Die Pläne der Eltern ...

Autor: ehemaliges Mitglied


Die Pläne der Eltern ...

Es geschieht oft, dass mir tausend Gedanken zu einem Thema durch den Kopf gehen, wenn ich die Kommentare Anderer lese. So auch bei dem von Muscari zur Queen ...

So viel Glück wie ihr war mir nicht vergönnt. 1958 war ich mit meinen Eltern in Österreich in Urlaub. Dort saß jeden Morgen zum Frühstück ein englisches Ehepaar am Nachbartisch im Garten der Pension. Es war mir einerlei, ob es meinen Eltern gefiel oder nicht - ich grüßte sie jeden Morgen mit einem freundlichen "Good Morning". Und offensichtlich erfreute es das Ehepaar.

Wir tauschten unsere Adressen aus und anschließend gab es vier Jahre lang einen regen Briefkontakt zwischen dem Ehemann und mir. Ich bekam deutsche Briefe aus London und antwortete auf Englisch, erzählte von meiner heimatlichen Umgebung und was so in meinem Teenager-Tagesverlauf geschah. Und natürlich gab es Kommentare zu manchmal auftauchenden Fehlern in meinem Englisch oder in seinem Deutsch.

Zu dieser Zeit ließ ich mir auch von einer Cousine die Adresse ihrer Schwester in Sheffield geben. Nachdem ich einen Briefwechsel auch dorthin mit dem mir gleichaltrigen Sohn meiner Cousine angefangen hatte, liefen diese Briefwechsel ein paar Jahre.

Aber mein Mann, den ich dann mit 20 Jahren heiratete, hatte keine Englischkenntnisse. Er fand meine Briefkontakte "blöd" - der Grund (und natürlich die Ankunft meiner Kinder), weshalb ich die Kontakte einstellte. Irgendwann waren auch die Anschriften verschwunden.

Meine Teenager-Bitte, ein paar Wochen bei meiner Cousine in England, die so alt war wie meine Stiefmutter - etwa Mitte 30 - verbringen zu dürfen, wurde nicht erfüllt. Erst hieß es: "... eine 14-Jährige lasse ich nicht allein nach England, ins Ausland!" und dann wurde einfach "der Schwamm" drüber gelegt.

Hätte ich damals die Insel besuchen dürfen, ich wäre selig gewesen. Hätte wohl auch berufliche Konsequenzen gehabt. Aber ... Zur Ablenkung durfte ich dann vier Wochen ins Sauerlannd zu einer weiteren Cousine und lernte dort die Liebe meines Lebens kennen. Als das herauskam, wurde auch das Sauerland gestrichen.

Wenn ich dann mitbekomme, dass die Queen ihren Philip mit 13 Jahren kennenlernte, sich in ihn verliebte, so denke ich, ist das doch ein "ganz normales" Geschehen. Was für Hintergedanken - außer "... hoffentlich wird meine Tochter nicht so früh zu einer unehelichen Mutter." - hatten meine Eltern? Ich bekam nicht nur einmal den blöden Spruch zu hören: „... komm mir nicht mit 'nem Chrisjöhnken nach Hause!“ Sie konnten mich, die 14-Jährige ja nicht den ganzen Tag beaufsichtigen. Auf jeden Fall hatten sie Pläne, denen ich nie zugestimmt hätte.

Die Gefahr für so etwas war viel eher zuhause gegeben: ich hatte einen gleichaltrigen Adoptivbruder (seine Mutter und meine waren Cousinen, sein Vater war im Krieg gefallen, meiner war gesund aus dem Krieg nach Hause gekommen und hat als Witwer dann die Mutter meines Adoptivbruders geheiratet). Auch der 14-jährige Adoptivbruder war natürlich neugierig auf ersten Sex ...

Als unsere Eltern diese Gefahr erkannten, wurde er in eine Friseur-Ausbildungsschule in Süddeutschland geschickt, statt seine Lehre im elterlichen Salon zu machen. Und ich zog es vor, Bürokauffrau zu werden. Ich wollte nicht die Putzfrau im Salon werden, während der Bruder vielleicht nach seiner Heimkehr den Chef herauskehrte. Hatte ich doch erlebt, als wir zwei Gleichaltrigen jeder einen „Blauen Brief“ bekamen, dafür zur Strafe (???) vier Wochen den Salon jeden Abend zu bohnern hatten, dass sich mein lieber Bruder stets drückte. In dieser Zeit entwickelte sich mein Selbstbewusstsein in Richtung weg von zuhause …

Die Gedanken unserer Eltern kreisten wohl um den Punkt: … wenn die Zwei heiraten, bleibt der Salon in der Hand der Familie! Doch mein Bruder lernte bald ein Lehrmädchen kennen, das er später heiratete und die Zwei sind immer noch glücklich, haben zwei Töchter in die Welt gesetzt. Ich fand meinen Optiker und heiratete ihn.

Ein Sohn, über den sich mein Vater riesig freute, und eine Tochter machten meine Familie komplett. Mein Vater hätte so gern selbst einen Sohn gehabt, bekam aber „nur“ einen Adoptivsohn und später eben einen Enkelsohn.

Was sich bis dahin als hohes Hindernis vor meinem Vater aufgetürmt hatte – der Adoptivsohn heiratete eine Friseurstochter und übernahm mit ihr den Salon, damit fiel die Angst um den „Niedergang“ seines stadtgeschätzten Salons weg. Auch deren ältere Tochter übernahm den Salon, während sich die jüngere in Berlin zur Staatsanwältin mauserte.

Ich bin indessen froh, dass heutige Eltern immer weniger die Laufbahnen ihrer Kinder bestimmen, ihnen nach deren eigenen Vorstellungen ihre Berufswege nicht verbauen!

Ich bekam von meinem Vater zu hören: „Schreiben und Malen sind brotlose Kunst! Lern lieber einen Beruf, mit dem du deinen Lebensunterhalt verdienen kannst.“ Ich hätte so gern Kunst und Germanistik studiert …, stattdessen gab es den „trockenen“ Beruf einer Kontoristin im Groß- und Einzelhandel. Ich habe meinen „trockenen´“ Beruf nie wirklich gebraucht.

Es macht mich glücklich, dass meine eigene Tochter inzwischen ihre Grafik-Firma seit 20 Jahren erfolgreich führt! Wunderbar!!
 


Anzeige

Kommentare (5)

ehemaliges Mitglied

Wenn ich mir heute durch den Kopf gehen lasse, was für unsinnige Strafen Eltern manchmal - nur ihrer Bestrafungs-Sucht folgend - ihren Kindern aufbrummen, frage ich mich doch, ob sie in ihrem Ärger nicht mehr logisch und nur situationsbedingt emotional denken konnten.

Sinnvoll wäre es gewesen, uns mit einer Nachhilfe-Lehrerin (die sie auch engagiert hatten) wirklich die Fehler erarbeiten und sinnvoll ins tägliche Lernen hätten einarbeiten lassen können, statt uns den Fußboden des Salons stundenlang und täglich mit dem elektrischen Bohnerbesen bearbeiten zu lassen. Da das aber nicht geschah, sich der Adoptivbruder grundsätzlich vor diesem Zusatzunterricht wie auch vor dem Bohnern) drückte, war die Geldausgabe für die Studentin völlig überflüssig. Und ich genoss die junge Frau als Jemanden, mit dem ich mich "englisch" austauschen konnte! Die Chemie zwischen ihr und mir war halt vorhanden.

Völlig außen vor gab es auch noch das Leben meiner knapp 3 Jahre jüngeren Schwester. Da sie sich gegen den Wunsch unseres Vaters nach der Mittleren Reife der Kunst zugewandt hatte, obendrein dadurch auch noch ihren Grafiker-Freund fand, ihn später heiratete, fielen ihre drei Söhne für unsere Eltern völlg unter den Tisch!! Und in dem Erwachsenenalter war der Spruch: "... und bist du nicht willig, dann 'brauch ich Gewalt!" durch unsere Stiefmutter nur noch gelegentlich anwendbar. Die Jüngste zog dann einfach aus ...

Unsere Stiefmutter ließ sich sogar einfallen, meiner jüngeren Schwester einen oberflächlichen Umgang mit der gemeinsamen Waschmaschine zu unterstellen, indem sie die Wohnung im Mehrfamilienhaus unter Wasser setzte, als meine Schwester in Urlaub war, aber alle wissen ließ, meine Schwester hätte das leichtsinnigerweise verursacht. Von der "Schuld" meiner jüngeren Schwester konnte die Stiefmutter nicht mal den Versicherungsvertreter überzeugen!

Eigentlich könnte ich ein gewisses Schamgefühl empfinden, was diese Geschichten angeht, denn Stiefmutter ist seit acht Jahren tot und man redet Verstorbenen nicht schlecht hinterher. Aber diese Manipulationen werden mir nie aus dem Kopf gehen.

Wenn meine Tochter heute jeden Abend zu einem Tagesgespräch zu mir kommt, erfahre ich oft von den Bosheiten der lesbischen Mutter ihrer Freundin. Die junge Frau ist alleinerziehende Mutter ihrer zwei Kinder, einer Zehnjährigen und ihrem achtjährigen Bruder. Aber wenn ich die haarsträubenden Geschichten von der Mutter ihrer Freundin höre, welche unsinnigen Gemeinheiten diese alte (????) ihrer Tochter andichtet (die Oma stiehlt die Post der Tochter, erzählt der Enkelin Lügen über die Mama), kann ich immer nur wieder sagen: zieh aus dem Haus der Mutter aus! Aber das ist halt auch eine Geldfrage.

Jeder Ehemann, der seine Frau psychisch (oder auch physisch) terrorisiert, muss die Wohnung oder das Haus, auch wenn's ihm gehört, verlassen! DAS wäre auch in diesem Fall für die boshafte alte Mutter und deren Freundin nötig!! Auch möglich??! Vor allem wäre es mehr als notwendig, die Kinder dem Einfluss dieser bösen alten Frau zu entziehen, die sich bis heute mit dem Vater der Enkel und Ex ihrer Tochter Gemeinheiten ausheckt! Dann wäre endlich Ruhe im Leben der jungen Famiie.

Man muss nicht in die Gemeinheiten und Bosheiten dieser Welt schauen, in der eigenen Umgebung existieren davon auch genug! Man muss nur hinschauen:

Ich war vor 2 Jahren zur Kur an der Ostsee, als die Situation zuhause für die Freundin meiner Tochter und ihre Kinder eskalierte. Als ich davon hörte, habe ich umgehend zugestimmt, der jungen Frau mit ihren Kindern während meiner Abwesenheit meine Wohnung während dieser 3 Wochen zur Verfügung zu stellen. Da hatten die Drei ein wenig Pause und Ruhe vor "Omas Bosheiten"!

Die boshafte Mutter wollte dem Jugendamt bei einem Kontrollbesuch (zu dem die Oma die Wohnung der Tochter in ihrem Haus verwüstet hatte) als unordentlich vorführen. Aber die Beamtin, die nachzusehen hatte, war von meiner Tochter darauf aufmerksam gemacht worden, welche Bosheiten die alte Dame(??) immer wieder ausführte - und so wurde aus diesem Besuch eine Retourklatsche für die in ihrer Krankheit boshafte alte Frau! Das Amt weiß nun um deren Gemeinheiten und daher gelangen ihre Vorwürfe nicht mal mehr bis zu dem zuständigen Richter, geschweige denn werden die Vorwürfe überhaupt geprüft!!

Der Besuch damals, der den Beamten (m)eine tadellos durch die von der beschuldigten Tochter während meiner Abwesenheit geführten Wohnung führte, ließ das Amt erkennen, welche Absichten dieser psychisch kranken alten Frau hinter ihren Meldungen steckte. Sie hat selbst dafür gesorgt, dass ihr die Sorge um ihre Tochter und Enkel genommen wurde. Für meine Wohnung hatte sie keinen Schlüssel, konnte hier nicht tätig werden. Der aufklärende Besuch war überfällig.

So langssam gelingt es der jungen Mutter auch, selbst ihr Leben und das ihrer Kinder allein in den Griff zu bekommen.
 

ehemaliges Mitglied

Hallo, liebe nnamttor

Danke für diese Schilderungen.
Ich habe mich gefragt, ob du, bei allen Vorgaben und Erwartungen deiner Eltern nicht letztendlich doch ein freieres Leben als die Queen hattest. Sie stand ihr Leben lang in der Öffentlichkeit. Null Privatsphäre, überall mussten Bodyguards mit und die Presse und, und, und. Dazu noch der ganze politische Druck, die Feindseligkeit und die grossen privaten Probleme, die sie privat ja auch hatte. Nicht einfach.
Dass man heute punkto Berufswahl freier ist als früher, begrüsse ich. Aber dafür gibt es andere Formen des Drucks heutzutage, gerade für uns Frauen.
Viele Grüsse
Sandra

ehemaliges Mitglied

@Sandra1975  
Selbstverständlich hatte und habe ich ein freieres Leben als die Queen in ihrem "Goldenen Käfig".

Allerdings - wenn auch nicht so eng gezogen wie für die Queen - hatte ich in jungen Jahren sehr darauf zu achten, wo, was und mit wem ich etwas tat, Kontakt hatte. Mein Vater hatte sich  DEN  Salon in unserer Stadt aufgebaut. Die Geschäfts-Damen des Prinzipalmarktes waren seine Kundschaft. Einfach mit einem Freund im Umland zu radeln, da konnte ich sicher sein, dass mein Vater das abends erfahren haben würde!

Und ich hatte an den abeitsintensivsten Tagen - Samstags, weil schulfrei - im Salon auszuhelfen: Die Damen empfangen, ihnen aus den Mänteln zu helfen, stets aufmerksam zu schauen, wo ein Platz frei wurde, um dann die "richtige" Kundin dort hinzuführen, die freie Kraft, möglichst wissender Weise, wer diese Kundin immer bediente, aus dem Personalraum im Keller herbeizurufen, an der Garderobe wieder zu  helfen und - richtig - zu kassieren, und das bereits mit 10 Jahren.

Es kam später durchaus vor, dass ich von einer Kundin auf dem Prinzipalmarkt auf meinem Weg zu meiner Ausbildungsstätte angesprochen wurde und Fragen zu beantworten hatte.

Für mich wurde es die schönste Freizeitbeschäftigung, mit dem Fahrrad aus der Stadt zu flüchten und lange Touren durch die Natur zu machen. Das war für mich lange meine "Lebensretter-Situation".

Ich habe es mit 17 Jahren hinbekommen, nicht ebenfalls im väterlichen Salon zur Friseuse ausgebildet zu werden. Hab ich meinem Adoptivbruder überlassen. Der Ärmste wäre lieber Ingenieur geworden. Aber seine Mutter bestand darauf, dass er Friseur wurde, um den großen Laden (15 Haarwaschplätze plus mehrere Frisierplätze ohne Waschmöglichkeit) später zu übernehmen. Allerdings genoss er seine Lehrzeit in einer Fachschule in Süddeutschland, damit sich die Angestellten nicht nach seiner Lehrzeit noch des Lehrlings, der nun Junior-Chef war, bedienten.

Warum ich die Einzige bin, die sich diesem Beruf entziehen konnte, ich weiß es nicht. Unsere Jüngste hat ihn zuerst erlernt und sich erst danach zu Kunst- und Grafikstudium durchgekämpft.
 

Muscari


Ja, liebe Uschi,

so war das früher meistens in den Familien.
Wenn ich die Worte Deiner Eltern lese, denke ich, dass sie auch von meiner Mutter stammen könnten. Es war eben eine andere Zeit.


Da mein Vater im Krieg geblieben war und Mutter ihre beiden Töchter alleine über die Runden bringen musste, hatte sie sich in den Kopf gesetzt, dass ich Fremdsprachen lernen sollte. Für Französisch fing das mit dem belgischen Mädchenpensionat an und ging fürs Englische weiter mit der Vermittlung nach London.

Später bekam ich hier auch eine entsprechende Anstellung als Fremdsprachenkorrespondentin. Und das habe ich nie bereut.

Danke auch für den Einblick in Dein Leben und herzliche Grüße von
Andrea

ehemaliges Mitglied

@Muscari  
Ja, so war das vor 60 Jahren. Es hieß, Mädchen heiraten sowieso, also brauchst du kein Abitur, und damit war mir der Weiterbesuch der Schule gestrichen.

Meiner jüngeren Schwester erging es auch so. Sie hat dann ihren Grafiker-Freund geheiratet. Erst hat er auf ihre Kosten sein Studium beendet (sie musste Friseuse lernen). Dann hat sie die Prüfung gemacht und bekam aufgrund ihres Talentes ein Stipendium, so dass sie ihren Mann sogar noch überflügelte.

Unsere Eltern weigerten sich dennoch, ihr das Studium finanziell zu unterstützen. Es wäre für sie kein Problem gewesen. Sie arbeitet heute noch (mit 75 Jahren) als Kunsttherapeutin, ist noch als selbstständige Künstlerin daneben tätig.

Wenn ich daran denke, unsere Mutter wäre nicht so früh verstorben (aus ihrer Familie kommt dieses Talent!), ob sie uns wohl unterstützt hätte? Es gibt einige in ihrer Familie, die dieses Talent beruflich nutzen ...

Ich hatte mit 14 ein erstes Abenteuer-Büchlein geschrieben. Vater oder auch Berufskolleg:Innen waren angetan - aber es wurde mir madig gemacht: das sei kein Beruf! Also gibt es unter uns Geschwistern eine Malerin und eine verhinderte Schreiberin. Nur die Älteste wurde mit Leib und Seele Friseuse.




 


Anzeige