Divid- und -ende
Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf hat kürzlich ausgerechnet, dass mehr als 44 Milliarden Euro im laufenden Jahr von deutschen Unternehmen an ihre Aktionäre ausgezahlt werden sollen. Das stelle man sich doch einmal vor - es wird ein Festival für die Anteilseigner. Man darf die doch auf keinen Fall verunsichern!
Seltsam ist dabei aber, so finde ich, dass viele dieser Unternehmen überhaupt keine Probleme damit haben, zur gleichen Zeit mit diesen enormen Ausschüttungen öffentliche Gelder zu beantragen!
Für Zehntausende haben sie Kurzarbeit angemeldet - und lassen damit ihre Beschäftigten vom Steuerzahler einfach mit bezahlen! Die Dividenden dürfen ja nicht in Gefahr geraten ...
Zum Beispiel unsere Vorzeige-Kfz-Industrie - verlangt zusätzlich noch staatliche Prämien, um den Absatz von Neuwagen anzukurbeln. Hiermit rufen sie also gleich zweimal nach dem Staat; es scheint also super-schlimm um unsere Spezial-Branche zu stehen! Frage: Gibt es nicht andere, kleinere und oft wichtigere Betriebe, die diese Hilfen viel dringender benötigen?
Die Krönung dabei ist dann noch die ganze Richtung dieser Ziele: Weil deutsche Produzenten fast keine E-Autos und nur wenige sparsamere Hybridfahrzeuge produzieren, verlangen diese Auto-Lobbyisten die Prämien für alle Antriebsarten!
Ich habe da das Gefühl, dass hier die Autoindustrie das Brems- mit dem Gaspedal gleichzeitig betätigt, vielleicht sogar verwechselt?
©by H.C.G.Lux
Kommentare (5)
Hallo Pan,
einfach mal alles in einen Topf kippen und mal kräftig umrühren?
Die Dividende basieren auf dem Geschäftsjahr 2019 und haben mit der Corona-Krise nichts zu tun. Nach deiner Rechnung dürfte dann auch kein Arbeitnehmer eine Steuerrückerstattung in diesem Jahr bekommen, denn auch die bezieht sich auf das vergangene Jahr.
Die Beantragung von Kurzarbeitergeld passiert zwar optisch "zur gleichen Zeit mit diesen Ausschüttungen", ist aber eine andere Hausnummer. Dieses Geld wird nicht an die Aktionäre ausgeschüttet, wie dein Text suggeriert.
Das Kurzarbeitergeld wird aus Beiträgen und Rücklagen der BAA an die Beschäftigten, und nicht an die Aktionäre, gezahlt, in die zuvor auch die Arbeitgeber durch Beiträge mit eingezahlt haben. Es sind also Versicherungsleistungen und die haben mit den Dividenden an Anteilseigner nichts zu tun.
Die Beschäftigten der Auto-Industrie sehen das mit der Kaufanreizprämie sicherlich etwas anders , denn sie sind am Absatz und ihren Arbeitsplätzen interessiert. In der Tat versucht die Autoindustrie die Gunst der Stunde zu nutzen, um auch alte Antriebsarten mit fördern zu lassen. Aber nur das wäre unmittelbar Corona-bedingt.
Bei den anderen, von dir kritisierten Punkten sehe da nichts Ehrenrühriges am Verhalten der Autoindustrie, auch weil ich Eintopf eh nicht so mag.
VG, F.
@Federstrich
Ich kann jedenfalls dem Handelsblatt voll zustimmen, wenn es diese Praktiken anprangert!
Wenn es mir schlecht geht, muss ich auch an meine Ersparnisse heran. Industrien und ihre Bosse haben freie Wahl: Nimm mit, solange du etwas kriegen kannst.
Das ist Kapitalismus hoch³
Hochmut kommt vor dem Fall!
Schlimm ist nur, dass wir auch diesen dann noch teuer bezahlen müssen…
...meint Syrdal
Die diesbezügliche Dreistigkeit von Politikern nach der beendeten Kaiserzeit sowie die Wünsche der gebauchpinselten Großunternehmer auch heute noch hat schon immer die kleinen Leute zu kurz kommen lassen und den Großen zu mehr Wachstum verholfen, selbst wenn so klar ersichtlich war und ist, wie falsch grad alles läuft. Da könnte man Unzähliges anführen ...
Uschi