Du mit deiner Froschgieke!
Du mit deiner Froschgieke!
Regionales zu einem aussterbenden Begriff
In ein einem Ottendorfer Polizeibericht des Jahres 1902 machte ich die Entdeckung, dass ein Gendarm schrieb „Es wurden neunzehn Froschgieken sicher gestellt. Damit dürfte die Gefahr gebannt sein“. Der Hintergrund der Notiz lag in den vielen Messerstechereien, die es in jenen Jahren vor allem bei Tanzveranstaltungen zwischen den Einheimischen und den zugewanderten polnischen Glasarbeitern gab. Doch es geht mir hier in erster Linie nicht um diese Vorkommnisse, sondern um den Begriff der „Froschgieke“. Einen Begriff, den ich in meiner Jugend noch relativ oft auch von Älteren hörte.
Die Froschgieke bezeichnet ein eher altes und stumpfes Messer, vorwiegend in der Form des sogenannten Küchenmessers. Da unsere Vorfahren eigentlich nichts wegwarfen, spielte die Gieke oder eben die Froschgieke, auch im Alltag noch immer einer Rolle. Mit ihr konnten Heranwachsende ebenso hantieren, da ja durch die Stumpfheit die Gefahr einer Schnittverletzung gering war, wie die Erwachsenen das stumpfe Messer noch immer für etwas nutzten, und sei es beim Auskratzen von Unkraut aus den Ritzen von Steinplatten gewesen.
Gefunden habe ich bei meiner Recherche auch jenes Wort, „‘ne Gieke tocht nur noch zum Krötenstechen!“ Ob daraus das Wort vom Frosch abzuleiten ist, kann man annehmen, muss aber nicht stimmen. Das Wort Frosch war früher im Normalfall negativ besetzt wie es zum Beispiel das Wort „‘nu sei doch keen Frosch“ zeigt. Hier mit ängstlichem Naturell versehen. Interessant ist, dass heutzutage der Frosch in der Werbung eher ein Sympathieträger geworden ist. Zurück zum Krötenstecher; eine Kröte war auch in unserer Gegend eines der vielen Wörter für die Distel. Und Disteln stechen, möglichst mit der ganzen Wurzel, war eine jener Kinderbeschäftigungen um vielleicht nach getaner Arbeit etwas Zusätzliches an Süßigkeiten zu erhalten oder wie es bei uns Gang und Gäbe war, wer gut Unkraut beseitigt hatte (jäten als Begriff!) konnte das Geld für einen Kinobesuch bekommen.
Gefunden habe ich auch in meinen Aufzeichnungen die Geschichte vom Gieken- oder Messerraufen. Dass war ein Wort im 19. Jahrhundert für die Messerstecherei, vor allem bei Auseinandersetzungen nach alkoholhaltigen Veranstaltungen. Schon um 1390 muss diese Alltagserscheinung häufig gewesen sein, denn in einer alten Anweisung nach Magdeburger Recht ist zu lesen: „Bereits der Besitz oder das Tragen eines Messers könnte zur Vorbeugung von Körperverletzungen mit Strafe bedroht werden, wobei diese höher sein sollte als beim Tragen eines Schwertes, da das Messer leichter zu heimlichen Straftaten benutzt werden kann.“ Dieser Text wurde aus dem heute ziemlich unverständlichen Mittelhochdeutschen in eine neuzeitliche verständliche Form gebracht. Somit ist der Ausspruch „Du mit deiner Froschgieke!“ durchaus ein volkskundlicher und kulturhistorischer Beleg für unsere Sprachvergangenheit.
haweger
Regionales zu einem aussterbenden Begriff
In ein einem Ottendorfer Polizeibericht des Jahres 1902 machte ich die Entdeckung, dass ein Gendarm schrieb „Es wurden neunzehn Froschgieken sicher gestellt. Damit dürfte die Gefahr gebannt sein“. Der Hintergrund der Notiz lag in den vielen Messerstechereien, die es in jenen Jahren vor allem bei Tanzveranstaltungen zwischen den Einheimischen und den zugewanderten polnischen Glasarbeitern gab. Doch es geht mir hier in erster Linie nicht um diese Vorkommnisse, sondern um den Begriff der „Froschgieke“. Einen Begriff, den ich in meiner Jugend noch relativ oft auch von Älteren hörte.
Die Froschgieke bezeichnet ein eher altes und stumpfes Messer, vorwiegend in der Form des sogenannten Küchenmessers. Da unsere Vorfahren eigentlich nichts wegwarfen, spielte die Gieke oder eben die Froschgieke, auch im Alltag noch immer einer Rolle. Mit ihr konnten Heranwachsende ebenso hantieren, da ja durch die Stumpfheit die Gefahr einer Schnittverletzung gering war, wie die Erwachsenen das stumpfe Messer noch immer für etwas nutzten, und sei es beim Auskratzen von Unkraut aus den Ritzen von Steinplatten gewesen.
Gefunden habe ich bei meiner Recherche auch jenes Wort, „‘ne Gieke tocht nur noch zum Krötenstechen!“ Ob daraus das Wort vom Frosch abzuleiten ist, kann man annehmen, muss aber nicht stimmen. Das Wort Frosch war früher im Normalfall negativ besetzt wie es zum Beispiel das Wort „‘nu sei doch keen Frosch“ zeigt. Hier mit ängstlichem Naturell versehen. Interessant ist, dass heutzutage der Frosch in der Werbung eher ein Sympathieträger geworden ist. Zurück zum Krötenstecher; eine Kröte war auch in unserer Gegend eines der vielen Wörter für die Distel. Und Disteln stechen, möglichst mit der ganzen Wurzel, war eine jener Kinderbeschäftigungen um vielleicht nach getaner Arbeit etwas Zusätzliches an Süßigkeiten zu erhalten oder wie es bei uns Gang und Gäbe war, wer gut Unkraut beseitigt hatte (jäten als Begriff!) konnte das Geld für einen Kinobesuch bekommen.
Gefunden habe ich auch in meinen Aufzeichnungen die Geschichte vom Gieken- oder Messerraufen. Dass war ein Wort im 19. Jahrhundert für die Messerstecherei, vor allem bei Auseinandersetzungen nach alkoholhaltigen Veranstaltungen. Schon um 1390 muss diese Alltagserscheinung häufig gewesen sein, denn in einer alten Anweisung nach Magdeburger Recht ist zu lesen: „Bereits der Besitz oder das Tragen eines Messers könnte zur Vorbeugung von Körperverletzungen mit Strafe bedroht werden, wobei diese höher sein sollte als beim Tragen eines Schwertes, da das Messer leichter zu heimlichen Straftaten benutzt werden kann.“ Dieser Text wurde aus dem heute ziemlich unverständlichen Mittelhochdeutschen in eine neuzeitliche verständliche Form gebracht. Somit ist der Ausspruch „Du mit deiner Froschgieke!“ durchaus ein volkskundlicher und kulturhistorischer Beleg für unsere Sprachvergangenheit.
haweger
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