Ein schöner Tag.


Ein schöner Tag.

Ist es nicht ein herrlicher Tag? Die Sonne lacht, es ist nicht zu warm, nicht zu kalt. Toll! Man bekommt so richtig Lust, der Natur zu folgen und die verschwiegenen Pfade des Parks entlang zu wandern. Dort die alte Bank lädt zu einer Rast ein. 
        Da, wenn du das hören könntest: Eine Amsel singt ihre wunderbare Melodie, auch wenn es vielleicht immer gleich klingt, es erscheint trotz allem jedes Mal anders. Und dort in dem uralten Baum das Eichhörnchen, ich habe es "Egon" getauft!. Das Tierchen im rot-bunten Fell huscht zwischen den Zweigen der hohen Buche herum. Immer auf der Seite, die mir abgewandt ist. Wer gibt ihr das wohl ein?
              Dann auf dem Rasen die schwarze Dohle, ihr grauer Schopf leuchtet hell vor ihrem schwarzen Federkleid! Nun schaut sie zu mir herüber, was mag sie denken? Denkt sie überhaupt? Jetzt wirft sie mit dem Schnabel einen Stein auf den Gehweg. So etwas sah ich noch nie. 
Konrad Lorenz würde es eine "Übersprunghandlung" nennen!
           Schade, dass ich mich mit dem Vogel nicht unterhalten kann. Das müsste spannend sein. Ich würde mich gern mit ihm über die Menschen unterhalten. Ob die Dohle negativ über mich denkt? Warum interessiert mich das eigentlich, was ein schwarzer Vogel über mich denken würde? Hah - ich glaube ich spinne. Ja, aber trotzdem, was denkt er wohl über mich? Ob er weiß, dass ich ihn mag? Nein, sicher nicht, woher auch. 
        Es sind kaum zehn Schritte, die mich von ihm trennen. Jetzt bloß keine hastigen Bewegungen machen, ich möchte gern, dass er näherkommt.
Tatsächlich, der Schwarze ist nur noch ein paar Meter von mir entfernt. Er schreitet - ganz recht - er schreitet auf der Rasenkante des Weges entlang auf mich zu. Die hellen Äuglein beobachten mich aufmerksam.
Da liegt ein kleiner Zweig auf dem Weg. Der Vogel hüpft von der Steinkante herunter, geht um den Zweig herum, fasst ihn mit dem Schnabel am dünnen Ende und zieht ihn vom Weg herunter auf den Rasen! Parkreinigung auf Vogelweltart, man glaubt es nicht, wenn man es nicht gesehen hat. Der Vogel auf dem Rasen sucht irgendwas zwischen den Grashalmen, wirft dabei den Kopf in die Höhe, zupft dann etliche längere Grashalme aus dem Rasen.
        Plötzlich kribbelt es in meiner Nase. Ein starker Niesreiz quält mich, ich versuche, ihn zu unterdrücken, vergeblich! Ohne Vorwarnung für die Dohle entlädt sich eine gewaltige Eruption. Erschrocken und mit voller Lautstärke schimpfend flattert der Vogel davon. Zwischen den Bäumen heraus höre ich ihn noch weiter motzen. Ich kann ihn gut verstehen. Jetzt ist sein Urteil über mich wohl nicht mehr so positiv, wie ich vorher annahm. Na gut. War halt höhere Gewalt.
        Plötzlich ist auch das Eichhörnchen wieder da, emsig und nur in ganz kurzen Abständen einhaltend, jagt es über den Rasen zum nächsten Baum. Warum lässt man es nicht für Deutschland bei den Olympischen Spielen starten? Da wäre man bestimmt sicher, dass es nicht unter Dopingverdacht gerät ...
Bevor ich nun noch ganz anfange, zu spinnen, werde ich noch ein paar Kilometer wandern. 
Auf Wiedersehen, ihr fröhlichen Parkbewohner!


©by H.C.G.Lux


Anzeige

Kommentare (6)

henryk

Wieder..lieber Horst..habe ich deine kleine Geschichte mit der Freude gelesen..Du hast..ein grosser Talent des Schriftstellers..schade..dass du das Schreiben..in der Jugend nicht anfaengst....VG Henryk


 

Roxanna

Sehr gerne, lieber Horst, lese ich deine Erzählungen über die Schönheit und Vielfältigkeit der Natur. Ich befinde mich zur Zeit an einem besonders schönen Fleckchen Erde und kann sehr gut nachempfinden, welche Freude es macht, zu beobachten oder gar in Dialog zu treten.

Herzliche Grüße
Brigitte

Syrdal


Dohlen, lieber Horts, sind ungemein kluge Vögel. Deshalb wohl hat sich die schwarze mit dem grauen Schopf bei deiner unaufhaltsamen Nieseruption schnellstens außer Reichweite begeben, denn sie kennt nicht nur das von der Obrigkeit verordnete und noch immer allerorten geltende Abstandgebot, sie weiß auch um die wissenschaftlich beschworene Gefährlichkeit fernöstlicher Fledermaus-Viren. Und die kleinen Viecher mag sie nun überhaupt nicht…

...vermutet einigermaßen treffsicher
Syrdal
 

Pan

Lieber Syrdal  -
sie hatte aber keinerlei Maske auf! Folglich muss dann ja  die ganze "Maskerade" unwichtig sein, oder?


 

Tulpenbluete13

Oh wie schön lieber Horst,

Du hast mir mal ieder vor Augen geführt wie gut ich es habe... denn ich habe die ganze "Bevölkerung" Deines Parkes einschl. allen Bäumen bei mir im Garten.....
Es ist wunderschööööön..

Danke dafür..ich habe Deinen "Bericht" gern gelesen

Einen schönen Gruß zum Wochenende schickt Dir
Angelika

Muscari


Oh, ich liebe solche Spinnereien. Sie sind eine Wohltat im Alltag. Eine wirkliche Entspannung. Deine Gedanken zu dieser Dohle gefallen mir, und das Foto ebenso.

Bei meinen Meditationen zum Fenster hinaus in den Garten geht es mir ähnlich.
Da taucht z. B. immer wieder eine Taube auf, anfangs sehr ängstlich und bei meiner leisesten Bewegung auf und davon.
Mittlerweile hat sich aber ihre Angst gelegt, ja sie wartet förmlich darauf, dass ich wieder neues Futter auf den Terrassenboden streue, denn zum Futterhaus findet sie keinen Zugang, weil zu eng.
So wünsche ich Dir und uns allen noch viele dieser sonnigen Tage und grüße Dich herzlich.  Andrea

DSC00961axx.jpg


Anzeige