Das verhängnisvolle Fotoshooting
{Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, sämtliche Protagonisten sind und waren reale Lebewesen. Entweder waren sie direkt oder indirekt, durch die Folgen,
an diesem Fotoshooting beteiligt.}
Unter hohen Kiefern wuchs ein Meer aus Farn, man konnte sagen, das dies ein ideales Gelände für den interessierten Wald- und Wiesen-Entdecker war. Ich verließ den befestigten Weg und meine Augen suchten nach einem reizvollen Motiv.
In dieser Umgebung hielten sich sehr gern Rehe auf, vielleicht lag hier ja sogar irgendwo ein Bambi versteckt. Erst neulich war mir an diesem Ort eine Ricke aufgefallen, die bei meinem Näherkommen nicht sofort die Flucht ergriff, sondern mich, als ich ihrem Weg folgte, im Kreis herumführte. Normalerweise sind Rehe absolute Fluchttiere, ich war ein ganz anderes Verhalten von ihnen gewohnt, deswegen meine Vermutung, dass jenes Tier irgendetwas, vielleicht ein Kitz, vor mir verbergen wollte.
Heute war kein Reh zu sehen und ein Bambi fand ich auch nicht, aber da war sie, diese Pflanze. Wie ein kleiner Wedel bog sich ihr langer Stängel und ihr Grün lachte mich an. Die Sonne durchbrach ihre lanzettförmigen Blätter und ich bemerkte ihre hängenden Blüten. Weiß, mit einem grünen Rand, paarweise oder zu mehreren, lugten jene durch die Zwischenräume.
Meine Kamera stand nicht still, ich konnte mich nicht sattsehen. Mich bückend und sogar auf dem Boden kniend, versuchte ich, den Farn beiseite schiebend, einen bestmöglichen Blickwinkel zu bekommen.
~Wenn man ein gutes Bildergebnis zuwege bringen will, müssen solche Anstrengungen sein.~
Kurz zuvor gefallener Regen unterstrich die Anmut dieser Pflanze, glitzernde Tropfen perlten auf ihren Blättern und rannen an den zarten Blüten hinab. Das Vielblütige Salomonssiegel oder auch Vielblütige Weißwurz genannt, ich wollte diese Schönheit unbedingt von allen Seiten fotografieren, denn jene faszinierte mich, bildlich und auch lyrisch.
Wie immer trug ich ein kleines Notizbuch und einen Stift mit mir herum, das war sehr notwendig für mich, denn oft fielen mir unterwegs Zeilen der Poesie ein.
~Worte sind etwas Wunderbares, doch genau wie die Rehe sind sie in ihrem Verhalten stets flüchtig, deswegen bringe ich sie lieber, bevor sie unwiederbringlich aus meinem Kopf verschwinden, schnell zu Papier.~
Die Kamera wurde für einen Augenblick zur Nebensache, ich schrieb:
Nachdem mein lyrischer, wie auch mein fotografischer Heißhunger auf diese Pflanze gestillt war, kämpfte ich mich weiter durch den Farn. Verdeckte Baumwurzeln erschwerten mein Durchkommen, doch ich hielt mich aufrecht und bald erreichte ich den befestigten Waldweg.
Die Sonne verschwand, es zog sich zu, doch trotz des Wetterumschwungs war meine Stimmung gut. Meine Schritte wurden jedoch schneller, auf einen Regenguß konnte ich gut und gern verzichten. Bald darauf verließ ich den Wald.
Zuhause angekommen begann die Auswertung meiner Fotos. Herrlich, noch einmal konnte ich meinen Aufenthalt im Wald nachempfinden, das Vielblütige Salomonssiegel auf dem PC-Monitor betrachten.
Die Zeit flog dahin. Jedesmal, wenn ich am PC saß, fraß irgendjemand die Minuten, die Stunden, das war unglaublich. So war es auch kaum verwunderlich, dass die Uhr bereits 21.30 Uhr zeigte. Irgendetwas juckte an an meinem Bein. Ohne hinzusehen kratzte ich daran herum, es fühlte sich sehr komisch an. Was war das bloß?
Mir schwante Böses.
Nachdem ich das Hosenbein hochkrempelte, sah ich was los war und mir wurde ganz plötzlich flau im Magen. An meinem Bein entdeckte ich eine kleine Hautrötung und in der Mitte ein schwarzes Etwas. Es war so winzig, dass ich, um es genau erfassen zu können, eine Lupe nehmen mußte.
Der Erkenntnis ins Auge zu blicken, das war nicht leicht, ich traute mich fast nicht, aber mußte es dennoch tun und danach wurde ich fast völlig kopflos. Da saß sie und fraß sich in meine Haut, eine Zecke, wie schauderhaft. Vor meinem geistigen Auge lief sofort die Dokumentation ab, die ich Tage zuvor im Fernsehen gesehen hatte, Hirnschaden nach Borreliose kam dort unter anderem vor. Sämtliche Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, waren wirr, rasend, mit einem Wort, schwindelerregend.
Die Zecke war platt wie eine Flunder, laut ihrem Körperbau schien sie überhaupt noch nichts gesaugt zu haben und das sollte gefälligst auch so bleiben. Ich mußte dieses Vieh loswerden! Meine Lebenssäfte gehörten mir, dieser Parasit sollte sich keinesfalls an ihnen erfrischen und mir irgendwelche Viren übergeben. Der einzige Ausweg, schließlich war jede Arztpraxis um diese Uhrzeit geschlossen, war das Krankenhaus.
Dienstagnacht, die Ambulanz war leer, in dieser Stille, nur mein Mann und ich. „Patienten bitte klingeln“, stand auf einem Apparat an der Wand, ich betätigte den Knopf. Nach meinem Rufzeichen erschien eine nette Schwester, sie nahm meine Personalien auf und bat mich ihr zu folgen. Der Weg ins Behandlungszimmer war für mich fast wie der Gang nach Kanossa. Krankenhäuser, Ärzte, die kannte ich kaum und sie waren auch nicht meine Lieblinge. Mir war schlecht und ich war echt durch den Wind. Die Liege, die dort stand, benutzte ich in verkehrter Richtung. Nun ja, die Schwester sagte, ich sollte das Bein hochlegen und so legte ich es halt auf den erhöhten Teil, es war die Kopfstütze. Sie kam um ein Schmunzeln nicht herum, was ich ihr aber kaum verübeln konnte und es war sogar leicht entspannend, es lockerte mich ein wenig auf, denn ich mußte selbst auch lachen.
Mein Lachen sollte mir später aber noch vergehen.
Cirka fünf Minuten lag ich auf dieser Liege. Oder war es länger gewesen? Ganz genau konnte ich es nicht mehr einschätzen. Dadurch, dass mein Denken unentwegt um die möglichen Folgen einer Infektion kreiste, war mir jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen.
Der Doktor erschien. Die Pinzette, die er für das Tier und mich mitbrachte, auspackte, glänzte im Neonlicht. Ihr kurzer medizinischer Einsatz entpuppte sich als der harmloseste Teil von allem.
Die Zecke war schnell entfernt, der Arzt war zufrieden und ich auch. Er sprühte noch ein wenig Desinfektionsspray auf die gerötete Stelle und diese Etappe war beendet.
Erst als er mir die nächste Frage stellte, begann das Drama seinen Lauf zu nehmen.
„Wann war denn ihre letzte Tetanusimpfung?“
„Ups!“
Jetzt war mein Impfausweis gefragt, diese Antwort konnte nur er ihm geben. Der Arzt studierte ihn eingehend.
„Aha, 1999, das ist sehr lange her. Wir werden bei Ihnen eine Simultanimpfung durchführen! Die Schwester wird das erledigen!“
Mit diesen Worten stand der Doktor auf und verabschiedete sich von mir.
Die Schwester kehrte zurück.
„Wohin mit dem Ding, Po oder Arm?“
Ich sollte den Arm nehmen, den ich eine Weile entbehren könnte.
„Hm! Was sollte das bedeuten? Wehleidig, ich? Ich bin doch kein Weichei!“
Sie setzte mir die Spritze, verabreichte mir den Giftcocktail.
~Warum ich ihn so nenne? Es sind immunogene Toxine, die da gespritzt werden. Toxine, übersetzt heißt das, giftige Substanz.~
Angst vor der Spritze besaß ich nicht und der Piekser war auch kaum zu spüren, aber die Folgen... .
Wenige Minuten nach 22.00 Uhr verließen meine Mann und ich das Krankenhaus.
Der Mittwoch kam und mit ihm begannen die Einschränkungen.
Wie könnte man das beschreiben?
Zuerst war es wie ein tierischer Muskelkater, der vom Oberarm zu den Brustmuskeln zog. Das Heben des Armes, ein neunzig Grad Winkel, war nur noch unter Protest der Synapsen möglich, „sie brüllten Aua“. Die Region um den Spritzeneinstich berühren, das ging schon mal gar nicht, selbst das Waschen bereitete Schmerzen. Später dann, in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, verwandelte sich das Ganze in:
„Kann ich bitte meinen Arm abschnallen und ihn irgendwo in die Ecke schleudern!“
Die Nacht wurde für mich zum Tag und die paar Stunden Schlaf, die mir vergönnt waren, reichten mir nicht, um entspannt in den neuen Morgen zu starten. Doch auch diese Stunden vergingen und langsam machte sich eine kleine Besserung bemerkbar. Hervorragend war das, die Verwandlung zum tierischen Muskelkater war wieder vollzogen worden!
Aber, es konnte nur besser werden.
~Wie spricht des Volkes Mund: „Schön ist´s, wenn der Schmerz nachläßt.“
Und mein Mund fügt noch hinzu: „Schön ist´s, wenn die Inspiration nicht auf sich warten läßt!“~
~
Zecke in der Nacht
~
wie ich so kroch durch Sträucher ~ Hecke
befiel mich eine fiese Zecke
sie schlich sich in mein Hosenbein
und fraß sich in die Haut ~ die mein
natürlich war es fast schon Nacht
als sie bemerkbar sich gemacht
so kam es ~ dass ich kurz vor Zehn
das Krankenhaus bekam zu seh'n
der Doktor kam mit der Pinzette
und einer Spritze ~ keine nette
die Zecke ~ winzig ~ die war klein
noch nicht am Blut gesaugt ~ wie fein
verlor ganz schnell ihr fieses Leben
doch keine Träne ich gegeben
denn Tetanus in meinem Arm
das legte ihn ein wenig lahm
wie Muskelkater ~ blödes Vieh
ich hoff' ~ Geschwister seh' ich nie
~
Ein Leugnen wäre zwecklos, ich mußte feststellen, dass meine Begegnung mit dieser Kreatur einen bleibenden Eindruck bei mir hinterließ. Diese Zecke, ein solch winziges Tier, es stahl mir ein wenig von meiner Unbekümmertheit!
Trotz allem ging ich am Freitag wieder in den Wald. Mein Blick war äußerst wachsam, man könnte sagen, die Gefahr schärfte meine Sinne. Und was könnte ich anderes berichten? Wer saß dort, lauernd an einem Grashalm? Natürlich nicht eine, sondern gleich zwei Zecken warteten dort auf den nächsten Wirt und obwohl nun jene nicht meine Übeltäter waren, hegte ich einen immensen Groll gegen sie.
Besaß ich etwa Vorurteile?
( Uschi Pohl )
an diesem Fotoshooting beteiligt.}
Unter hohen Kiefern wuchs ein Meer aus Farn, man konnte sagen, das dies ein ideales Gelände für den interessierten Wald- und Wiesen-Entdecker war. Ich verließ den befestigten Weg und meine Augen suchten nach einem reizvollen Motiv.
In dieser Umgebung hielten sich sehr gern Rehe auf, vielleicht lag hier ja sogar irgendwo ein Bambi versteckt. Erst neulich war mir an diesem Ort eine Ricke aufgefallen, die bei meinem Näherkommen nicht sofort die Flucht ergriff, sondern mich, als ich ihrem Weg folgte, im Kreis herumführte. Normalerweise sind Rehe absolute Fluchttiere, ich war ein ganz anderes Verhalten von ihnen gewohnt, deswegen meine Vermutung, dass jenes Tier irgendetwas, vielleicht ein Kitz, vor mir verbergen wollte.
Heute war kein Reh zu sehen und ein Bambi fand ich auch nicht, aber da war sie, diese Pflanze. Wie ein kleiner Wedel bog sich ihr langer Stängel und ihr Grün lachte mich an. Die Sonne durchbrach ihre lanzettförmigen Blätter und ich bemerkte ihre hängenden Blüten. Weiß, mit einem grünen Rand, paarweise oder zu mehreren, lugten jene durch die Zwischenräume.
Meine Kamera stand nicht still, ich konnte mich nicht sattsehen. Mich bückend und sogar auf dem Boden kniend, versuchte ich, den Farn beiseite schiebend, einen bestmöglichen Blickwinkel zu bekommen.
~Wenn man ein gutes Bildergebnis zuwege bringen will, müssen solche Anstrengungen sein.~
Kurz zuvor gefallener Regen unterstrich die Anmut dieser Pflanze, glitzernde Tropfen perlten auf ihren Blättern und rannen an den zarten Blüten hinab. Das Vielblütige Salomonssiegel oder auch Vielblütige Weißwurz genannt, ich wollte diese Schönheit unbedingt von allen Seiten fotografieren, denn jene faszinierte mich, bildlich und auch lyrisch.
Wie immer trug ich ein kleines Notizbuch und einen Stift mit mir herum, das war sehr notwendig für mich, denn oft fielen mir unterwegs Zeilen der Poesie ein.
~Worte sind etwas Wunderbares, doch genau wie die Rehe sind sie in ihrem Verhalten stets flüchtig, deswegen bringe ich sie lieber, bevor sie unwiederbringlich aus meinem Kopf verschwinden, schnell zu Papier.~
Die Kamera wurde für einen Augenblick zur Nebensache, ich schrieb:
Vielblütiges Salomonssiegel (uschipohl)
~
Vielblütiges Salomonssiegel
~ oder Vielblütige Weißwurz ~
~
ein Zauber wuchs im dichten Farn
und Regen unterstrich
die Anmut jener Pflanze
die einem Wedel glich
die Blätter wie ein Tunnel
ein „Blüten-Unterstand“
dort Glöckchen ~ fast wie aufgereiht
in weiß ~ mit grünem Rand
sie wandeln sich zu Früchten
ein Blau ~ im Herbst zu seh'n
doch toxisch ihre Wirkung
drum laß sie besser steh'n
~
~
Vielblütiges Salomonssiegel
~ oder Vielblütige Weißwurz ~
~
ein Zauber wuchs im dichten Farn
und Regen unterstrich
die Anmut jener Pflanze
die einem Wedel glich
die Blätter wie ein Tunnel
ein „Blüten-Unterstand“
dort Glöckchen ~ fast wie aufgereiht
in weiß ~ mit grünem Rand
sie wandeln sich zu Früchten
ein Blau ~ im Herbst zu seh'n
doch toxisch ihre Wirkung
drum laß sie besser steh'n
~
Nachdem mein lyrischer, wie auch mein fotografischer Heißhunger auf diese Pflanze gestillt war, kämpfte ich mich weiter durch den Farn. Verdeckte Baumwurzeln erschwerten mein Durchkommen, doch ich hielt mich aufrecht und bald erreichte ich den befestigten Waldweg.
Die Sonne verschwand, es zog sich zu, doch trotz des Wetterumschwungs war meine Stimmung gut. Meine Schritte wurden jedoch schneller, auf einen Regenguß konnte ich gut und gern verzichten. Bald darauf verließ ich den Wald.
Zuhause angekommen begann die Auswertung meiner Fotos. Herrlich, noch einmal konnte ich meinen Aufenthalt im Wald nachempfinden, das Vielblütige Salomonssiegel auf dem PC-Monitor betrachten.
Die Zeit flog dahin. Jedesmal, wenn ich am PC saß, fraß irgendjemand die Minuten, die Stunden, das war unglaublich. So war es auch kaum verwunderlich, dass die Uhr bereits 21.30 Uhr zeigte. Irgendetwas juckte an an meinem Bein. Ohne hinzusehen kratzte ich daran herum, es fühlte sich sehr komisch an. Was war das bloß?
Mir schwante Böses.
Nachdem ich das Hosenbein hochkrempelte, sah ich was los war und mir wurde ganz plötzlich flau im Magen. An meinem Bein entdeckte ich eine kleine Hautrötung und in der Mitte ein schwarzes Etwas. Es war so winzig, dass ich, um es genau erfassen zu können, eine Lupe nehmen mußte.
Der Erkenntnis ins Auge zu blicken, das war nicht leicht, ich traute mich fast nicht, aber mußte es dennoch tun und danach wurde ich fast völlig kopflos. Da saß sie und fraß sich in meine Haut, eine Zecke, wie schauderhaft. Vor meinem geistigen Auge lief sofort die Dokumentation ab, die ich Tage zuvor im Fernsehen gesehen hatte, Hirnschaden nach Borreliose kam dort unter anderem vor. Sämtliche Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, waren wirr, rasend, mit einem Wort, schwindelerregend.
Die Zecke war platt wie eine Flunder, laut ihrem Körperbau schien sie überhaupt noch nichts gesaugt zu haben und das sollte gefälligst auch so bleiben. Ich mußte dieses Vieh loswerden! Meine Lebenssäfte gehörten mir, dieser Parasit sollte sich keinesfalls an ihnen erfrischen und mir irgendwelche Viren übergeben. Der einzige Ausweg, schließlich war jede Arztpraxis um diese Uhrzeit geschlossen, war das Krankenhaus.
Dienstagnacht, die Ambulanz war leer, in dieser Stille, nur mein Mann und ich. „Patienten bitte klingeln“, stand auf einem Apparat an der Wand, ich betätigte den Knopf. Nach meinem Rufzeichen erschien eine nette Schwester, sie nahm meine Personalien auf und bat mich ihr zu folgen. Der Weg ins Behandlungszimmer war für mich fast wie der Gang nach Kanossa. Krankenhäuser, Ärzte, die kannte ich kaum und sie waren auch nicht meine Lieblinge. Mir war schlecht und ich war echt durch den Wind. Die Liege, die dort stand, benutzte ich in verkehrter Richtung. Nun ja, die Schwester sagte, ich sollte das Bein hochlegen und so legte ich es halt auf den erhöhten Teil, es war die Kopfstütze. Sie kam um ein Schmunzeln nicht herum, was ich ihr aber kaum verübeln konnte und es war sogar leicht entspannend, es lockerte mich ein wenig auf, denn ich mußte selbst auch lachen.
Mein Lachen sollte mir später aber noch vergehen.
Cirka fünf Minuten lag ich auf dieser Liege. Oder war es länger gewesen? Ganz genau konnte ich es nicht mehr einschätzen. Dadurch, dass mein Denken unentwegt um die möglichen Folgen einer Infektion kreiste, war mir jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen.
Der Doktor erschien. Die Pinzette, die er für das Tier und mich mitbrachte, auspackte, glänzte im Neonlicht. Ihr kurzer medizinischer Einsatz entpuppte sich als der harmloseste Teil von allem.
Die Zecke war schnell entfernt, der Arzt war zufrieden und ich auch. Er sprühte noch ein wenig Desinfektionsspray auf die gerötete Stelle und diese Etappe war beendet.
Erst als er mir die nächste Frage stellte, begann das Drama seinen Lauf zu nehmen.
„Wann war denn ihre letzte Tetanusimpfung?“
„Ups!“
Jetzt war mein Impfausweis gefragt, diese Antwort konnte nur er ihm geben. Der Arzt studierte ihn eingehend.
„Aha, 1999, das ist sehr lange her. Wir werden bei Ihnen eine Simultanimpfung durchführen! Die Schwester wird das erledigen!“
Mit diesen Worten stand der Doktor auf und verabschiedete sich von mir.
Die Schwester kehrte zurück.
„Wohin mit dem Ding, Po oder Arm?“
Ich sollte den Arm nehmen, den ich eine Weile entbehren könnte.
„Hm! Was sollte das bedeuten? Wehleidig, ich? Ich bin doch kein Weichei!“
Sie setzte mir die Spritze, verabreichte mir den Giftcocktail.
~Warum ich ihn so nenne? Es sind immunogene Toxine, die da gespritzt werden. Toxine, übersetzt heißt das, giftige Substanz.~
Angst vor der Spritze besaß ich nicht und der Piekser war auch kaum zu spüren, aber die Folgen... .
Wenige Minuten nach 22.00 Uhr verließen meine Mann und ich das Krankenhaus.
Der Mittwoch kam und mit ihm begannen die Einschränkungen.
Wie könnte man das beschreiben?
Zuerst war es wie ein tierischer Muskelkater, der vom Oberarm zu den Brustmuskeln zog. Das Heben des Armes, ein neunzig Grad Winkel, war nur noch unter Protest der Synapsen möglich, „sie brüllten Aua“. Die Region um den Spritzeneinstich berühren, das ging schon mal gar nicht, selbst das Waschen bereitete Schmerzen. Später dann, in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, verwandelte sich das Ganze in:
„Kann ich bitte meinen Arm abschnallen und ihn irgendwo in die Ecke schleudern!“
Die Nacht wurde für mich zum Tag und die paar Stunden Schlaf, die mir vergönnt waren, reichten mir nicht, um entspannt in den neuen Morgen zu starten. Doch auch diese Stunden vergingen und langsam machte sich eine kleine Besserung bemerkbar. Hervorragend war das, die Verwandlung zum tierischen Muskelkater war wieder vollzogen worden!
Aber, es konnte nur besser werden.
~Wie spricht des Volkes Mund: „Schön ist´s, wenn der Schmerz nachläßt.“
Und mein Mund fügt noch hinzu: „Schön ist´s, wenn die Inspiration nicht auf sich warten läßt!“~
~
Zecke in der Nacht
~
wie ich so kroch durch Sträucher ~ Hecke
befiel mich eine fiese Zecke
sie schlich sich in mein Hosenbein
und fraß sich in die Haut ~ die mein
natürlich war es fast schon Nacht
als sie bemerkbar sich gemacht
so kam es ~ dass ich kurz vor Zehn
das Krankenhaus bekam zu seh'n
der Doktor kam mit der Pinzette
und einer Spritze ~ keine nette
die Zecke ~ winzig ~ die war klein
noch nicht am Blut gesaugt ~ wie fein
verlor ganz schnell ihr fieses Leben
doch keine Träne ich gegeben
denn Tetanus in meinem Arm
das legte ihn ein wenig lahm
wie Muskelkater ~ blödes Vieh
ich hoff' ~ Geschwister seh' ich nie
~
Ein Leugnen wäre zwecklos, ich mußte feststellen, dass meine Begegnung mit dieser Kreatur einen bleibenden Eindruck bei mir hinterließ. Diese Zecke, ein solch winziges Tier, es stahl mir ein wenig von meiner Unbekümmertheit!
Trotz allem ging ich am Freitag wieder in den Wald. Mein Blick war äußerst wachsam, man könnte sagen, die Gefahr schärfte meine Sinne. Und was könnte ich anderes berichten? Wer saß dort, lauernd an einem Grashalm? Natürlich nicht eine, sondern gleich zwei Zecken warteten dort auf den nächsten Wirt und obwohl nun jene nicht meine Übeltäter waren, hegte ich einen immensen Groll gegen sie.
Besaß ich etwa Vorurteile?
( Uschi Pohl )
Kommentare (7)
omasigi
Liebe Uschi,
ich komm immer hinterher.
Das Internet war bei mir einige Tage sehr Lahm und ich hab nicht geschrieben.
So ist es oft kleine Ursache grosse Wirkung. Ich zieh mir immer Gummirohstifel an wenn ich ueber die Weiden gehe aber nicht wegen Zecken, sondern wegen Schlangen.
Es haette mich fuer Dich gefreut, wenn Du als Belohnung so zu sagen das Bambi vor die Camara bekommen haettest.
Sei weiterhin vorsichtig
gruessle
Sigrid
ich komm immer hinterher.
Das Internet war bei mir einige Tage sehr Lahm und ich hab nicht geschrieben.
So ist es oft kleine Ursache grosse Wirkung. Ich zieh mir immer Gummirohstifel an wenn ich ueber die Weiden gehe aber nicht wegen Zecken, sondern wegen Schlangen.
Es haette mich fuer Dich gefreut, wenn Du als Belohnung so zu sagen das Bambi vor die Camara bekommen haettest.
Sei weiterhin vorsichtig
gruessle
Sigrid
omasigi
Liebe Uschternet,
ich komm immer hinterher.
Das Internet war bei mir einige Tage sehr Lahm und ich hab nicht geschrieben.
So ist es oft kleine Ursache grosse Wirkung. Ich zieh mir immer Gummirohstifel an wenn ich ueber die Weiden gehe aber nicht wegen Zecken, sondern wegen Schlangen.
Es haette mich fuer Dich gefreut, wenn Du als Belohnung so zu sagen als Belohnung das Bambi vor die Camara bekommen haettest.
Sei weiterhin vorsichtig
gruessle
Sigrid
ich komm immer hinterher.
Das Internet war bei mir einige Tage sehr Lahm und ich hab nicht geschrieben.
So ist es oft kleine Ursache grosse Wirkung. Ich zieh mir immer Gummirohstifel an wenn ich ueber die Weiden gehe aber nicht wegen Zecken, sondern wegen Schlangen.
Es haette mich fuer Dich gefreut, wenn Du als Belohnung so zu sagen als Belohnung das Bambi vor die Camara bekommen haettest.
Sei weiterhin vorsichtig
gruessle
Sigrid
uschipohl †
sorry, dass ich jetzt erst antworte, aber irgendwie ist mir dein Kommentar durchgerutscht.
Dein Lob ist mir eine große Ehre, dankeschön und dass ich dich inspirieren konnte, freut mich sehr
herzliche Grüße
uschi
Dein Lob ist mir eine große Ehre, dankeschön und dass ich dich inspirieren konnte, freut mich sehr
herzliche Grüße
uschi
tranquilla
spannend, wie Du deinen Waldspaziergang beschreibst und das, was Du erlebt hast. Das Miterleben war mit Schaudern verbunden, so hast Du meine Phantasie angeregt.
LG
Angelika
LG
Angelika
uschipohl †
ja, das war tatsächlich ein einschneidendes Erlebnis, aber aus Schaden wird man klug.
Ab acht Grad werden die Zecken rege und ab dem Augenblick trage ich meine Socken über den Hosenbeinen und nach jeder Tour wird sofort die Kleiderbürste benutzt und alles akribisch abgesucht . Geschlossene Schuhe sind bei mir Pflicht, denn in Sandalen wandert es sich eh nicht gut
bedanke mich für deine Lesefreude
herzliche Grüße
uschi
Ab acht Grad werden die Zecken rege und ab dem Augenblick trage ich meine Socken über den Hosenbeinen und nach jeder Tour wird sofort die Kleiderbürste benutzt und alles akribisch abgesucht . Geschlossene Schuhe sind bei mir Pflicht, denn in Sandalen wandert es sich eh nicht gut
bedanke mich für deine Lesefreude
herzliche Grüße
uschi
werderanerin
wer das eine möchte, muss ggf. auch das Unangenehme inkauf nehmen... , wie wahr und für dich ganz sicher, neben den tollen Bildern und Eindrücken, eine nachhaltige Begegnung mit den kleinen, fast zu übersehenden Wesen, die da "Zecken" heißen, von der Notaufnahme ganz zu schweigen...
Wir gehen auch oft in die Wälder, wandern oder sammeln im Herbst Pilze, aber eines habe ich mir echt angewöhnt, ziehe immer lange Hosen an und etwas langärmliges über die Arme sowie geschlossenes Schuhwerk, so haben die Viecher keine Chance !
Wir gehen auch oft in die Wälder, wandern oder sammeln im Herbst Pilze, aber eines habe ich mir echt angewöhnt, ziehe immer lange Hosen an und etwas langärmliges über die Arme sowie geschlossenes Schuhwerk, so haben die Viecher keine Chance !
Das Internet war lahm? Vielleicht war es auf der Schneckenstrecke unterwegs .
Paß mir bloß auf, dass dich keine Schlange beißt, denn ich denke mal, dass es bei euch einige sehr giftige Exemplare gibt
bedanke mich fürs Lesen und deine Zeilen
herzliche Grüße
uschi