Ein Hexenturm
Hoch auf ragt in den Himmel
der Hexenturm aus alten Tagen
am Rande halb zerfallener Mauern.
Aus eines alten Mannes Munde
erfuhr die Mär ich ungeschminkt
vom Schicksal vieler Hexen
dieser schönen alten Stadt.
Das Grauen sitzt noch tief
in modrigen Gewölben.
Aus tiefdunklen Verliesen
geistert noch in vielen Köpfen
das teuflisch lodernd Feuer.
Und immer noch schürt
der Henker das glühende Eisen
wie in vergangener Zeit.
Rostbraune Flecke dort
an den Wänden zeugen
von Qualen und Schmerzen,
erlitten in einsamen Nächten,
in denen Verzweiflung
das einzige Brot war
und Hass das einzige
Wasser des Lebens.
Als ich diese grauenerregenden
Mauern wieder verließ,
verfolgten mich deren Bilder
noch Nächte lang in Gedanken
der Trauer und des Entsetzens.
Gern würde ich heute
die Richter von damals befragen,
warum hier so Grauenvolles geschah.
Wie gut nur, dass gestern und heute
so fern voneinander bestehen.
Wie sonst könnten Menschen
voller Neugier die Stätten
ruhigen Herzens besuchen,
wissend, dass in diesen Mauern
entsetzliches Unrecht
von Menschen an Menschen geschehen.
©by H.C.G.Lux
Kommentare (4)
Hat man das Glück, noch die alten Ratsproktokolle einer "freien" Stadt im aus dieser Zeit noch im Wortlaut nachlesenzu können (neben dem Standort des Turms inmitten der Stadt), so frappiert die Kaltblütigkeit und Herzlosigkeit, mit der solche Prozesse begleitet und dokumentiert wurden. Es war damals nicht bessser als etwa im 3. Reich und vielerorts auch heute noch. "Das Tier Mensch" hieße, die Tiere verspotten.
Habe vor einiger Zeit über das bewegende Schicksal der Anna Göldin/ Göldi gelesen.
- Anna Göldin-Letzte Hexe- Roman von Eveline Hasler-
Anna Göldin wurde erst 226 Jahre nach ihrer Verurteilung und Hinrichtung rehabilitiert!!!
Am 13. Juni 1782 wurde Anna Göldi nach erzwungenen "Geständnissen" in Glarus hingerichtet. Auch heute, 225 Jahre später, bewegt das Schicksal der "letzten Hexe Europas".
Göldi wurde zwischenzeitlich rehabilitiert. Am 10. Juni 2008 beschloss der Regierungsrat, Anna Göldi 226 Jahre nach ihrer Hinrichtung vom Tatbestand der «Vergiftung» zu entlasten. Zugleich stellte die Regierung dem Parlament den Antrag, den Prozess vom Juni 1782 als Justizmord zu bezeichnen.
Zum 225. Jahrestag der Hinrichtung der "letzten Hexe" die Anna-Göldi-Stiftung gegründet. Gemäss den Statuten will diese nicht nur das Andenken an Anna Göldi bewahren, sondern sich auch heute für Randständige, Minderheiten und Opfer von Willkür einsetzen.
Das Anna Göldi Museum ist dem Schicksal der 1782 in Glarus hingerichteten Magd Anna Göldi gewidmet. Es wurde am 20. August 2017 in Ennenda eröffnet. Wikipedia
Adresse: Fabrikstrasse 9, 8755 Ennenda, Schweiz
Rosi65
Die Zeiten sind weiter gelaufen, haben sich verändert… Wirklich?
Wird nicht noch immer gefoltert, gemordet, vergiftet, vertrieben, geschändet, beschnitten, verdammt, verurteilt und geschmäht?
Die Zeiten sind weiter gelaufen, haben sich verändert… Doch die Methoden der Schrecklichkeiten sind geblieben, es gibt sie wie einst im sagenumwobenen Hexenturm als grauenvolle Realität der Moderne.
Das muss jeder, der sich ein wenig umsieht, mit atemberaubenden Erschrecken sehen wie
Syrdal
Spontan erinnere ich mich an so einen Hexenturm in Fulda, der heute noch steht, vor Jahren entdeckt--------------------------- Mahnung!