Damals
Einst - "in der guten alten Zeit " - fand es in vielen Familien vermutlich ähnlich statt.
Sonntags ging man in die Kirche. Die Kinder saßen in den ersten vier Reihen getrennt nach Mädchen und Jungen. Diese wurden von einem "Kirchendiener", der u. a. dafür zuständig war, die Kinder zu ermahnen, welche sich nicht nach den, für die damalige Zeit, vermeintlich geltenden Regeln verhielten.
Nach dem Mittagessen und einer Ruhepause für den Vater, die strikt eingehalten wurde, zog man die "guten Kleider"an und die ganze Familie ging spazieren. Nicht alle Familienmitglieder waren damit einverstanden, zu denen zählte ich! Regelrecht gehasst habe ich das Ritual. Musste oft Röcke anziehen und das größte Drama, eine Strumpfhose, die meist juckte (eine Katastrophe).
Begegnete man noch Bekannten (im Dorf unvermeidlich), folgte die Ermahnung "Grüß
ordentlich "!
So war das in einem Dorf in den 1960 Jahren.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Kommentare (2)
Meine Erfahrungen unterscheiden sich von deinen durch zwei Details :
Zum einen hast Du die Zeit zwischen Kirchgang und Mittagessen weggelassen, die mir unvergessen ist, weil der alte Herr da in der Kneipe saß, zum Frühschoppen.
Zum anderen hatte ich natürlich das Problem mit der Strumpfhose nicht. Statt dessen durfte ich mich darüber ärgern, daß ich mit Hut zur Kirche mußte. Nicht irgend etwas Schickes, sondern den ganz ordinären Hut der Erwachsenen, nur etwas kleiner.
Ach ja, daran kann auch ich mich sehr gut erinnern. Und das gab es schon in 1940er und 50er Jahren.
Zwar war mein Vater seit Mai 1945 nicht mehr dabei, doch die übrige Familie verlangte all das, was Du beschreibst. Meine Mutter aus bestimmtem Grund nur halbherzig. Eben weil der Rest der Familie das erwartete.
Ich kann Songeur nur bestätigen, dass vor der Predigt alle Mannleut die Kirche verließen, um später aus der Kneipe wieder zurück zu kehren.
Aus dieser Zeit gäbe es noch unendlich viel zu erzählen ...
So danke ich Dir für Deine Erinnerung und grüße Dich herzlich.
Andrea