Der Tag!

 

Der Tag. Ein Tag. Welcher Tag? Wer fragt schon nach Tagen, einer ist wie der Andere, sagen manche Leute. Oder doch nicht? Es gibt Tage, die sind wie verdorrtes Gras, aber immer noch nutzbar wie das Heu, das aus ihnen entsteht. Einst war alles neu, sie lagen vor uns wie unbeschriebene Blätter.
   
 In jenen Tagen träumten wir 
 die Sehnsucht zu den Sternen hinaus.
         In jenen Stunden schickten wir die Träume
         als Wünsche von Haus zu Haus.

    Jene Tage der Sehnsucht, der Träume
 sind so lang schon her.
         Sie erscheinen heute, als wenn es erst 
         gestern gewesen wär.

    Früher, gestern, was ist Zeit 
 im Reich der Träume
         und verblasster Fantasien?


-©by Pan- 


Dieser Tag gestern aber war ein schöner Tag, auch der Himmel spielte mit in diesem Konzert von Dasein und Erinnerung. Man war jung, man wurde älter, man ist alt und vergessen sind die Tage des Werdens, eingeholt von den Tagen des Seins. Da wollen wir ehrlich sein: Sind sie wirklich vergessen, die Tage der Entfaltung? Wie oft kehrt die Erinnerung an die Tage der Kindheit noch einmal ins Gedächtnis zurück?
Mein neunter Geburtstag - Papa lag einige Monate unter dem Holzkreuz mit Stahlhelm. Hat mich das berührt? Ja, mit einschneidender Wirkung!
Mein neunzehnter Geburtstag - Ich feierte ihn als Bergmann unter Tage in Hitze und Staub.
Der Neunundzwanzigste: Er sah mich als etablierten Familienvater im trauten Daheim.
So flossen die Jahre dahin, ein großer breiter Strom des Lebens. Reißendes Wasser und hoch sprühende Gischt, ruhiges Gewässer mit spiegelglatter Oberfläche und stillen Ufern. Dann wieder starke Strömung mit reißenden Katarakten, ein gefährliches Umfeld! Kurz vor Erreichen des Ozeans dann die ruhige, nur von seichten Wogen bewegte Oberfläche des Lebensstroms.
Gestern nun der neunundachtzigste Geburtstag. Er sah mich als glücklichen Menschen, dem im Grunde genommen nichts fehlt. Ein Mensch, der mich so nimmt wie ich heute bin und den die Liebe zu neuen Ufern geführt hat. Zufrieden? Uneingeschränkt JA.
Dass die Ungereimtheiten im Externen manches in einem anderen Licht erscheinen lässt, ist im Grund genommen normal und war zu allen Zeiten meines Lebens so! Leben ist nun mal ein Kaleidoskop mit vielen bunten Facetten, wer dies bestreiten wollte, ist ein Narr.
Wunsch und Erfüllung schließen sich meist aus - und das ist gut so! Wären wir glücklich, wenn alle unsere Wünsche erfüllt würden?
Sir Francis Bacon sagte einst:

Nicht die Glücklichen sind dankbar.
Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.


Ich weiss nicht, was ich da entgegnen sollte ...

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Kommentare (3)

U. Petri

Lieber Pan,
welches Geschenk, einen so besonderen Geburtstag feiern zu können! 
Dankbar und - wie Du immer wieder beweist - "in geistiger Frische" .
Dazu herzliche Glückwünsche! Ich kann nur sagen: "weiter so - es wird michPicture 016A.jpg freuen, Dich immer wieder im Senioren Treff mit Gedanken oder Kommentaren zu treffen!
Liebe Grüße, Ursula

Syrdal


Lieber Horst, wenn du den kurzen Betrachtungsbogen über deinen langen Lebensverlauf mit Bacons‘s trefflichen Wort endest und dann fragst, was du diesem entgegnen könntest, sei dir statt einer Entgegnung eine klare Bestätigung zu wünschen – am besten mit den einfachen Worten: Ich bin ein Dankbarer…

...so wie auch der dich herzlich grüßende
Syrdal

ehemaliges Mitglied

sehr eindrücklich, dein Resümee...
danke fürs Teilen

alles Gute 
und liebe Grüße
WurzelFluegel


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