Ein kleines Mädchen träumt
Das kleine Mädchen erinnerte sich an ein Märchen, das die Mutter ihm erzählte hatte. Die Mutter erzählte ihm oft Märchen und das gefiel ihm, auch wenn es sich manchmal ein wenig gruseln musste, weil so schlimme Dinge passierten. Aber am Ende wurde immer wieder alles gut und ihm plumpste regelrecht ein Stein vom Herzen vor Erleichterung.
Als es nun die bunten Fische sah, und vor allem diesen ganz besonders schönen goldenen, erinnerte es sich an das Märchen mit dem Fischer und seiner Frau. Der Fischer hatte einen Fisch an der Angel gehabt, der ein verwunschener Prinz war und er konnte sogar sprechen. Er bat ihn darum, ihm wieder die Freiheit zu schenken. Das tat der Fischer, weil er ein gutes Herz hatte. Als er nach Hause kam und das seiner Frau erzählte, schimpfte die mit ihm, weil er sich von dem verwunschenen Prinzen nichts gewünscht hatte. Sie schickte ihn wieder los und der Fischer rief den Fisch mit einem Spruch, an den sich das kleine Mädchen gut erinnern konnte, obwohl es so eine merkwürdige Sprache war, die es eigentlich nicht kannte, aber sie gefiel ihm:
Buttje, Buttje in der See,
mine Fru, de Ilsebill,
will nich so, as ik wol will.
An all das erinnerte sich das kleine Mädchen. Es kam ihm in den Sinn, dass vielleicht dieser schöne goldene Fisch hier in dem Teich auch ein verwunschener Prinz wäre, am Ende sogar der aus dem Märchen? Ich könnte mir doch etwas ganz klitzekleines wünschen, nicht so wie die habgierige Ilsebill im Märchen. Es überlegte, wie es den Fisch wohl rufen könnte, denn der Spruch des Fischers „mine Fru, de Ilsebill, will nich so, as ik wol will“ , passte doch für ein kleines Mädchen nicht.
Während es überlegte, war der Fisch schon wieder davon geschwommen, aber es wollte warten, ob er vielleicht wieder käme. Während des Wartens, dachte es angestrengt darüber nach, wie es ihn rufen könnte Da, jetzt war ihm etwas eingefallen und wie durch ein Wunder kam der Fisch ganz in seine Nähe. Schnell rief es so laut es konnte:
schenk mir gute Gaben,
viel will ich nicht haben.
Glück und eine gute Welt,
dass mir niemals etwas fehlt.
Wie gut war es, zuhause sich an die Mutter zu kuscheln, die so wunderbar trösten konnte. Ja, seine Mutter wusste sehr gut, wie man kleine Mädchen tröstet und ihnen trotzdem ihre kindlichen Träume lässt, wenigstens noch für ein Weilchen.
Lernen musste es aber, dass es verwunschene Prinzen nur im Märchen gibt. Im wirklichen Leben ist ein Fisch ein Fisch, der niemals Wünsche erfüllen kann, auch wenn manche Menschen behaupten, sie hätten schon mal im Bauch eines solchen, einen Ring oder irgendeinen anderen Schatz gefunden.
Kommentare (9)
Ich habe das Märchen eben auch mal wieder gelesen, es ist ja hochdramatisch, lieber Klaus. Mir gefiel schon als Kind dieses Manntje, Manntje, Timpe Te ...., da wußte ich tatsächlich noch nicht, dass das Platt ist. Ich komme gerade auf den Geschmack es mal mit Geschichten zu versuchen, das verstehst du sicher sehr gut, gelle Klaus . Man kann sich selbst auch wunderbar damit ablenken und seiner Fantasie freien Lauf lassen und wenn sie auch anderen gefallen, freut das.
Ich danke dir herzlich für deinen Kommentar, wünsche dir weiter gute Besserung, gerade habe ich gelesen, dass du gesundheitlich angeschlagen bist, und grüße dich sehr herzlich
Brigitte
Der Fischer und sin Fruh hast Du nun aber wieder köstlich umgeschrieben. Ich kenne das Märchen noch aus meiner Kindheit. Es war mir eine Freude sie mal so lesen zu können. Dank dafür.
Lieben Gruß Klaus
Du hast ein sehr schönes Märchen zu diesem prachtvollen Fisch
erzählt bzw. geschrieben,
liebe Roxanna,
die lehrreiche Pointe hat mir besonders gefallen....
beim "Frosch küssen" wurde ich bereits enttäuscht...
Du auch?
herzlichst
ladybird
@ladybird
Liebe ladybird-Renate, ich weiß nicht, ob du meine Froschgeschichte gelesen hast, die ich kürzlich eingestellt habe. Da habe ich das Thema schon "abgehandelt" was passiert, wenn man Frösche küsst.
Schön wäre es schon gewesen, wenn sich mal einer in einen Prinzen verwandelt hätte, ob Frosch, ob Fisch oder sonst wer . Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend, gelle ?
Heiße Grüße schicke ich nach Kölle und danke herzlich für deinen Kommentar
Brigitte
Eine schöne und traumhafte Geschichte. Wunderbar erzählt und lehrreich zugleich.
Seltsamerweise fiel mir sofort eine völlig andere Geschichte ein.
Nämlich die Geschichte eines kleinen Mädchens, das von seinem Opa zwei Goldfische geschenkt bekam. Da die Mutter zwar das Füttern übernehmen sollte, es aber unterließ, starben die Fische schon nach kurzer Zeit.
Kurz entschlossen nahm sie das Aquarium und kippte das Wasser samt der Fische ins Klo. "Das war die Beerdigung," sagte die Mutter, und das kleine Mädchen stand ratlos daneben und dachte über das Wort "Beerdigung" nach.
So kann es gehen, wenn Goldfische aus bestimmten Gründen unerwünscht sind...
Trotzdem sage ich Dir danke und grüße Dich lieb.
Andrea
@Muscari
Herzlichen Dank, liebe Andrea für deinen Kommentar. Ja, solche Mütter gibt es auch, die nicht besonders einfühlsam sind. Das arme kleine Mädchen. Goldfische machen ja nun nicht so wirklich viel Arbeit.
Dieses Foto habe ich kürzlich aufgenommen und irgendwie hat es meine Fantasie in Gang gebracht und mich animiert, eine Geschichte dazu zu schreiben. Ich habe noch mehr davon, aber die anderen sind alle etwas unscharf, weil die Kois, auch nicht auf meine Bitte hin , mal stille stehen wollten und schon gar nicht die schönen großen Goldfische.
Herzliche Grüße schicke ich dir aus dem heißen Freiburg und hoffe, du hast für dich irgendwo ein kühles Plätzchen
Brigitte
Mit Kois kann man sich anfreunden, wenn man sie füttert (vorausgesetzt man darf das). Vielleicht bräuchte das kleine Mädchen nur etwas Geduld und könnte dann aus dem Verhalten des Fischs ersehnte Schlüsse ziehen. Wir sehen doch in allem Möglichen Zeichen und sollten auch dieser Träume nicht radikal beraubt werden. Vielleicht wusste das aber die Mama und hat richtig reagiert.
@Manfred36
Danke herzlich, lieber Manfred für deinen Kommentar. Ja, das stimmt, die Kois lassen sich füttern. Ich habe mal eine Doku über sie gesehen. Sie lassen sich sogar anfassen und streicheln. Das ist doch für einen Fisch ganz ungewöhnlich. Und in der Tat, wenn das kleine Mädchen wieder an den Teich geht, wird es etwas für die Kois mitnehmen und sie damit locken. Das ist sicher eine außergewöhnlich Erfahrung und wer weiß, was dann geschieht .
Liebe Grüße
Brigitte
Für die chen-Flut geht ein lieber Dank mit einer an
@Seija
@Humorus
@Tulpenbluete13
@Monalie
@Willy
@Tessie
@Muscari
@Syrdal
@nnamttor44
@Rosi65
Einen habe ich noch, vielleicht könnte man es mit ihm noch einmal versuchen
Liebe Grüße
Brigitte