Der Frühling und ich
lässt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte;
süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land.
Eduard Möricke
durch Möricke uns wohlbekannt,
durch lind erwachte Lüfte flattern.
Sperlinge tschilpen, Enten schnattern.
Der Hahn wirft unverschämte Blicke
auf die gesamte Hühnerclique,
und diese, statt wie sonst zu fliehn,
umgirren und ermuntern ihn.
Ein Spitz beschnuppert hundertmal
den Stammlaternenpinkelpfahl.
Selbst meine flache Männerbrust
erfüllt und rundet sich mit Lust,
Lust, mich ins grüne Gras zu schmeißen
und hemmungslos hineinzubeißen;
vom Grund der Erde abzuheben
und federleicht empor zu schweben.
Noch liegt im Grunde alles brach.
Es duftet ahnungsvoll. Wonach?
Ich weiß es nicht, doch allenthalben
geschieht es, dass die Schafe kalben.
Die Lämmlein blöken auf den Weiden
so wollig, hilflos und bescheiden
und nuckeln an der prallen Zitze.
Mich juckt es in der Nasenspitze.
Ein Düftchen streift das Riechorgan,
Lavendel, Veilchen, Majoran.
Ein Wahn, der das Bewusstsein blufft?
Nein, irgendwas liegt in der Luft,
ein Vorgeschmack des Happy Ends.
Verliebt und luftig lockt der Lenz,
durch nicht erzwungen und geplant,
geheimnisvoll und ungeahnt;
undefinierbar, unaussprechlich,
jungfräulich, zärtlich und zerbrechlich,
Entfaltungen des Wunderbaren.
Es ist, um aus der Haut zu fahren.
Ich ahne, nein, ich weiß genau:
Heut ist nicht nur der Himmel blau,
der strahlend diese Welt umspannt,
denn Frühling lässt sein blaues Band.
Kommentare (8)
@Muscari
Ich danke dir für den Versuch,
wie Reime aus dem Hexenbuch.
Es zählt ja, wenn es darum geht,
nicht Quanti -, sondern Qualität.
Und diese drückt sich deutlich aus
im beigefügten Blumenstrauss
Lieber Sileso
Deine Reime sind köstlich und erinnern mich an die von Wilhelm Busch...
und mich hast Du wieder inspiriert:
Wie schön daß es "ihn" wieder gibt
deswegen ist er so beliebt
er bringt uns die schönsten "Dinge"
doch wenn er nicht verginge
könnten wir ihn nicht so schätzen
drum lasst ihn uns nicht vergrätzen
sonder schmachtend ihn genießen
Frühling.... wir liegen dir zu Füßen
mit luftig-leichten "Frühlings-Flatter-Lüften"
grüßt Dich
Angelika
@Tulpenbluete13
Halli, hallo, hallu. halla.
nun ist der Frühling wieder da.
Er exspiriert und inspiriert,
er lickt und luckt und lockt und liert,
und alle Leute freuen sich.
Auch Tulpenblüte tut´s und - ich
Der aufgeklärte Mensch, hat nicht an Wunder zu glauben, meinen einige.
Aber was sonst, ist der Frühling, als ein einziges Wunder?
Danke für dein Gedicht, dass es so treffend beschreibt.
liebe Grüße
WurzelFluegel
@WurzelFluegel
Bestimmt bin ich aufgeklärt. Andere haben mich so eingeordnet und ich selbst finde es ja auch.
Aber ich bin aufgeklärt und glaube trotzdem an Wunder
Keine der Jahreszeiten setzt so viel Hoffnung und gute Stimmung frei wie der Frühling. Ich halte das für einen Trick der Natur, damit die Fortpflanzung klappt und es immer weiter geht 😁. Schon lange frage ich mich auch, warum das Band nur blau ist. Ich liebe blau, das ist sogar meine Lieblingsfarbe, aber der Frühling an sich ist doch an Buntheit fast nicht zu überbieten. Also warum nicht buntes Band? 😉
So lasst uns von Herzen genießen,
wenn die Natur will wieder sprießen,
sich zeigen in all ihrer Farbenpracht,
was Mensch und Tier wohl Freude macht.
Wer weiß, vielleicht sogar die Lieb' erwacht,
gebunden ist sie ja an gar kein Alter,
im Bauche flattern dann die Falter.
Lieben Gruß
Brigitte
@Roxanna
Donnerwetter! Respekt für deine optimistische und supranaturalistische Deutung: Der Frühling sei erfunden worden, bzw. einfach so entstanden, um die Fortpflanzung zu fördern.
Aber wer weiss?
Eine großartig gedichtete Hommage an die schönste Zeit des Jahres. Ich danke Dir.
Wie gern würd' ich in Reimform kommentieren,
doch mag ich das gar nicht probieren.
Versucnen zu dichten -
vermag ich mitnichten. 😃
Mit heiterem Frühlingsgruß
Andrea