur Schule, und, wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

(Heidi Grünwedl)

Heidi Grünwedl

Was der Tod von Elvira für Folgen hatte                                                                      31.7.2022

Nachdem Gisolmina entlassen worden war aus der Klinik, lebte sie in ihrer Villa in Rom. Und arbeitete wie besessen. Sie wurde ein Workaholic. Sie malte fleissig Bilder und schrieb Essays über Gewalt und Folter im Ghetto. Und viele Krimis und Thriller. Sie lebte in Saus und Braus und sie hatte Geld. So war sie zufrieden. Sie brauchte keinen Mann und Kinder, sie glaubte an Gott und war glücklich mit ihrer Arbeit. Als sie alt und schwach wurde und ihr Leben gelebt hatte, kaufte sie sich eine teure Suite in einem Luxusseniorenheim und da wollte sie das Tagebuch der Leni Hansen und den Abschiedsbrief von Elvira an Leni nicht mitnehmen. Als sie aber mitbekam, wo Nadja Hansen, die Tochter von Leni wohnte, schickte sie Evelyn Ganser, die Tochter des Polizisten Bruno, den Abschiedsbrief von Elvira und das Tagebuch von Leni zu per Eilpost. Sie beauftragte Evelyn Ganser, Emilio die ganze Post zu bringen, wenn es Weihnachten war, 2033. Gisolmina hatte alles immer sorgfältig bei sich aufbewahrt. Aber sie nahm nie selbst Kontakt auf zu Emilio und Nadja. Zu groß war der Schmerz, der in ihr schlummerte, ob Elviras schlimmen Tod. Sie knabberte immer noch schwer daran und wollte nicht mehr daran erinnert werden, denn sie hatte es schlecht verarbeitet, aber sie war frei und konnte ruhig ihren Lebensabend geniessen.

Und, wenn sie nicht gestorben ist, so lebt sie noch heute in dem Seniorenheim in Rom und gibt
ihr Geld gleich mit vollen Händen  wieder aus.

(Heidi Grünwedl)

Heidi Grünwedl

Der Tod von Elvira                                                                                                    31.7.2022

Als Ben und Bärbel tot waren und abgeholt worden waren vom Leichenwagen, nachdem sie im Sarg lagen und beerdigt worden waren und Leni in das Heim gekommen war, kamen die 5 Polizisten wieder, unter ihnen Bruno Ganser und nahmen Elvira fest, die Mutter von Ben und Leni, da sie Mitwisserin von der Revolte war, und die beiden gedeckt hatte. Das war verboten im Ghetto. Elvira kam ins Gefängnis. Nach 10 Tagen Folter war sie endlich geständig und kam in die Psychiatrie vom Ghetto. Dort wurde sie von einem italienischen jungen Mädchen, einer jungen Nonne, bewacht, die erst 22 Jahre alt war. Sie hieß Gisolmina Ponti. Sie war immer gut zu Elvira. Aber Elvira hatte großes Heimweh nach Leni und schrieb ihr also einen Brief. Es sollte ihr letzter Brief sein, den sie schrieb. Ein Abschiedsbrief also an Leni.

Am nächsten Tag fand Gisolmina Elvira mit einem blutigen Handtuch und aufgeschnittenen Pulsadern verblutet im Bett ihrer kleinen Zelle. Sie hatte nicht geschrieen vor Schmerzen bei ihrer Tat, sodass es Gisolmina nicht mal gemerkt hatte und leider keinen Arzt rechtzeitig holen konnte, um Elvira noch zu retten. Gisolmina floh vor Entsetzen aus dem Zimmer und wurde auch in die Psychiatrie mit einem Trauma eingewiesen. Sie war wahnsinnig geworden und hörte böse Stimmen.

Sie starrte tagelang nur so vor sich hin und machte sie schlimme Vorwürfe, dass sie Elvira nicht helfen konnte. Nach einem Jahr war es wieder besser mit ihren Stimmen und Alpträumen und sie wurde nach Hause entlassen Sie gab ihren Krankenschwesterjob auf in der Psychiatrie und wurde Autorin in Italien jenseits der Grenze. Sie wurde berühmt und malte auch schrecklich blutige Bilder. Und kam in den Louvre nach Paris, sogar mit ihren Bildern. Sie wurde reich, kaufte sich eine Villa in Rom und heiratete nie. Sie bekam auch keine Kinder.

Zu groß war der Schmerz, der in ihr schlummerte, ob Elviras schlimmen Tod. Sie knabberte immer noch schwer daran und hatte es schlecht verarbeitet, aber sie war frei und konnte Bücher schreiben und malen und so das Ganze besser verarbeiten.  Das half ihr alles sehr und war gut so und sie war zufrieden mit ihrem Leben., denn sie hatte genügend Geld und war reich geworden. Mehr brauchte sie nicht.

Und, wenn sie nicht gestorben ist, so lebt sie noch heute in ihrer Villa in Rom und schreibt und malt fleißig.

(Heidi Grünwedl)

Heidi Grünwedl

Die Erschießung                                                                                                                       6.4.2022

Aber was dann geschah, hätte niemand für möglich gehalten im Ghetto.

Eines Tages, als die 2 Liebenden im Bett lagen und sich liebten, wurde eine Razzia im Ghetto gemacht, dabei wurden die beiden Liebenden erschossen. Und keiner konnte mehr lachen und sich lieben. Danach war alles so, wie es vorher war. Als die beiden Anführer der Rebellen tot waren, gab es keine Razzias mehr und keiner konnte mehr rebellisch sein. Es gab keine Rebellen mehr. Alle mussten brav ins Gefängnis abtransportiert werden und keiner konnte mehr kämpfen für die Freiheit. Nur Leni, die Schwester von Ben, wurde in die Freiheit entlassen nach 4 Jahren, als sie ihren Mann aus dem Heim heiratete. Nur leider hatte sie die Erlaubnis auf ihre Freiheit nicht gut genug genutzt. Sie hatte leider nicht viel dazugelernt. Sie begann nämlich zu stehlen, aber aus der Not heraus, da ist das verständlich, oder?

Am nächsten Tag ging die Mutter Elvira von Ben und Leni in sein Zimmer, von dem Verwesungsgeruch angelockt. Als sie die beiden so tot daliegen sah, brach sie schluchzend und schreiend zusammen. Sie konnte sich nicht erklären, was passiert war und so rief sie die Polizei. Als die Polizisten eintrafen und die weinende Frau dort vorfanden, fragten sie sie, warum sie weine. Die Frau zeigte nur stumm auf die beiden toten Menschen. Da nahm der eine Polizist Bruno Ganser sie fest und fesselte sie mit Handschellen, da er wusste, dass sie die zwei gedeckt hatte. Sie brachten die arme, weinende Frau ins Gefängnis. Dort nahm die Frau ein Kissen und weinte hinein. Nach 3 Tagen wurde sie verhört. Sie wurde gefoltert und verhört. Nach 10 Tagen war sie endlich geständig. Da kam sie in die Geschlossene Psychiatrie. Dort nahm sie nach 10 Tagen ein Messer und ritzte sich die Unterarme auf und verblutete. Kein Pfleger hatte nach ihr geschaut und so starb sie, einsam und allein. Sie konnte sich nicht einmal persönlich von ihrer Tochter Leni verabschieden, aber sie schrieb einen Abschiedsbrief an Leni, den Gisolmina Ponti, die Pflegerin der Toten, auf dem Nachttisch der Toten fand. und so nahm das Unglück seinen Lauf. Die Schwester Leni von Ben kam mit 16 Jahren ins Jugendheim vom Ghetto und lebte dort bis zu ihrem 18.Lebensjahr.

Alle drei verstorbenen Menschen wurden in einem Krematorium verbrannt und im Friedwald des Ghettos begraben. Man legte eine Steinrosette auf das Urnengrab der 3 Leute.

Dort liegen sie nun und manchmal werden Feste, der aus dem Gefängnis entlassenen Ghettobewohner dort gefeiert, die sich noch an die beiden Liebenden und ihre Beschützerin erinnern. Manchmal steht dort eine kleine sehr, sehr traurige und unglückliche Leni und dicke Tränen kullern ihr dann immer über die Wangen. Oft steht sie nur so weinend da, nur Gott weiß dann, was sie dann denkt.

Alle Ghettobewohner sind traurig, wenn sie am Grab ihres Anführers Ben ihre traurigen Tänze tanzen und, wenn sie nicht gestorben sind, dann tanzen sie noch heute.

(Heidi Grünwedl)


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