Das Kreuz des Südens
Nee, nee, nicht das, was der Leser denkt – das Sternenbild. Nein: das Kreuz im Innern der Stadt Berlin, der Bahnhof Berlin-Südkreuz, kurz und flapsig nur „Südkreuz“. Ein Bahnhof, der dem neuen Hauptbahnhof von Berlin den Rang abzulaufen versucht. Die Technik nimmt einen gefangen, da kann man sich beschäftigen im Warten auf den gewünschten Zug, der, nachdem man mit der S-Bahn oben angekommen, warten kann.-
Was war das früher für ein miserabler Bahnhof, als er noch „Papestraße“ hieß! Das alte Ding war mit seinen holzigen, überdachten Übergängen – ohne Lifte und ohne Halle – eigentlich nur für die, die da unbedingt umsteigen mussten. Der Bahnhof sollte was Besseres werden, so, wie der Bahnhof Ostkreuz. Aber Krieg, Nachkrieg, Teilung blockierten über ein dreiviertel Jahrhundert die Neugestaltung.-
Papestraße, so hieß der alte Bahnhof. Nur einmal bin ich als kleiner Hitlerjunge 1945 einmal da umgestiegen, als unsere Schar nach Zossen ins OKH (Oberkommando des Heeres) musste, um dort für den Volkssturm Fernmelde-Mittel abzuholen und diese nach Eichwalde zu schleppen. Der Russe soll schon vor Fürstenwalde gestanden haben, die S-Bahner meinten, dass wir gar nicht mehr nach Hause kämen, wir haben uns davon nicht beirren lassen, sind auch nach einigem Umsteigen heil zu Hause angekommen. Und haben unsere Strippen gezogen und Dienst an der Feldvermittlung geschoben.-
Während der Kreuzungsbahnhof „Ostkreuz“ noch eine Weile im Umbau steckt, hat „Südkreuz“ einen so imposanten Umbau, eine Neukonstruktion erfahren, dass, wie gesagt, der Hauptbahnhof etwas von seiner „Vormachtstellung“ abgeben musste.-
Das Kreuz des Südens, ja was kreuzt denn da? Im Untergeschoss – nicht unterirdisch – erreichen Fern- und Regional-Züge und die S-Bahnen Berlin, von wo aus sie aus dem Süden heran rollen. Und auswärts entlassen sie die Züge, die vom Norden, so von „Plumpe“ = Berlin-Gesundbrunnen und dem Hauptbahnhof kommen. Da unten auf acht Gleisen geschieht das Nord-Süd-„Rein und Raus“, während oben fast quer dazu die S-Bahn auf dem südlichen Teil des S-Bahn-Ringes – Ost-West - die Fahrgäste heranschafft oder wegbringt.-
Das Kreuz des Südens: von 2008 an bis 2010 landete ich aus oder startete ich nach Ingolstadt im Zwölfwochen-Intervall, war also so drei Wochen wieder in meiner Geburtsstadt. Wenn ich nach etwas fünfstündiger Anreise aus dem ICE stolperte, die Rolltreppe nach oben erwischte, dann gab es zuerst nur eines: tief durchatmen und dabei die Berliner Luft einsaugen – plötzlich waren die eine oder andere Republik so „wurscht“ – ich war zu Hause, ich war in Berlin angekommen.-
Südkreuz: wir haben gelernt, dass es besser ist, schon in Südkreuz in den gewünschten Regional-Zug nach Norden einzusteigen, um einen gescheiten Platz zu bekommen. Und da in „Tief“ wieder auszusteigen, wenn man von Norden her Berlin erreicht, den Südring S41 (westwärts) oder S42 (ostwärts) oder gar die S-Bahnen zur „Görlitzer Bahn“ da oben zu erwischen.-
Eigentlich ist die Bahnhofskonstruktion recht nüchtern. Oben in der Halle großzügig, ein breiter Bahnsteig mit je einem Gleis je Richtung für die S-Bahnen. Unten gibt es acht Gleise, zwei davon für die S-Bahn. Unten - das muss man erwähnen – ist es sehr zugig, Wartehallen gibt es nicht. Im Winter ist man leicht durchgefroren. Weiter zu den Zugenden kann man sich bei Regen und Wind nicht herauswagen.-
Südkreuz hat noch zwei Geschwister-Bahnhöfe: Westkreuz und Ostkreuz, wo die Stadtbahn den Ring unterquert und die Fern- und Regional-Züge auf ihrem Weg zum Hauptbahnhof durchrauschen. Den Nordbahnhof (einstmals Stettiner Bahnhof) gibt es zwar als S-Bahnhof, der Bahnhof Gesundbrunnen ist quasi das Pendant zum Südkreuz.-
Ich war zu früh in Südkreuz angekommen, mit Freunden sollte es nach Löwenberg gehen. Ich nutzte die Zeit zum Einfangen von Eindrücken im Bahnhof „Berlin-Südkreuz“. –
Tschüssi! (auf Berlinerisch)
ortwin
Was war das früher für ein miserabler Bahnhof, als er noch „Papestraße“ hieß! Das alte Ding war mit seinen holzigen, überdachten Übergängen – ohne Lifte und ohne Halle – eigentlich nur für die, die da unbedingt umsteigen mussten. Der Bahnhof sollte was Besseres werden, so, wie der Bahnhof Ostkreuz. Aber Krieg, Nachkrieg, Teilung blockierten über ein dreiviertel Jahrhundert die Neugestaltung.-
Papestraße, so hieß der alte Bahnhof. Nur einmal bin ich als kleiner Hitlerjunge 1945 einmal da umgestiegen, als unsere Schar nach Zossen ins OKH (Oberkommando des Heeres) musste, um dort für den Volkssturm Fernmelde-Mittel abzuholen und diese nach Eichwalde zu schleppen. Der Russe soll schon vor Fürstenwalde gestanden haben, die S-Bahner meinten, dass wir gar nicht mehr nach Hause kämen, wir haben uns davon nicht beirren lassen, sind auch nach einigem Umsteigen heil zu Hause angekommen. Und haben unsere Strippen gezogen und Dienst an der Feldvermittlung geschoben.-
Während der Kreuzungsbahnhof „Ostkreuz“ noch eine Weile im Umbau steckt, hat „Südkreuz“ einen so imposanten Umbau, eine Neukonstruktion erfahren, dass, wie gesagt, der Hauptbahnhof etwas von seiner „Vormachtstellung“ abgeben musste.-
Das Kreuz des Südens, ja was kreuzt denn da? Im Untergeschoss – nicht unterirdisch – erreichen Fern- und Regional-Züge und die S-Bahnen Berlin, von wo aus sie aus dem Süden heran rollen. Und auswärts entlassen sie die Züge, die vom Norden, so von „Plumpe“ = Berlin-Gesundbrunnen und dem Hauptbahnhof kommen. Da unten auf acht Gleisen geschieht das Nord-Süd-„Rein und Raus“, während oben fast quer dazu die S-Bahn auf dem südlichen Teil des S-Bahn-Ringes – Ost-West - die Fahrgäste heranschafft oder wegbringt.-
Das Kreuz des Südens: von 2008 an bis 2010 landete ich aus oder startete ich nach Ingolstadt im Zwölfwochen-Intervall, war also so drei Wochen wieder in meiner Geburtsstadt. Wenn ich nach etwas fünfstündiger Anreise aus dem ICE stolperte, die Rolltreppe nach oben erwischte, dann gab es zuerst nur eines: tief durchatmen und dabei die Berliner Luft einsaugen – plötzlich waren die eine oder andere Republik so „wurscht“ – ich war zu Hause, ich war in Berlin angekommen.-
Südkreuz: wir haben gelernt, dass es besser ist, schon in Südkreuz in den gewünschten Regional-Zug nach Norden einzusteigen, um einen gescheiten Platz zu bekommen. Und da in „Tief“ wieder auszusteigen, wenn man von Norden her Berlin erreicht, den Südring S41 (westwärts) oder S42 (ostwärts) oder gar die S-Bahnen zur „Görlitzer Bahn“ da oben zu erwischen.-
Eigentlich ist die Bahnhofskonstruktion recht nüchtern. Oben in der Halle großzügig, ein breiter Bahnsteig mit je einem Gleis je Richtung für die S-Bahnen. Unten gibt es acht Gleise, zwei davon für die S-Bahn. Unten - das muss man erwähnen – ist es sehr zugig, Wartehallen gibt es nicht. Im Winter ist man leicht durchgefroren. Weiter zu den Zugenden kann man sich bei Regen und Wind nicht herauswagen.-
Südkreuz hat noch zwei Geschwister-Bahnhöfe: Westkreuz und Ostkreuz, wo die Stadtbahn den Ring unterquert und die Fern- und Regional-Züge auf ihrem Weg zum Hauptbahnhof durchrauschen. Den Nordbahnhof (einstmals Stettiner Bahnhof) gibt es zwar als S-Bahnhof, der Bahnhof Gesundbrunnen ist quasi das Pendant zum Südkreuz.-
Ich war zu früh in Südkreuz angekommen, mit Freunden sollte es nach Löwenberg gehen. Ich nutzte die Zeit zum Einfangen von Eindrücken im Bahnhof „Berlin-Südkreuz“. –
Tschüssi! (auf Berlinerisch)
Südkreuz
ortwin
Kommentare (2)
tilli †
Immer wenn ich deine Reiseberichte lese, die mit deinen so guten Fotos ausgestattet sind empfinde ich eine große Bewunderung für dich.
Ja, du bist unglaublich fit,du hast die Energii einen 50-jährigen.Du reist,nicht in die fernen Länder,nein du zeigst uns die Heimat mit ihren schönen Fleckchen, die man bewundern muss.
Ja, dafür bin ich dir dankbar.
Ich war das letzte mal in Ostberlin und kenne leider nicht den wunderschönen modernen Bahnhof, der erst vor kurzen gebaut wurde.So habe ich heute die Möglichkeit bekommen
diesen modernen Bahmnhof kennen zu lernen.
Ja, da kann man viele Geschichten sehen, die sich am Bahmsteig ereignen.Die Menschen, die unterschiedlich auf das Warten reagieren usw. Dazu die großen Hallen mit Licht überflutet.
Vielen Dank Ortwin ich hoffe, das es noch viele solche Blogs von dir geben wird.
Grüße Tilli
Ja, du bist unglaublich fit,du hast die Energii einen 50-jährigen.Du reist,nicht in die fernen Länder,nein du zeigst uns die Heimat mit ihren schönen Fleckchen, die man bewundern muss.
Ja, dafür bin ich dir dankbar.
Ich war das letzte mal in Ostberlin und kenne leider nicht den wunderschönen modernen Bahnhof, der erst vor kurzen gebaut wurde.So habe ich heute die Möglichkeit bekommen
diesen modernen Bahmnhof kennen zu lernen.
Ja, da kann man viele Geschichten sehen, die sich am Bahmsteig ereignen.Die Menschen, die unterschiedlich auf das Warten reagieren usw. Dazu die großen Hallen mit Licht überflutet.
Vielen Dank Ortwin ich hoffe, das es noch viele solche Blogs von dir geben wird.
Grüße Tilli
Und dabei habe ich das Ganze doch schön im Kinderwagen vorgelebt. 1935 eine E-Lok in Spur Null von Märklin, dazu drei Wagen und dann die von Vater aus Spur 1-Schienen und Buchenstangen genagelten Schienen, vom Kinderzimmer zu Opas Zimmer über die Türschwellen. Mutters Eltern wohnten in Eichkamp, das war mit der S-Bahn (erst von Schöneweide, später von Eichwalde (Vorortbahn unter Dampf) nach Umsteigen in Grünau in die Stadtbahn (S-Bahn-Strecke mitten durch die Stadt)) immer gut 'ne Stunde Fahrzeit. Schon alleine dieses Kurven zwischen den Häusern, das Überqueren der Straßen - die Scheiben waren nicht verkratzt, die Grafitti-Idioten gab es noch nicht. Immer eine tolle Fahrt, die wir Kinder im Bett mit dem Nachsummen der S-Bahn-Motoren bis zum Einschlafen nachempfanden.
Das ist ein Virus, den echte Berliner nun mal in sich haben und ihn fühlen können, wenn sie sich mal die Zeit zum Nachdenken nehmen.
Im Krieg: Mutter ging mit ihren sechsten Kind. Die S-Bahn voll - Ölsardinen voll - die Tür konnte noch nicht schließen, man drückte nach: "Ach Frolleinchen, woll'n se nich mal den Bauch een Bisschen einziehen, dann kann Opa oocn noch mit." - Siehste, det is Berlin - und det hab'ick in meene Adern!
Die Liebe zur Bahn wuchs in den 65 Jahren Fernsein von Berlin auf den vielen Dienstreisen beim Bund - und wenn dann noch so'n Freund und ehem. Vorgesetzten hast, der ooch in Berlin zur Welt gekommen war, der Märklin zu Hause fährt, und wir zusammen am Ende des von Köln nach München brausenden Zuges hoch zur Oberleitung starren, ihr Hin und Her erleben - nur um dann die eigene Bahnanlage mit Oberleitung nachbauen zu können, Stuttgart 1960 bis 1985 ohne Meckerei zu begegnen.
Das kriege ich nicht mehr raus aus mir.
Aber mein Spatz ist so toll im Knipsen anderer Dinge - und zeigt ihre Sammlungen in Picasa - wir ergänzen uns. Was schenkte sie mir zum Achtzigsten: eine Ferienreise in die Schweiz zur Mitfahrt mit dem Glacier-Express. Nächste Woche geht's los.
ortwin