Demenz-Glück?
Der fast schönste Dialog zwischen meiner dementen Mutter (97 1/2) und mir
einige Monate vor ihrem Tod:
"Sag mal, Adoma, meine Eltern sind immer wieder hier. -
Geht das überhaupt? Leben sie denn noch?"
"Nein, Mutter. Aber es ist doch schön, dass sie hier bei Dir sind."
"Das ist gut, dass Du das sagst!"
Dieses Gespräch nehme ich in mein weiteres Älter-werden mit, als Bild -
oder als eine Hoffnung, dass auch eines Tages ich von meinen Eltern "abgeholt" werde.
Und meiner Tochter habe ich im Gespräch heute gesagt, dass wir - ihr Vater und ich - eines Tages....
Diese Vorstellung gefiel ihr sehr. ;-)
Lg Adoma - in bewegter Muttertagsstimmung
Kommentare (11)
Ein schwieriges Thema aber auch ich musste es bei unserem Vater miterleben. Heute hat man ja den Eindruck, dass Demenz eine Art "Volkskrankeit" geworden ist..., wovor man natürlich Angst hat...wer möchte schon alles vergessen...
Heute aber gibt es schon ganz andere Betreuungen als noch vor 20 Jahren und das allein ist doch gut. Verhindern kann man diese Krankheit wohl kaum aber beizeiten entgegen wirken.
Wichtig ist und bleibt das familiäre Umfeld, denn nur dort kann der Kranke solange, wie möglich entspr. gut leben. Einfühlungsvermögen in jeder Hinsicht ist das, was man als "Gesunder" geben kann aber auch das ist nicht immer einfach.
Kristine
@werderanerin Liebe Kristine Du sagst: "schwieriges Thema". Und jeder wird es anders empfinden. "Wer möchte schon alles vergessen?" sagst Du ;-) Und nun überlege ich, woran es liegen kann, dass ich in mir ein wenig Gelassenheit empfinde. Und ich muss grad lachen. Ich bin in einem Altenheim groß geworden - meine Mutter leitete es und wir wohnten mit im Hause. Das hat mich sicher auch geprägt. Ich erinnere eine ältere Dame, die des öfteren aufgeregt vor unserer Tür stand, weil ihre Eltern gleich kommen wollten, um sie zu verheiraten ....
Vielleicht ist das Vergessen wichtig, um noch unverarbeiteten Erlebnissen Raum zu geben. Das ist nur so eine Idee. Meine Mutter formulierte es mal so: "Ich bin wie in einer anderen Welt." Auf meine Frage, ob es dort in Ordnung sei, in dieser Welt, überlegte sie kurz und nickte.
Viele Grüße Adoma
...., ja liebe Adoma ..., vielleicht ist deine geprägte Kindheit die Antwort für deine "Gelassenheit" und du kannst so manches anders sehen/empfinden....wer weiß das schon...aber für Diejenigen, die das alles ein "erstesmal" mitmachen, sei es bei den Eltern und bei Bekannten, ist es wirklich ein sehr großes Thema.
Ich kann da aus vielen Erfahrungen sprechen aber muss auch sagen, dass es so genommen wird, wie es halt nunmal kommt.
Wichtig ist die Liebe der Familie !!!
Kristine
Liebe Adoma,
du hast einfach so reagiert wie es sein sollte. Einfach nur schön!
Ich bin froh darüber, dass es heute die Möglichkeit gibt, sich dahingehend schulen zu lassen,
die Kranken dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden.
Selber hatte ich mich seinerzeit darum bemüht, aber man bot mir lediglich Pflegekurse an, die ich nicht brauchte. So ist es nur gut, dass man begriffen hat, dass nicht nur das körperliche Wohlbefinden zu pflegen ist, sondern auch der Geist/Seele. Letztlich wissen wir ja, dass nur so eine Einheit gegeben ist.
Herzliche Grüße zu dir von
Ingrid-indeed.
@indeed Hallo liebe Ingrid,
Demenz - das Leben in einer eigenen Welt - darf sein.
Der "Rest" ergibt sich dann von allein. Wenn auf die Frage danach, ob ihr Auto noch auf dem Parkplatz steht, in der "Lüge" die Beruhigung liegt, dann ist es so in Ordnung.
Liebe Grüße Adoma
Sehr schön beschrieben. Ja auch ich werde über Deinen Text nachdenken, denn die Zeit wird kommen. Alles Gute.
Lieben Gruß Klaus
@Humorus Lieber Humorus,
Die Zeit des Abgeholtwerdens wird kommen. Ob mit oder ohne Demenz. Das wissen wir nicht. Ich bin sehr dankbar mit meiner Mutter diese Erfahrung gemacht zu haben und mir vorgenommen, dem eigenen "Sich-Verändern" zuzustimmen. Da ich nicht weiß, ob meine Seele vielleicht eine Zeit des inneren Rückzugs benötigt,bevor sie loslassen kann, habe ich meine Tochter gebeten, mir das dann gegebenenfalls zu lassen.
Dir auch alles Gute!
Liebe Grüße Adoma
Ja, sicher, wir werden abgeholt.
Die Liebe verbindet, immer.
Hab grad mal hier geblättert und Deinen schönen Eintrag gefunden.
Vielen Dank!
Mein Vater, der nach dem Tod meiner Mutter nochmal geheiratet hatte, sprach mit meiner Mutter, als er hinüberschritt, obwohl seine jetzige Frau mit uns Kinder bei ihm waren.
Ich hab mich in dieser Situation sehr geborgen gefühlt und gedacht: es geht nichts verloren.
Clematis