Burli
Burli
Ich bin vor kurzem auf die Welt gekommen. Ich weiß nicht, dass ich Ferdinand heiße. Alle hier nennen mich nur Burli. Ziemlich einfallslos, diese Eltern. Ist ja nicht zu übersehen, dass ich ein Bub bin, oder?
Ich hatte auch eine Schwester, Christine, sie wohnt jetzt im Himmel. Ich glaube, ich bin statt ihr auf der Welt. „Leider habe ich dich nie kennengelernen dürfen, ich schick dir trotzdem einen lieben Gruß in den Himmel. Ich werde dich in diesem Haus gut vertreten. Versprochen!”
In meiner näheren Umgebung gibt es eine alte Frau, die schielt immer dann in meinen Korbwagen, wenn meine Eltern unterwegs sind. Sie heißt Oma. Von meiner Mama wird sie Mutter genannt. Wahrscheinlich hat sie auch keinen Namen. So wie ich.
Mir ist es viel zu heiß in diesen Windelklamotten. Ich plärre, weil ich noch nicht sprechen kann. Die alte Frau meint, ich schreie nicht, ich meckere wie eine Ziege. So eine Frechheit!
Ich bin im Zeichen des Löwen geboren. Also bitte etwas mehr Respekt. Na also, geht doch. Ich bin der frisch gewickelte Stammhalter des Hauses und ersuche um eure ungeteilte Aufmerksamkeit.
Bis auf ein paar Verdauungsstörungen geht es mir ausgezeichnet. Täglich pfeffere ich in flauschig weiche Windeln. Fenchel-Tee ist eine feine Sache. Kleine Zipfel werden durch ihn zum Springbrunnen. Zu trinken gibt es reichlich, auch von Mamas praller Brust. Ich bin sozusagen privilegiert, jedenfalls sagen mir das die Stielaugen der Männer, wenn sie Mamas Busen sehen.
Zu beissen krieg ich leider nichts. Mir geht’s wie der alten Frau, die hat auch keine Zähne. Sie nuckelt an meinem Fläschchen herum wegen der Temperatur.
Heute trägt mich Mama durch das Haus und summt Lieder. Woher kommen diese Töne? Ihr Mund ist zu. Das ist bei mir anders. Mund auf und los geht das Konzert.
Mama hält mich mit ihren Armen hoch , ich schaue in ihre Glitzeraugen und will sie zu fassen kriegen, aber sie schliesst die Lider. Ein Lächeln überzieht ihr Gesicht. Ich lächle zaghaft zurück. Jetzt ist es an ihr, vor Verzückung zu jubeln. Sie strahlt mich an und sagt:
Du wirst einmal ein ganz Großer!
Darauf will ich nicht antworten. Ist auch gar nicht notwendig.
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Ich bin vor kurzem auf die Welt gekommen. Ich weiß nicht, dass ich Ferdinand heiße. Alle hier nennen mich nur Burli. Ziemlich einfallslos, diese Eltern. Ist ja nicht zu übersehen, dass ich ein Bub bin, oder?
Ich hatte auch eine Schwester, Christine, sie wohnt jetzt im Himmel. Ich glaube, ich bin statt ihr auf der Welt. „Leider habe ich dich nie kennengelernen dürfen, ich schick dir trotzdem einen lieben Gruß in den Himmel. Ich werde dich in diesem Haus gut vertreten. Versprochen!”
In meiner näheren Umgebung gibt es eine alte Frau, die schielt immer dann in meinen Korbwagen, wenn meine Eltern unterwegs sind. Sie heißt Oma. Von meiner Mama wird sie Mutter genannt. Wahrscheinlich hat sie auch keinen Namen. So wie ich.
Mir ist es viel zu heiß in diesen Windelklamotten. Ich plärre, weil ich noch nicht sprechen kann. Die alte Frau meint, ich schreie nicht, ich meckere wie eine Ziege. So eine Frechheit!
Ich bin im Zeichen des Löwen geboren. Also bitte etwas mehr Respekt. Na also, geht doch. Ich bin der frisch gewickelte Stammhalter des Hauses und ersuche um eure ungeteilte Aufmerksamkeit.
Bis auf ein paar Verdauungsstörungen geht es mir ausgezeichnet. Täglich pfeffere ich in flauschig weiche Windeln. Fenchel-Tee ist eine feine Sache. Kleine Zipfel werden durch ihn zum Springbrunnen. Zu trinken gibt es reichlich, auch von Mamas praller Brust. Ich bin sozusagen privilegiert, jedenfalls sagen mir das die Stielaugen der Männer, wenn sie Mamas Busen sehen.
Zu beissen krieg ich leider nichts. Mir geht’s wie der alten Frau, die hat auch keine Zähne. Sie nuckelt an meinem Fläschchen herum wegen der Temperatur.
Heute trägt mich Mama durch das Haus und summt Lieder. Woher kommen diese Töne? Ihr Mund ist zu. Das ist bei mir anders. Mund auf und los geht das Konzert.
Mama hält mich mit ihren Armen hoch , ich schaue in ihre Glitzeraugen und will sie zu fassen kriegen, aber sie schliesst die Lider. Ein Lächeln überzieht ihr Gesicht. Ich lächle zaghaft zurück. Jetzt ist es an ihr, vor Verzückung zu jubeln. Sie strahlt mich an und sagt:
Du wirst einmal ein ganz Großer!
Darauf will ich nicht antworten. Ist auch gar nicht notwendig.
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Einfach süß, dieser Ferdinand, und noch süßer die Schreibweise.
" Täglich pfeffere ich in flauschig weiche Windeln"
Danke für den netten Lacher.
Andrea.