DER SPIELVERDERBER


DER SPIELVERDERBER

DER SPIELVERDERBER

Elke, meine Freundin und ich, hatten bereits mit 17 Jahren schon ausgelernt. Schließlich sind wir damals schon in einem ganz zarten Alter in die Lehre/Ausbildung gekommen. Einmal im Monat gingen wir mit dem kleinen Überschuss unseres kärglichen Lohnes zum Shoppen (damals hieß es natürlich noch einkaufen),in die Innenstadt, um uns damit neue Kleidung oder ein paar Schuhe zu leisten.

Oft fuhren wir dafür mit dem Zug sogar bis nach Essen oder nach Düsseldorf. Das war immer ein aufregendes und tolles Erlebnis für uns, denn wir fühlten uns dabei wie die Damen von Welt. Das kannten wir aber bisher nur aus den Fernsehfilmen. Den Rest unseres Geldes verprassten wir zum Schluss dann noch gerne bei einem leckeren Pizza-Essen.

Eines Tages öffnete ein ganz modernes „Szene-Cafe`“ in unserer Stadt seine Pforten. Riesige Schaufenster, hellste Beleuchtung, Musik, Leuchtreklame und ein interessantes Publikum lockten uns wie ein Magnet neugierig an. Da mussten wir natürlich auch mal hin. In unseren neuen Wintermänteln, im aktuellen Midi- und Maxilook, trauten wir uns an einem unserer Shoppingtage sogar dort hinein.

Der Laden war, wie von uns erwartet, voll besetzt. Wir entdeckten den freistehenden Garderobenständer, der vor einer Rückwand stand. Und obwohl diese Kleiderständer mit seinen geparkten Kleidungsstücken schon sehr ausgelastet war, fand ich ganz hinten noch einen freien Haken für meinen Mantel. Elke hängte ihren „Maxi“ einfach mit der Kapuze über zwei andere Teile an der Frontseite auf. Fertig!
Beim Umdrehen hielten wir gleich Ausschau nach einem freien Platz.
Zwei junge Männer warfen bereits neugierige Blicke auf Elke, denn mit ihren blonden Locken fiel sie immer wohlwollend auf.
Doch dann passierte es! Der Garderobenständer war es sicher endgültig leid so ein tristes und schweres Leben zu führen. Elkes Mantel hatte ihm sicherlich den Rest gegeben. Er beschloss die Balance zu verlieren und einfach mal umzukippen, um sein lästiges Übergewicht auf Elkes Rückseite abzuladen. RUMMS!!!

Im Lokal wurde es plötzlich ganz still. Doch alle reckten die Hälse, um wenigstens etwas besser sehen zu können. Schließlich waren hier die Getränke ja schon teuer genug.
Dann folgte ein dröhnendes Gelächter der beiden jungen Männer vom Nebentisch. Dieses Lachen war natürlich ansteckend..., nun freute sich das ganze Lokal über unser Missgeschick.
Mit hochroten Köpfen sammelten wir die verstreuten Kleidungsstücke vom Fußboden auf und stellten den Versager wieder zurück auf seine krummen Beine.

Natürlich haben wir diesen komischen Laden nie wieder betreten.

Rosi65

Titelbild:amazon.de
 


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Kommentare (13)

Rosi65

Ein kleines Dankeschön an alle, die durch ein Herzchen, bzw. Kommentar, auf die kleine Anekdote so freundlich reagiert haben:

Indeed (Ingrid), Sommerzauber (Katharina), Feenwald, Christine62laechel, ladybird (Renate),
Songeur, Claudine (Irminia), Agathe, Marlen13, Indian Summer1952 (Anita)



Hier mal eine sichere Garderoben-Variante unserer früheren Bergleute aus ihrer Kaue...😊

cloakroom-2791744_1280.jpg
Foto:pixabay.de

Herzliche Grüße
    Rosi65




 

ladybird

Liebe Rosi,
wahrscheinlich hatten die übrigen Gäste ihre Garderobe alle in "Sichtweite"
aufgehängt? So verlor der Ständer seine Balance. Dazu fiel mir das herrliche Lied ein,  von Otto Reutter: "Der Überzieher"...
Danke Dir für auch meine Erinnerung an den bescheidenen Monatslohn, an Midi und Maxi....und an die klotzigen 
Courréges Ohrclips....(lach
es war doch eine "heile" Vergangenheit?
herzlichst
🐞-Renate

 

Rosi65

Stell Dir vor, liebe Renate, Elkes "Paletot-Prachtstück" lebt noch!😅
Ihre Tochter fand diesen Maxi-Mantel so toll und hat ihn deshalb von ihr als Geschenk bekommen. Ich konnte es gar nicht glauben, als sie mir das bei einem Telefonat erzählte. Muss wohl ein gutes Material gewesen sein.

Zu dem bescheidenen Monatslohn, und der damals üblichen "Kostgeldzahlung" an die Eltern, fällt mir noch unser sorgsam gespartes Geld für den ersten gemeinsamen Mallorca-Traumurlaub ein.🌞

Herzliche Grüße
   Rosi65
 

Claudine

Liebe Rosi,

sehe es gelassen. Oft ist für unsere Mitmenschen nichts komischer als eines unserer Missgeschicke oder eben Pech, wie in deinem Fall. Betrachte es mal, wie ich, aus der Perspektive des folgenden Sprichwortes: Für die Schadenfreude ist die Freude zu schade. Das hilft, denn es bedeutet, dass man über solchen Dingen steht.

Liebe Grüße
Claudine

 

Rosi65

Ja, ich weiß, liebe Claudine, denn nur wer über sich selbst lachen kann hat wirklich Humor.
Doch der ist uns beiden damals, wahrscheinlich vor Scham, so plötzlich als unfreiwillige Clowns im Mittelpunkt zu stehen, abhanden gekommen.

Heute würden sich bestimmt einige Leute erst einmal lautstark über den "gefährlichen" Garderobenständer beim Personal beschweren.😅
Danke für Deine netten Zeilen.

Viele Grüße
   Rosi65  

Christine62laechel


Es gibt kaum etwas Schlimmeres, liebe Rosi, als wenn man das Gefühl bekommt, sich in der Öffentlichkeit blamiert zu haben. :) Obwohl es meistens von den anwesenden Personen nur kurz bemerkt wird, und schnell vergessen, man wird lange noch rot bei dem Gedanken, und braucht viel Zeit, um darüber auch lachen zu können.
Die von Dir erwähnte Mode hatte ich gern, obwohl ich die selber nicht getragen habe; damals war ich ein Junge-Mädchen, immer nur Hosen und Jacken an. Ein Film hat mich neulich an sie erinnert, der alte, seiner Zeit sehr umstrittene Film mit Marlon Brando "Der letzte Tango in Paris". Marie Schneider trug da ein Mini-Kleidchen, und einen langen Mantel darauf; das sah gut aus. Der Film kann übrigens auch heute noch überraschen; den finde ich aber einen sehr interessanten Film über die Liebe(n).

Mit lieben Grüßen
Christine

Rosi65

Liebe Christine,

eigentlich erstaunlich, dass man sich nach solch einer langen Zeitspanne noch so gut an einen unangenehmen Moment erinnern kann.
Vielleicht hat sich diese kleine, aber aufwühlende Situation in unserem Langzeitgedächtnis deshalb so tief eingebrannt, weil man sich vorher in Gedanken öfters damit beschäftigt hat.
Habe mich über Deine Antwort gefreut.

Herzliche Grüße
    Rosi65

 

Feenwald

An die Midi/Maximode kann ich mich auch noch sehr gut erinnern, auch an das Gewicht der Mäntel😊 Ich hätte damals auch nicht über mich selbst lachen können dazu hätte mir das Selbstbewusstsein gefehlt. 

Rosi65

Liebe Feenwald,

die Mäntel hielten im Winter jedenfalls schön warm, denn wir sind damals sehr viel zu Fuß gegangen. Eine tägliche Wegstrecke zur Arbeitsstelle (5 km hin, 5km zurück) war normal. Nur in Ausnahmefällen fuhr man vielleicht mal mit der Bahn oder dem Bus.
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar. 

Viele Grüße
  Rosi65

Sommerzauber

@Rosi65
Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Heute würden wir doch sicher anders reagieren....oder? Wann bekommt man denn sonst schon die volle Aufmerksamkeit eines voll besetzten Lokals? (Wenn auch zugegebenermaßen nicht aus den Gründen, die man am liebsten hätte 😉). 
Ich habe deine Erinnerung gerne gelesen. Danke.
Lieber Gruß
Katharina 😊

Rosi65

Liebe Katharina,

Na, ich wusste es doch schon immer, dass wir beide einfach umwerfend sind!“ würde ich heute sicher in die lachende Menge rufen.
Doch dazu waren wir damals einfach zu schüchtern.

Herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Hab mich gefreut.

Rosi65 

 

indeed

Liebe Rosi,

locker und sehr authentisch geschrieben und ich musste schmunzeln. Deine Erzählung legt auch Zeugnis zugleich ab über die damaligen  Zeit und der heutigen. Damit spreche ich auch die Gesellschaft an. Heute würde wohl kaum Jemand verlegen oder gar beschämt sein über so ein Malheur. 

Im übrigen brauchtet ihr es auch nicht zu sein. Es kommt einfach darauf an, wie schwer der Fuß dieses Ständers war und wie massiv der "Stange". In einem Lokal muss man halt davon ausgehen, dass mehr abgehängt werden kann. Das ist also auch Sache des gewählten Inventars.

Ganz ehrlich, ich wäre da früher auch nicht wieder hin gegangen, wenn mir das passiert wäre. Man war halt früher anders als die jungen Leute heute.

Danke für deine kleine Erzählung und Erinnerung. Ich habe gern gelesen.

Liebe Abendgrüße von

Ingrid

Rosi65

Liebe Ingrid,

der Kleiderständer kippte natürlich um, weil er an der Frontseite Übergewicht bekam, denn die Gäste hatten ihre schwere Wintergarderobe wohl vorzugsweise nur vorne oder seitlich aufgehängt.
Ich kann mich gut daran erinnern, dass wir uns beide wie dumme Tölpel vorkamen, als alle laut über uns lachten. Und dabei hatten wir uns doch extra für diesen besonderen Lokalbesuch so fein gemacht.😏

Dank Dir schön für Deine Zeilen.

Viele Grüße
  Rosi65 


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