Christkindlmarkt
Christkindl-Markt
Immer dichter fallen die Schneeflocken auf den Nürnberger Marktplatz. Aufgehalten von den hin- und herschiebenden Menschen gelangen nur wenige auf den Boden, wo sie sogeich ihr kurzes Leben aushauchen. „Holder Knabe im lockigen Haar", dröhnt es aus Lautsprechern. Ein junger Reporter zwängt sich mit vorgeschobener Schulter durch das dichte Menschengedränge. Drei dicke Damen stoppen ihn, und er folgt ihren Blicken: Ach ja das Christkind; aber kein Knabe sondern ein vollbusiges Mädchen im lockigen Haar präsentiert sich drüben auf der Bühne. Der Reporter wendet sich einem mit vollen Plastiktüten beladenen Paar zu und hält ihnen sein Mikrofon entgegen, „Hallo - Ja Sie - sagen bitte, was haben Sie da heute für Ihre Lieben eingekauft?" - „Keine Zeit". Die beiden schieben wei¬ter und ziehen ein quengeliges Kind hinter sich her. Da kommt ein redseliger Mann aus dem Glühweinbüdchen auf ihn zu. „Ich kann dir wat erzählen. Haste mal nen Euro?" Unser Reporter wendet sich ab und wäre dabei beinahe in eine Rotweinpfütze getreten. Da entdeckt er ein junges Paar, das zielbewußt den Marktplatz überquert, offensichtlich ohne etwas eingekauft zu haben. „Darf ich auch Sie fragen, was Sie hier suchen? Sie haben wohl noch nichts Passendes gefunden, wie?" Die beiden bleiben stehen. „Wir haben allerdings auch nichts gesucht hier“, sagt freundlich der Mann, - „Ach, Sie haben wohl kein Geld für Weihnachtseinkäufe, das ist natürlich schade“, meint der Reporter. „Doch, sagt die Frau, „Geld hätten wir schon, wir sparen nämlich für eine neue Wohnung", - „Und was tun Sie dann hier, bitte schön?“ - Wir nehmen den Markt¬platz als Abkürzung für unseren Kirchgang.“- Die jungen Leute gehen weiter, und unser Reporter folgt ihnen neugierig mit vorgehaltenem Mikrofon. „Aber dann werden Sie doch irgendwie Weihnachten feiern wollen und Geschenke brauchen, oder?" - „Ja, doch, sicher“ - beide nicken belustigt, und der Mann erklärt: „Wir schenken uns gegenseitige Zuwendung, es ist ja schließlich das Fest der Liebe. Der Reporter wischt sich ein paar Schneeflocken aus den Augen. „Haben Sie Kinder?“ - Ja, eins, sagt die Mutter. Zurzeit liest Omna unserem Thomas zu Hause Geschichten vor. Er bekommt et¬was Gebasteltes, und daran darf er selbst mitwirken. Unser gemeinsames Motto lautet: „Unsere Geschenke sollen Dinge sein, die man nirgendwo kaufen kann." -Sie sind an der Kirchentür angelangt. Vom Christkindl-Markt dringt noch schwach der Verkaufslärm herüber. Die Lautsprecher verkünden: „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, Der Reporter erinnert sich an die Erfindung des Weihnachts¬mannes durch die Firma Coca Cola. Er ist irritiert. Nachdem er sich bei beiden Befragten bedankt hat, wendet es sich zum Gehen. Dann aber besinnt er sich und folgt dem Paar in die Kirche hinein. Dort drinnen haben seine Gedanken offenbar eine andere Richtung erhalten. Jedenfalls murmelt er später auf dem Heimweg: „Irgend etwas von diesem Fest muß ich falsch verstanden haben.“
tanzbein
Immer dichter fallen die Schneeflocken auf den Nürnberger Marktplatz. Aufgehalten von den hin- und herschiebenden Menschen gelangen nur wenige auf den Boden, wo sie sogeich ihr kurzes Leben aushauchen. „Holder Knabe im lockigen Haar", dröhnt es aus Lautsprechern. Ein junger Reporter zwängt sich mit vorgeschobener Schulter durch das dichte Menschengedränge. Drei dicke Damen stoppen ihn, und er folgt ihren Blicken: Ach ja das Christkind; aber kein Knabe sondern ein vollbusiges Mädchen im lockigen Haar präsentiert sich drüben auf der Bühne. Der Reporter wendet sich einem mit vollen Plastiktüten beladenen Paar zu und hält ihnen sein Mikrofon entgegen, „Hallo - Ja Sie - sagen bitte, was haben Sie da heute für Ihre Lieben eingekauft?" - „Keine Zeit". Die beiden schieben wei¬ter und ziehen ein quengeliges Kind hinter sich her. Da kommt ein redseliger Mann aus dem Glühweinbüdchen auf ihn zu. „Ich kann dir wat erzählen. Haste mal nen Euro?" Unser Reporter wendet sich ab und wäre dabei beinahe in eine Rotweinpfütze getreten. Da entdeckt er ein junges Paar, das zielbewußt den Marktplatz überquert, offensichtlich ohne etwas eingekauft zu haben. „Darf ich auch Sie fragen, was Sie hier suchen? Sie haben wohl noch nichts Passendes gefunden, wie?" Die beiden bleiben stehen. „Wir haben allerdings auch nichts gesucht hier“, sagt freundlich der Mann, - „Ach, Sie haben wohl kein Geld für Weihnachtseinkäufe, das ist natürlich schade“, meint der Reporter. „Doch, sagt die Frau, „Geld hätten wir schon, wir sparen nämlich für eine neue Wohnung", - „Und was tun Sie dann hier, bitte schön?“ - Wir nehmen den Markt¬platz als Abkürzung für unseren Kirchgang.“- Die jungen Leute gehen weiter, und unser Reporter folgt ihnen neugierig mit vorgehaltenem Mikrofon. „Aber dann werden Sie doch irgendwie Weihnachten feiern wollen und Geschenke brauchen, oder?" - „Ja, doch, sicher“ - beide nicken belustigt, und der Mann erklärt: „Wir schenken uns gegenseitige Zuwendung, es ist ja schließlich das Fest der Liebe. Der Reporter wischt sich ein paar Schneeflocken aus den Augen. „Haben Sie Kinder?“ - Ja, eins, sagt die Mutter. Zurzeit liest Omna unserem Thomas zu Hause Geschichten vor. Er bekommt et¬was Gebasteltes, und daran darf er selbst mitwirken. Unser gemeinsames Motto lautet: „Unsere Geschenke sollen Dinge sein, die man nirgendwo kaufen kann." -Sie sind an der Kirchentür angelangt. Vom Christkindl-Markt dringt noch schwach der Verkaufslärm herüber. Die Lautsprecher verkünden: „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, Der Reporter erinnert sich an die Erfindung des Weihnachts¬mannes durch die Firma Coca Cola. Er ist irritiert. Nachdem er sich bei beiden Befragten bedankt hat, wendet es sich zum Gehen. Dann aber besinnt er sich und folgt dem Paar in die Kirche hinein. Dort drinnen haben seine Gedanken offenbar eine andere Richtung erhalten. Jedenfalls murmelt er später auf dem Heimweg: „Irgend etwas von diesem Fest muß ich falsch verstanden haben.“
tanzbein
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