Der Krug
An einem herrlichen Morgen
spazierte ich ganz ohne Sorgen
ich glaub, es war im August,
durch einen Tannenwald voller Lust.
Da sah ich ihn rechts am Wegesrand,
nahm ihn vorsichtig zur Hand,
einen unscheinbaren Krug im Dreck,
den Schmutz, den kratzte ich weg.
Ich schüttelte ihn ganz sacht,
es war mir, als ob jemand lacht,
hielt ihn dann an mein Ohr,
es kam mir schon komisch vor.
Obenauf ein Korken, sicher uralt,
ich zog daran mit etwas Gewalt
und drehte und zerrte daran,
endlich entkorkte sich alles dann!
Aus dem Krug zum Himmel empor
erschien ein Dschinn aus dem Krug hervor
In eine schwarze Wolke gehüllt -
Es war wirklich ein absonderliches Bild.
Ich erstarrte darauf fast zu Stein,
»Mein Gebieter sollst du nun sein!«
Seine Stimme laut wie Donner klang.
Da wurde mir doch ein wenig bang.
»Ich habe mich herzlich gefreut
denn du hast aus der Haft mich befreit,
in der ich tausend Jahre verbracht,
darum habe ich vorhin so gelacht!
Zum Lohn hast einen Wunsch du nun frei!«
Jetzt bei meiner ganzen Grübelei
überlegte ich nun her und auch hin -
mir kam überhaupt nichts in den Sinn.
Da schoss ein Gedanke mir plötzlich ein
und das konnte dann so schwer nicht sein:
»Bau mir eine Brücke übern grossen Teich!
Will ich mal nach Rio, da bin ich dann gleich!«
Da hörte ich den Geist leise weinen:
»Das kannst du doch nicht wirklich meinen,
du weißt doch, Gott bin ich nicht,
such dir etwas anderes, ich bitte dich!«
Na gut, eine andere Möglichkeit noch:
»Politik verstehen, da hilfst du mir doch?«
Darauf flüstert der Geist,
es war kaum zu verstehen:
»Willst du mit dem Auto
oder zu Fuss über die Brücke gehen?«
©by H.C.G.Lux
Kommentare (10)
»Willst du mit dem Auto
oder zu Fuss über die Brücke gehen?«
„Weder noch, lieber Flaschengeist,
die Brücke zu queren bin ich bereit –
ich dachte, dass du das schon längst weist –
indem ich auf deinem Rücken reit‘,
denn Politik zu verstehen
wird mir nie möglich sein,
weit eher, da könntest du zusehen,
bekäm ich dich wieder ins Krüg‘le rein!
...sagt mit Überzeugung
und geisterstarken Grüßen
Syrdal
@Syrdal
wunderschönes, mögliches Gedichtsende von dem Flaschengeist. Ich schicke dir mein vor kurzem geschriebenes Gedicht: "Der Schloßgeist vom Schloß Belvedere"! Auch ein Geistergedicht, aber ganz anders.
Der Schloßgeist vom Schloß Belvedere 23.1.2023
Es war einmal ein Schloßgeist im Schloß Belvedere,
der hatte es im Schloß recht schwer.
Er spukte dort nämlich ganz allein
in einem großen, grauen Schloß aus Stein.
Seinen Kopf trägt der Geist immer unter’ m Arm,
Im Winter war es kalt im Schloß aus Stein, nicht warm.
Die reichen Leute, die das Schloß bewohnten
waren nur im Sommer da und sonnten
sich im Garten
und spielten immer Karten.
Sie spielten um viel Geld,
der Schloßherr war bald ein reicher Held.
Man lebte dort glücklich im Sommer viele Jahre.
Im Schloß, von der Wiege bis zur Bahre..
Mit 21 Jahren heiratete die Tochter Victoria des Schloßherrn
unter einem großen Stern.
Einen reichen Beau,
Am Himmel in der Nacht.
Ein großes Feuer wurde dabei entfacht.
Man feierte und feierte ganz froh.
Danach legte sich das frisch vermählte Paar ins Stroh.
Als sie miteinander schliefen in der Hochzeitsnacht.
Ist plötzlich die Braut mit Schmerzen aufgewacht.
Sie fasste sich verwundert unter den Po.
Und was fand sie im Stroh?
Eine Schatzkiste, etwa mit Gold?
Sie öffnete sie und fand einen Colt.
Sie zückte die Waffe
und schoss um sich, wie ein Affe.
Sie schoss dabei den Bräutigam tot.
Und kam so in schwere Seelennot.
Sie weinte um ihn ein Jahr lang.
Und es wurde ihr das Herze bang.
Denn nach dem Gerichtstag
kam sie in die Forensik.
Und wurde mit Müh und Plag
und Tabletten sehr dick.
Dann nahm sie den Strick
und erhängte sich im Schloßgarten.
Wo die Leute spielten mit Karten.
Man feierte eine rauschende Beerdigung für das tote Ehepaar.
Denn Victoria war ein Star.
Nach einem Jahr waren die Leute wieder zur Gewohnheit übergegangen.
Und der Schloßgeist musste um sein Leben bangen,
denn auch das tote Ehepaar spukte jetzt herum im Schloß.
Da musste er sich was Neues ausdenken
und er ritt herum mit einem edlen Spukross.
Das sollte die Leute von dem Ehepaar ablenken.
Doch nach einem Jahr gebar die alte Schloßherrin wieder einen Sohn,
der bekam zu seinem Lohn,
ein neues graues Steinschloß.
Und ritt darauf bald herum mit einem edlen, lebendigen Ross.
Aber nach 20 Jahren
kam eine Kutsche herangefahren.
Darin saß eine süße Prinzessin Bella Marie.
Sie war schön, wie nie.
Bella Marie und der edle Prinz heirateten bald darauf
und so nahm die Geschichte ihren Lauf.
Sie bekamen ein süßes Zwillingspaar
die beiden glichen sich auf’ s Haar.
Ein Junge war’ s und ein Mägdelein.
Die beiden lebten glücklich und waren nicht mehr allein.
Denn im Schloß spukte das tote Ehepaar herum
und die Leute lachten sich darüber schief und krumm.
Und, wenn sie nicht gestorben sind, dann spuken und lachen sie noch heute.
(Heidi Grünwedl)
irgendwie ist mir da ein witz eingefallen
der ruht irgendwo versteckt
so ist das mit den geistern
erst machen sie versprechungen
und dann versuchen sie sich raus zu mogeln
einen fröhlichen gruß
hade
Lieber Horst,
am Anfang des Lesens hätte ich nie gedacht, dass diese "geheimnisvolle" Geschichte mit einem Schmunzeln (für mich) endete...
Mit Spannung gelesen
freut sich und dankt
Renate
@Pan
Ein weißes Boot im Sonnenglanz
Und du schenkst mir den Blütenkranz
Ich folgte dir ins Paradies
Ein Märchenland, das Barbados hieß ,
ich denke, Du bist bereits im Paradies und den Blütenkranz schenktest Du schon einer anderen....
lacht Renate
@ladybird
Originaltext Reinhard Mey.
Ich wollte immer mal nach Barbados
doch bis Ostfriesland komm ich bloß
statt RUM zu trinken häng ich halt rum
im Friesennerz auf Baltrum ...
lacht Horst
Irgendwie erinnert es mich an ein Schild an einer gespengten Brücke über die Ems, im Jahre 1945: