Abstellraum
Wenn‘s etwas gibt, das kann ich nicht verstehen
- zu wenig Wissen, um gut das zu ergründen -
das lasse ich im Abstellraume stehen,
der sich da irgendwo in meinem Kopf befindet.
Wenn etwas fürchte, das kann‘s in Zukunft geben,
doch im Moment weiß nicht, ob wär‘ das zu vermeiden,
um nicht in Schwarz zu malen nun den Rest des Lebens -
im Abstellraum wird meine Angst bescheiden...
Und wenn mich gerne mal auf etwas freuen möchte,
doch die Erfahrung sagt: Das muss ja nicht geschehen...
- erspare mir vor Freud‘ schlaflose Nächte.
In Abstellraum ab. Wir werden später sehen...
Kommentare (10)
@floravonbistram
Ja, genau: Entweder bewusst, oder auch nicht ganz. Entweder für immer, oder nur für kurz, bis etwas einfällt...
Natürlich kann nicht Alles zu dem runden Bild beitragen,
das mein authentisches Verständnis kriegen muss.
Mein Abstellraum deshalb seit Jahren, Tagen
ist prall gefüllt wie eine Kokosnuss.
Nur leider hat die Tür dazu kein Schloss;
wenn ich auf sie nicht aufpass', ist der Teufel los.
@Manfred36
Stimmt, lieber Manfred. Ein Abstellraum kann ja auch sogennte dumme Gedanken enthalten, Vorsicht angesagt. ;)
Liebe Christine,
könnte die Bezeichnung "Abstellkammer" vielleicht ein (bewusster oder auch unbewusster) Verdrängungsmechanismus sein, um Unangenehmes als Überlebensinstrument abzuwehren?
Viele Grüße
Rosi65
@Rosi65
Ja, liebe Rosi, das kann sein. Sowohl bewusst, als auch unbewusst - und es würde dann damit zusammenhängen, inwieweit man sich selbst kennt, bzw. kennen will. Man müsste da auch an die unsterbliche Scarlett O'Hara denken, und an ihren ja wie bequemen Gedanken: Ich denke daran erst morgen... Das würde aber nur die unangenehmen Angelegenheiten betreffen. In anderen Fällen geht es eher wirklich darum, mehr darüber zu erfahren, der Zeit wirken lassen - und erst dann eventuell den Gedanken aus dem Abstellkammer wieder holen, und los - handeln. :)
Mit lieben Grüßen
Christine
Liebe Christine, so zu handeln – bewusst einen inwendigen „Abstellraum“ zu nutzen – will freilich gelernt sein. Dazu gehört eine gehörige Portion Lebenserfahrung mit viel Geduld, innerer Festigkeit und vor allem auch großem Vertrauen zu sich selbst…
...meint
Syrdal
@Syrdal
Oha, lieber Syrdal, seit anderthalb, fast zwei Jahren erfahre ich durch die Arbeit meiner Tochter als Legasthenie-Trainerin, dass so ziemlich jedes legasathene Kind, wenn es nicht trainiert wird, die "andere Wahrnehmung" mit der zweiten Gehirnhälfte zu verbinden, sehr stark diese Abstellkammer benutzt! Dafür wird es dann für dumm, zu dumm zum Lernen angesehen, teils sogar von Lehrenden vor der Klasse so unfair bloßgestellt.
Die Neugier, zu erfahren, wie etwas funktioniert oder zu verstehen, was vor/nach oder rechts/links, oben/unten bedeutet, wird einfach von Erwachsenen vorausgesetzt, in der Grundschule nicht mehr erklärt. Wer kann sich unter VOR eine bildliche Darstellung dieses Wortes ohne jede Erklärung drumherum vorstellen? Legastheniker sind aber Bild-Denker! Da nutzt es auch nichts, so ein Wort in die Abstellkammer des Hirns zu verbannen ...
In den 1970er Jahren wusste ich noch nichts (außer der Benennung) von Legasthenie. Hab dennoch meinem gar nicht dumm/doofen legasthenen Sohn (IQ 147 = hochintelligent) helfen können, seinen Schul- und Lebensweg zu machen. Heute weiß der fast 55-Jährige endlich dank der Arbeit seiner Schwester mit ihrem legasthenen Sohn, wie so viele Dinge, mit denen Legastheniker konfrontiert werden, bewältigt werden können, nicht mehr in der Gehirnschublade "Abstellkammer" versteckt werden ...!!
Es sind wunderschöne Erebnisse, wenn ein legasthenes Kind nach einer Erklärung dann fragt: "Warum kann ich das plötzlich, Mama??" und seine Hausaufgaben in der vorgegebenen Zeit allein schafft! (vorher: 2 Tage - nachher: 7 Minuten!)
Uschi
@nnamttor44
Deine Schilderungen zur Frage des „Abstellraumes“ bezogen auf den speziellen Bereich der Legasthenie kann ich zwar nachvollziehen, weiß aber viel zu wenig über diese Problematik, als dass ich dazu etwas Konkretes sagen könnte. Es freut mich aber, dass du mit deinem persönlichen Einsatz hilfreich sein konntest und deine fachgerechten Bemühungen auch zu deutlichen Ergebnissen geführt hat.
Doch ist es wohl so, dass das, was Christine mit ihrem Gedicht dargestellt hat, in ganz andere Lebensbereiche gehört, z.B. in den Umgang mit den mitunter ungeliebten Tagesaufgaben, die man zwar ab und an ein wenig verschieben kann (also in die „Abstellkammer“ verbannen kann), die aber letztlich doch erledigt werden müssen, ganz egal ob man will oder nicht. Das aber ist ein weites Feld und ein wirklich sehr diffiziles Thema, zu dem wohl ein jeder seine ganz eigene Umgangsform entwickelt hat bzw. finden muss.
Dies als bescheidene Antwort zu deinen Darlegungen – mit Grüßen von
Syrdal
@Syrdal
Natürlich könnte jemand sagen: Und wo bleibt denn der Mut? Es freut mich, lieber Syrdal, dass du diese Frage nicht gestellt hast. :) Der Mut... Eine Hälfte davon muss man ja schon immer dabei haben, egal ob ein großer Mann, oder eine winzig kleine Frau. Und die andere Hälfte? Die ist im Abstellraum zu finden; und möge man die nie brauchen müssen.
Mit Grüßen
Christine
Abstellraum...abstellen...
Doppelsinnigkeit des Wortes, des Begriffes.
Auf der einen Seite stelle ich etwas ab(aus), kann sein mechanisch, kann sein mental...schalte etwas aus.
Auf der anderen Seite stelle ich etwas ab (stelle es hin), um es zu verwahren und immer den Zugriff zu haben...