Es ist Anfang September, ein Spätsommertag wie aus einem Bilderbuch. Die Sonne, scheint vom wolkenlosen Himmel, ein lauer Wind pfeift durchs Gras. Das Gras rauscht leise, wie zarte Wogen des Meeres. Kinder spielen auf der Wiese. Die Wiese ist ein einzigartiges Blumenmeer. Menschen gehen spazieren oder wandern.

Leise zwitschern die Vögel. Welch eine Idylle!

Es ist einer dieser Tage, an denen ich das Gefühl habe, dass es nichts Schöneres auf der Welt gibt, als all dieses zu genießen. Die spielenden Kinder auf der Wiese, die spätsommerliche Sonne des Nachmittags gibt mir das Gefühl des inneren Friedens.

Die Bergwelt der Hohen Tauern um mich herum wirken nicht bedrohlich, eher paradiesisch und vertraut. Nicht weit entfernt liegt ein malerisches Bergdörfchen, es liegt inmitten der imposanten Gebirgswelt. Einsame Schafherden weiden neben Gämsen und Murmeltieren. Ein wunderschöner Bauernhof geschmückt mit blutrot leuchtenden Geranien am Balkon liegt am Ortsrand des Bergdorfes.

Ein Wildbach plätschert in der Nähe. Im Frühjahr ein reißender Wildbach, laut tosend bringt er das Schmelzwasser von den Bergen. Im Spätsommer ist er glasklar und eiskalt, langsam wird er müde, scheint ganz zahm zu werden.

Bauern sind bei der Heuarbeit. Das Gras mit dem Blütenreichtum und seinen darin wachsenden Wildkräutern wird sorgfältig gemäht, die Sonne trocknet es dann zu Heu. Das wird das Futter für die Tiere im Winter.
Kühe weiden auf einer Wiese, nahe einer Almhütte. Dieser Anblick ist für mich immer wieder ein Erlebnis.

Der Bauernhof hat liebevolle, behagliche, geräumige und einladende Zimmer -dekoriert im Landhausstil. Vom großen Balkon überblicke ich das Tal, rundum sind die majestätischen Berge, sie sind sehr hoch und teilweise schneebedeckt.
Eine gemütliche Sitzecke im Garten lädt ein auszuruhen und dabei die Hektik und den Alltag zu vergessen.

Ich beschloss noch einige Tage zu bleiben und setzte mich in den Garten. Die Wirtin, eine sympathische Bauersfrau im feschen Dirndl, kam und fragte nach meinen Wünschen. Ich bestellte ein Vespermahl und erfuhr von der Wirtin dass alles aus eigener Herstellung ist, selbstgeräucherter Schinkenspeck, selbstgebackenes Bauernbrot, auch die Butter ist aus Eigenproduktion. Dazu gehört auch ein selbstdestillierter Apfelschnaps – der Obstler.

Auch die Milch der Kühe, die Eier der Hühner werden nicht verkauft. Aus der Milch wird Butter, Käse und Joghurt hergestellt. Die Eier werden in der Küche für einen leckeren Kaiserschmarrn verwendet, auch für eine Speckomelette und vieles mehr.
Nur das Fell der Schafe wird verkauft. Es wird geschoren, grob gereinigt und danach kommt alles in eine Fabrik zur weiteren Reinigung und in eine Spinnerei. Vom Schaf zur Wolle ist´s also ein ganz beachtlicher und nicht gerade bequemer Weg.

Eine Familie, Mutter, Vater und Tochter Melina, sind als Feriengäste auf dem Bauernhof. Melina ist ein fröhliches, aufgewecktes Kind von 9 Jahren, liebt Tiere und geht täglich in den Stall. Sie ist nicht dazu zu bewegen mit ihren Eltern zu wandern, sie mag einfach nicht. Der Bauernhof ist ein Paradies für sie, da gibt es Kühe, Hühner, Schafe, drei Border Collies - Hütehunde, und man kann sogar die Wildtiere beobachten, die ganz in Hausnähe kommen.

Melina macht es großen Spaß die Tiere zu füttern, zuschauen wie die Kühe gemolken werden, das Butterfass drehen, die Eier einzusammeln, eben den Bauernhof mit allen Sinnen zu erleben. Noch mehr Spaß macht es ihr wenn abends die Kühe von der Weide geholt werden. Da läuft sie flink die Berge hoch um irgendwo im Gebüsch die Kühe und Kälbchen zu suchen.

Eines Tages beobachtet sie wie die Schafe vom Hütehund Kira, der Leithündin, und 2 weiteren Hütehunden zusammengetrieben werden, das war natürlich interessanter. Beim Zuschauen vergisst sie alles um sich herum. Verträumt setzt sie sich ins Gras und schaute ihnen zu, vergaß dabei die Zeit. Es fing an zu dämmern. Plötzlich durchfährt ihren Körper einen Schauer, und sie wird jäh aus ihren Träumen gerissen.

Eine nasse, kalte Nase fährt in ihre halbgeschlossene Hand und schubst sie leicht. Melina blickt auf und sah ein kleines Kälbchen, das seinen Blick auf sie richtet. Sie schaut in seine treuen Augen, die erwartungsvoll zu ihr aufsehen. Als das Kälbchen bemerkt dass Melina reagiert, geht sein Schwanz leicht hin und her.

Melina sieht dass sich die Sonne dem Horizont nähert, sie weiß – bald wird es dunkel und wie gefährlich es beim Abstieg sein kann. Im Nu steht sie auf und macht sich mit dem Kälbchen auf den Heimweg. Sie kennt schon den Weg zum Bauernhof. Sie kommen auf eine Wiese mit Apfelbäumen, wieder bleibt Melina stehen, das Kälbchen neben sich und betrachtet gedankenverloren die Äpfel am Baum. Sie merkt plötzlich dass sie hungrig ist und denkt sich – was für ein herrliches Obst und pflückt einen Apfel, beißt herzhaft hinein. Die Frucht, an die Melina heran langen konnte, war besonders rot und süß. Dabei fällt ihr ein Kinderlied ein: „In einem kleinen Apfel“ und wieder träumt sie vor sich hin, den Apfel in der Hand.

Längst vermissten die Eltern und die Bauersleute das Mädchen und machten sich in der Dämmerung auf die Suche nach ihr. Sie fanden Melina auf der Wiese unter dem Apfelbaum, neben ihr das Kälbchen. Das Kind noch immer in ihren Gedanken versunken und den angebissenen Apfel umschlossen ihre Hände.

Dann bemerkte sie das Herannahen ihrer Eltern und rief ihnen zu:“ "Wisst ihr, was ich alles gesehen habe? Es war ganz toll! Also, da war..."




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Kommentare (4)

christl1953 das wäre mein absoluter Lebenstraum,auf einer Alm zu sein und die Ruhe und die gute Luft und das gute Wasser zu genießen. Leider ist es nur ein wehmütiger Traum !
ich habe dort schon als Kind meine Zeiten verbracht,denn meine Eltern waren im Sommer Senner auf der Alm im schönen Fuschertal.Vielleicht träumt man im Alter so weil es Kindheitserinnerungen sind? Dir wünsche ich noch viele solche Sommerurlaube in den
Bergen meiner Heimat.christl1953
Ampelia1008 Ich danke Euch für den lieben Kommentar

Ich habe die Geschichte für meine Enkelin Melina ( 11 ) geschrieben als ich sie mit einem Apfel in der Hand sah....

Lg Ampelia
Traute Das war ja eine gelungene Beschreibung des Lebens nahe der Berge.
Das war so zauberhaft, ich musste an Heidi,Heidi, deine Welt sind
die Berge, denken.
Da hätte die Heidi eine nette Urlaubsbekanntschaft machen können
und das Urlaubskind hatte neben den Tieren noch Kontakt zu Kindern
der Berge.
Mit ganz "Almigen" Grüßen,
Traute
EHEMALIGESMITGLIED63 wunderschön plastisch geschrieben,
alle Bilder so gut getroffen, das es
wie ein Film in meinem Kopf abläuft
wenn ich die Geschichte lese,
mich zurückholt in die Erinnerung..
ich rieche sogar das Heu, Grummet- das auf den
Wiesen in den Bergen anders duftet,
würziger , frischer....
Vielen Dank für die schöne Geschichte Lieben Gruß Sommer(Begine)




Begine

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