Caruso, herzlos zurück gelassen


Allein gelassen,

Wie gut hatte ich es doch. Mein Lieblingsplatz auf dem Küchenschrank. Von dort oben konnte ich die Vögel im Garten beobachten. Mein Frauchen verwöhnte mich hin und wieder mit klein geschnitten Geflügelherzen und sogar Egon ließ mich ab und zu auf dem Schoß sitzen und streichelte mich. Am schönsten waren die Besuche von Pia, seiner Enkelin. Die spielte mit einem Fädchen mit mir, oder suchte mir ständig meine kleinen Spielzeuge unter dem Schrank zusammen. Blieb sie übers Wochenende durfte ich in Ihrem Zimmer und wenn alle schliefen, auch in ihrem Bett schlafen.
Ja, es war ein schönes Katerleben.
Dann kam Pia seltener, die Eltern waren umgezogen. Einmal fuhr auch mein Frauchen mit Egon dorthin. Das war ein schwarzer Tag.
Ganz allein musste ich im Haus bleiben. Vor Angst hab ich miaut und an der Tür gekratzt, gefürchtet hab ich mich und neben der Tür ein Pfützchen gemacht.
Ojeh gab das Theater als die Beiden spät Abends nach Hause gekommen sind. Vor lauter Schimpfen haben sie sogar vergessen frisches Wasser für mich hinzustellen. Zur Strafe sollte ich draußen schlafen. Sie schoben mich zur Tür hinaus.
Was nun? Erst dachte ich noch das es ihnen bestimmt bald leid tut und sie mich wieder hinein lassen, aber dann ging das Licht aus und es wurde still im Haus. Da saß ich nun, im Dunkel, frierend und durstig. Neben der Tür lagen die alten Schuhe von Egon. Darauf war es nicht gar so kalt und so machte ich mich ganz rund und legte mich darauf. Einschlafen konnte ich lange nicht und schon im ersten Morgengrauen stand ich an der Tür und starrte abwechselnd auf die Türklinke und die Straße hinunter, wo der Zeitungsbote herkommen musste. Als er kam bin ich wie der Blitz in´s Haus. Es schien als hätte mich Egon schon vergessen.
Er sah mich dann am Futternapf und sprach an diesem Morgen kein Wort. Frauchen hatte wohl ein schlechtes Gewissen aber auch die war nicht so, wie sonst.
Ich glaubte, mit viel Schnurren und mich an ihre Füße und Beine schmeicheln könnte ich sie wieder mit mir versöhnen.
Zwei Wochen später fuhren sie wieder weg. Diesmal gleich zwei Tage. Ich hab die Nacht so gefroren. Vor Einsamkeit geweint und Stundenlang an der Tür gekratzt. Völlig erschöpft hab ich ein wenig geschlafen. Immer geglaubt, die Beiden kommen nach Hause und ich kann mit hinein.
Der Morgen kam, es war Sonntag und auch kein Zeitungsbote kam. Gewartet hab ich und gewartet. Hungrig nun auch noch. Etwas Wasser hab ich aus einer Pfütze aufgeschleckt.
Der Nachbar schaute schon herüber, aber der hat Timo, einen Münsterländer, den ich nur einmal näher beschnuppern wollte und dem ich seit seinem bösen knurren aus dem Weg gehe.
So ging der Morgen und als ich am Mittag noch immer einsam auf der Treppe saß, da stellte mir der Nachbar ein Schälchen mit den Resten von Timos Fressen auf die Treppe. Wie hab ich mich drüber hergemacht. Gab es doch noch eine freundliche Seele auf der Welt.
Am späten Abend kam dann Egon und Frauchen. Sie haben mich gar nicht beachtet. Ich bin mit ihnen ins Haus, war ständig um sie herum, aber sie bemerkten es gar nicht. Sie sprachen ständig davon, welch tüchtigen Schwiegersohn man doch habe und es gut sei, wieder näher bei den Kindern zu sein. So bald als möglich wolle man umziehen, hätte ein schöneres Haus und die lange Fahrt brauche man dann nicht mehr machen. Sie waren so fröhlich, das sie sogar mich auf den Schoß nahmen und ich langsam begriff, das ist auch für mich die beste Lösung. Brauch nicht mehr einsam vorm Haus zu warten und hätte die kleine Pia ständig um mich.
Ja, ich freute mich auch. Wenn ich geahnt hätte, was für furchtbare Tage dann kommen sollten.
Zwei Wochen später kamen die Möbelpacker und ich hatte Mühe den großen starken Männern nicht ständig vor die Füße zu laufen.
Den halben Vormittag hatten sie alles auf dem LKW geladen und der Egon verabschiedete sich vom Nachbarn. Ich wollte gerade ins Auto klettern, da stieß mich ein Kerl runter und auch der Mercedes von Egon blieb zu. Ich hatte Mühe weg zu kommen, so schnell fuhr Egon dieses Mal davon. Erst dacht ich, der hält an der Straße noch mal an, hat mich nur vergessen in der ganzen Aufregung.
Nein, er war weg!!!
Das Haus leer !!!
Was nun???
Zwecklos an der Tür zu kratzen. Der Nachbar kam auch nicht in Frage. Ich war verzweifelt. Hoffnungslos.
Tage vergingen. Hungrig und durstig, halb erfroren und schon stark am niesen, so blieb ich immer in der Nähe.
Dann, ich wollte kaum meinen Augen trauen, ein LKW kam und hielt vorm Haus. "Sie kommen zurück", mein erster Gedanke.
Aber es waren fremde Menschen, ein Hund war auch dabei. Als sie alles abgeladen und in´s Haus geschleppt hatten wollt ich mich hinein schleichen. Der Hund hat mich angekläfft und mit gefletschten Zähnen hinaus gejagt. “Fein gemacht“ lobte ihn sein Herrchen:
Ich stand also wieder vor der Tür........

Hier will ich diese traurige Geschichte unterbrechen.
Keine Angst, sie hat Gestern ein gutes Ende gefunden. Silvia, von der "Tierhilfe-Warendorf" hat durch den Nachbarn von den herzlosen Katzenhaltern erfahren. Hat den Kater völlig verängstigt und in keiner guten Verfassung eingefangen. Das Tierheim, das wollte Niemand dem armen Kerl auch noch antun.+++++++++

Nachdem ihn sich ein Tierarzt angeschaut hat ist er nun bei uns.
Ganz spontan haben wir „ja“ gesagt als wir seine Geschichte gehört haben. Wir haben mittlerweile 9 solcher armen Geschöpfe aufgenommen und auch er soll ein warmes Plätzchen bekommen, seine Streicheleinheiten und wenn nötig auch gepflegt werden, wenn es ihm mal nicht gut geht. Er ist ein so verschmuster Geselle. Mic, eine emsige Mitstreiterin der "Tierhilfe-Warendorf" (www.tierhilfe-warendorf.de/caruso/) hat ihn Caruso genannt, weil er auf der ganzen Fahrt im Auto so "gesungen" hat. Fortsetzung folgt…

nohidi

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Kommentare (3)

Gerd48 So, nun habe ich die Träne erst mal getrocknet und freue mich für den Kater. Ich freue mich auch für Euch, dass es einen Zuwachs gegeben hat - wird es aber nicht zu viel, Klaus? Oder habe ich was falsch vestanden, mit den 9 weiteren Geschöpfen? Ich find es Prima und wünsche Euch viel Freuden an diesen Tieren.
nohidi ja, eigentlich war hier die Geschichte von "Fin". Glaubte einen neuen, aktuellen Beitrag anlegen zu können. Geht wohl nicht, schade.
sissismam wenn ich sowas lese, geht mir das herz auf

und ehrlich, ich beneide dich um deine wohnsituation und die möglichkeit, dich so um die tiere kümmern zu können!!

ich wünsche dir alles gute und weiter viel
freude mit deinen tieren und
ein streichler für finn

malene

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