Alles hat seinen Grund
Alles hat seinen Grund
Gotha – ein Weihnachtsmarkt zum vergleichen. Soll zwar nicht so toll sein, aber wir haben im Moment kein interessanteres Ziel – also versuchen wir es. Mal sehen was andere Städte so auf die Beine stellen.
Wir fahren durch die Strassen und sehen noch so einige Gebäude, die eine Restaurierung dringend nötig hätten, neben anderen Häusern die aufs feinste heraus geputzt sind.
Der historische Stadtkern – Parkplatzsuche – wir finden eine Lücke, doch hier ist die Parkuhr defekt. Also Parkscheibe anbringen und hoffen, dass wir ohne Knöllchen davonkommen. Wir laufen zum oberen und unteren Weihnachtsmarkt. Beim oberen Weihnachtsmarkt – er nennt sich Kreativmarkt sind alle Buden noch geschlossen – an den Bäumen hängen grosse rote Kugeln. Der untere Weihnachtsmarkt hat geöffnet. Bereits am Anfang sehen wir einen weiss gekleideten „Engel“ der vor einem Ehepaar steht und ein Weihnachtslied singt. Uwe grinst, gestern sahen wir das Schild „…..je mehr du wiegst desto schwerer kannst Du entführt werden, schütze dich selbst iss Kuchen….“ und dieser Engel sieht aus als ob er sich sehr gut geschützt hat und deswegen nicht mehr fliegen kann und singen muss……
Das Rathaus – wir gehen in das Gebäude – es gefällt uns. Bei der Dame an der Rezeption, dem Auskunftstresen sehen wir über ihr an der Wand eine Figur – einen Mohren. Er hält in der Hand einen Kreis der auf einem Kreuz steht, die andere Hand ist grüssend an seinem Kopf. Er trägt ein Röckchen und auf dem Kopf so etwas ähnliches wie einen kleinen Turban. Wir fragen nach ob das einen besonderen Grund hat, dass dieser Afrikaner hier steht. Und wir erhalten die Auskunft:“Alles hat seinen Grund“: Diese Skulptur war ein Geschenk und an einem anderen Gebäude angebracht. Dieses Gebäude gibt es nicht mehr, aber der Äthiopier wurde übernommen.
In diesem Rathaus sind auch die Fenster sehenswert – Die Scheiben mit Ornamenten – der runde eiserne Leuchter fällt auch auf, verziert trägt er dicke Kerzen. Und in der Ecke vor dem schönen Kamin ein geschmückter Tannenbaum. So lasse ich mir den Eingang in einem Rathaus gefallen.
Draussen auf dem Platz ein grosses Gebäude, die Form wie ein Schwibbogen. Man kann sich innen an Tische setzen und gemütlich etwas trinken oder essen. Der Schwibbogen ist auch mit „langen Kerzen“ bestückt. Ein Weihnachtliches Gebäude welches sehr ungewöhnlich ist und die Blicke auf sich zieht.
Auf dem Platz in der Mitte eine Pyramide – ebenfalls mit Beleuchtung, die sich dreht.. An dem einen Ende des Platzes eine dreiteilige Krippe mit schön geschnitzten Holzfiguren – davor ein „Brunnen“ mit aufgeschichteten Hölzern.
Wir umrunden den Markt und sehen eine weitere aussergewöhnliche Darstellung einer Krippe. Die Figuren sind aus gehämmertem Blech, Josef, Maria, die Krippe das Kind, die Könige die das Kind anbeten. Daneben ein Schild dass diese Figuren von Gotha glüht e.V. hergestellt wurden. Die Unterstützung kam unter anderem von einer Stahlmanufaktur und der Handwerkerschule Chemnitz (Metallbau und Installationstechnik). Eine tolle Idee. Wir laufen die Strasse weiter und sehen ein Schild, welches ich auch sofort an eine meiner Töchter weitergab: „Mein Geheimtipp bei Frauen? Einfach zuhören.“ Das Schild war wegen einem kostenlosen Hörtest aufgestellt worden.
In einem Geschäft sehen wir an einer Wand den Stammbaum derer von Gotha.
Gotha adelt! Darunter ist der Stammvater der Monarchien Europas abgebildet: Ernst der Fromme, Herzog von Sachsen – Gotha. Er lebte von 1601-1675
Liechtenstein ist ebenso aufgeführt wie die Herrscher von Monaco und den Niederlanden – Luxemburg und Belgien. Großbritannien ist genau wie Norwegen, Dänemark und Schweden vertreten, Spanien nicht zu vergessen. Und hier sind alle Generationen aufgeführt. Bis hin zu den Letztgeborenen.
Ein toller Stammbaum!
Was uns dann aufgefallen ist – Gotha hat sehr viele Cafés. Alle haben ausgezeichnete Auslagen an Kuchen und sind auch gut besucht. Wir setzen uns in ein Café – auch hier ist alles auf den Slogan „Gotha adelt“ ausgerichtet.
In einem der Gasthäuser die wir aufsuchen war ein grosser Braukessel aufgebaut. Die Rohstoffe, die zum Bierbrauen nötig sind waren am Kessel aufgeführt:
Hopfen - hat zwar mengenmässig den kleinsten Anteil, ist aber sehr wichtig für den Geschmack des Bieres. Er verschafft ihm die angenehme Bittere.
Malz – verleiht dem Bier den vollmundig-kernigen Geschmack und liefert die Zucker für den Gärprozeß.
Wasser – frisch und klar muss es sein, um zusammen mit der traditionellen Rezeptur ein ausgesprochen bekömmliches Bier zu brauen.
Hefe – vergärt die Zucker der Bierwürze zu Alkohol und Kohlensäure und reichert dass Bier mit wertvollen Vitaminen an.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und es dauert nicht mehr lange bis zum Beginn eines besonderen Konzertes in der Margarethenkirche. Wir haben auch erst davon erfahren als wir bereits in Gotha waren und Uwe sich bei der Touristinformation erkundigte. Ein Benefizkonzert des Rotaryclubs Gotha. Die Hornisten des Philharmonieschen Orchesters Erfurt und der Thüringen Philharmonie Gotha/Eisenach spielten besondere Stücke auf Wald- und Alphorn, dem Wagnerhorn zur Vorweihnachtszeit.
Wir betreten die Kirche. Die 4 Alphörner liegen bereits vor dem Altar – die anderen Hörner zum Teil auf den Bänken neben dem Altar. Insgesamt sind 9 vortragende Musiker, wie man an den aufgestellten Notenständern zählen kann. Da noch etwas Zeit ist schauen wir uns in der Margarethenkirche um und sehen an einer Wand Tafeln die beschreiben, dass sich die Gemeinde 4 neue Glocken giessen liess. Eine Taufglocke, Sterbeglocke, Trauglocke, Friedensglocke. Auf Fotos ist das Schaugiessen der Taufglocke vor dem Rathaus festgehalten. Das Ganze wurde am Gothardusfest 2017 durchgeführt. Ebenso kann man auf Bildern den Einbau der Klöppel im Oktober 2017 verfolgen. Die Einweihung der Friedensglocken erfolgte am 31. Oktober 2017
Als erstes wurde Carmen Entrance vorgetragen – wunderschön diese Melodie mit Hörnern zu hören. Nach der Begrüssung durften wir u.a. den Klängen von Mendelsohn und Bruckner lauschen – es wurde ein Marsch, Blues und Walzer gespielt. Das Going Home ertönte und bei jedem Stück lief mir Gänsehaut nicht nur über die Arme, sondern auch den Rücken hinunter. Es war ein vollkommener Genuss das Alphorn in dieser Kirche mit der hervorragenden Akustik zu hören!
Eine Filmmusik aus Jurassicpark ertönte und der Abendsegen aus Humperdinks Hänsel und Gretel verzauberte die Zuhörer. Uwe meinte des öfteren zu mir: Kinnladen bitte wieder schliessen – ich gab mich voll und ganz diesem Musikgenuss hin…….
Zur Verabschiedung gab es als Zugabe ein Medley The Christmas Horn Spirit – wunderschön und einfach phantastisch. Zu dem Weihnachtsmedley setzten sich die Musiker spasseshalber rote Nikolausmützen auf – bis auf den grössten Bläser in diesem „Chor“ er trug ein Rengeweih aus Filz. Man kann diesen Ohrenschmaus nicht beschreiben – ich war hingerissen von dieser Art Musik zu präsentieren. Ungewöhnlich mit Horn, Horn-Tuben, Wagnerhorn und Alphorn. Ein Solo des Alphornbläsers – der Applaus war lang und anhaltend.
Ein sehr würdiger Abschluss eines wunderschönen Nachmittags.
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