abschied von wellen, wind und wogen
früh ist es geworden, der morgen dämmert schon und es ist zeit, die fotokisten, die ich heute nacht sortiert habe, der mum eine auswahl davon zusammenzustellen und in das Stift zu bringen, zu schliessen.
in einer der kisten fand ich einen handgeschriebenen text; die schilderung einer abschiednehmenden begegnung einer seniorin mit dem meer, ihrem freund, wie sie es bezeichnet; erlebt auf einem frachtschiff und von mir nur abschnittweise wiedergegeben:
...
"rechts, links, vor und hinter mir umspült das meer das schiff und ich sehe weißen schaum entstehen auf der dunkelblauen wasserstrecke, die wir hinter uns lassen. eine vergängliche strasse zeigt der schaum; ahnlich der von flugzeugen, die einen kondensstreifen hinter sich ziehen.
meinen blick mag ich nicht wenden von diesem wechselnden farbenspiel des wassers und klappe das mitgebrachte buch zu.
welches glück habe ich! das meer zeigt sich heute von der friedlichsten seite; grosse stürmische wellen, vor denen ich vor reisebeginn gewarnt wurde, sind jetzt nicht mal zu ahnen.
Der Golf von Biskaya ist bekannt, eine stürmische wasserstrasse zu sein und macht manchem seereisenden zu schaffen, doch ich spüre heute nur wohlgefühl, dem meer, meinem freund, so sanft zu begegnen.
wie schön ist es, die schiffe zu beobachten!
mit dem fernglas versuche ich, die wie punkte am horizont erscheinenden schiffe zu entdecken. neugierig geworden, überlege ich, welches schiff uns passieren könnte; ein kleines oder grosses container-schiff? hat es 400 oder 8000 container geladen, das meer zu befahren?
ich fühle mich wohl; nicht zuletzt, weil ich als einzige weibliche passagierin an bord von der crew aufmerksam verwöhnt werde; einige der philippinischen mannschaft nennen mich "mum". mit den offizieren und der mannschaft unterhalte ich mich in englisch, so weit halt die worte reichen.
zwischen den mahlzeiten spaziere ich auf den decks und beobachte dabei von der reeling das wechselnde farbenspiel der wellen, die an der schiffswand vorbeitänzeln und versuche farbliche begriffe zu finden für alle die blautöne, die das meer mir zeigt, als wolle es mir beweisen, wie wandelbar es sich präsentieren kann.
bis zur spitze des schiffes gehe ich entlang der reeling, setze mich auf einen breiten pfosten und weiß, das wird er sein, mein platz, träumend zu meinen, ich sei alleine auf dem schiff. von der sonne bestrahlt, schliesse ich die augen und öffne sie gerade rechtzeitig, zu bemerken, das plötzlich...backbord...eine welle (?) kerzengerade hochsteigt und gleich wieder verschwunden ist. andere folgen; es sind delphine, die ihr lustiges spiel treiben, ein ballett, nur für mich, das so schnell, wie es erschienen, auch wieder weg ist...schade!
wir erreichen den nächsten hafen und ich kann beobachten, wie container gelöscht und geladen werden, präzise werden die grossen krampen befestigt und dicke kabel angeschlossen an die container, die der kühlung während der fahrt bedürfen.
während des essens in der offiziersmesse erfahre ich, lotsen und kontrolleure der hafenverwaltung werden an bord kommen aber auch anderes berichtet mir der kapitän. so habe der smutje, ein phillipino, muscheln von der kaimauer im hafen gepflückt, sie geschrubbt, gewaschen und gekocht und mit der mannschaft genussvoll verspeist. der kapitän warnt mich davor, davon zu kosten, zu gross sei die gefahr, krank zu werden.
am nächsten morgen ist mein freund, das meer offensichtlich nicht so guter laune wie gestern. stärker werden die wellen, wollen sie mich testen, wie ich darauf reagiere? wind kommt auf und draussen kann ich mich nicht aufhalten. ich besuche den kapitän auf seiner brücke, der mir zwinkernd mitteilt, dass selbst er und der 1. offizier sich nicht wohlfühlen aber das schiff bis zum abend, ganz nach plan, sein tagesziel erreichen werde.
zerzaust sieht sie aus, die wasserstrasse hinter dem schiff und ich sehe, wie selbst die sonne mit den wolken kämpft, einen strahl zu senden und dennoch ahne ich, dass mein freund, das meer noch zeit braucht, seine übellaunigkeit zu überwinden.
noch schaukelt das schiff und ich sehe mir vorsorglich auf der seekarte an, wie lange wir noch brauchen bis Le Havre.
von England wird uns bald arges wetter treffen, meint der kapitän und die wolken bestätigen seine voraussage, eine mehr graue als weisse wolkendecke zieht über dem schiff ihren weg, für die sonne keine chance mehr, diese zu duchdringen.
ich erwache früh am morgen und es scheint so, mein freund, das meer, hat sich ausgetobt denn ohne probleme habe ich meine kabine aufgeräumt. nicht weil es nötig war; aber es ist Samstag und von alten gewohnheiten mag ich mich nicht trennen.
blau ist der himmel und weiße federwölkchen sehe ich, während die französische flagge gehißt wird auf dem schiff. das zeigt mir, wir sind schon in französischem hoheitsgebiet und bald auch ist der lotse an bord, der uns langsam bei sonnenschein in den hafen von Le Havre fährt. gelöscht wird erst am nachmittag und so beginnt die fahrt nach Rotterdam erst gegen 22.00uhr.
sonntagnachmittag ist es, das schiff legt im umschlaghafen von Rotterdam an und viel neues gilt es, zu entdecken! die container werden mit ferngesteuerten kran- und transportwagen vom schiff gehievt und dann weiterbefördert. wie ameisen tummeln sich die roboter...hin und her...vor den schiffen.
morgen früh werde ich vom hafen Princess Beatrix mit der taxe zum zentralbahnhof Rotterdam fahren und bald die kölschen domspitzen vom zug aus begrüssen dürfen. so viel erlebtes hätte es noch, das aufzuschreiben; aber ich bewahre es in meinem gedächtnis, ebenso wie wohl meine letzte begegnung mit meinem freund, dem meer und den abschied...
ungewiss ist, ob die zukunft ein weiteres treffen erlaubt."
in einer der kisten fand ich einen handgeschriebenen text; die schilderung einer abschiednehmenden begegnung einer seniorin mit dem meer, ihrem freund, wie sie es bezeichnet; erlebt auf einem frachtschiff und von mir nur abschnittweise wiedergegeben:
...
"rechts, links, vor und hinter mir umspült das meer das schiff und ich sehe weißen schaum entstehen auf der dunkelblauen wasserstrecke, die wir hinter uns lassen. eine vergängliche strasse zeigt der schaum; ahnlich der von flugzeugen, die einen kondensstreifen hinter sich ziehen.
meinen blick mag ich nicht wenden von diesem wechselnden farbenspiel des wassers und klappe das mitgebrachte buch zu.
welches glück habe ich! das meer zeigt sich heute von der friedlichsten seite; grosse stürmische wellen, vor denen ich vor reisebeginn gewarnt wurde, sind jetzt nicht mal zu ahnen.
Der Golf von Biskaya ist bekannt, eine stürmische wasserstrasse zu sein und macht manchem seereisenden zu schaffen, doch ich spüre heute nur wohlgefühl, dem meer, meinem freund, so sanft zu begegnen.
wie schön ist es, die schiffe zu beobachten!
mit dem fernglas versuche ich, die wie punkte am horizont erscheinenden schiffe zu entdecken. neugierig geworden, überlege ich, welches schiff uns passieren könnte; ein kleines oder grosses container-schiff? hat es 400 oder 8000 container geladen, das meer zu befahren?
ich fühle mich wohl; nicht zuletzt, weil ich als einzige weibliche passagierin an bord von der crew aufmerksam verwöhnt werde; einige der philippinischen mannschaft nennen mich "mum". mit den offizieren und der mannschaft unterhalte ich mich in englisch, so weit halt die worte reichen.
zwischen den mahlzeiten spaziere ich auf den decks und beobachte dabei von der reeling das wechselnde farbenspiel der wellen, die an der schiffswand vorbeitänzeln und versuche farbliche begriffe zu finden für alle die blautöne, die das meer mir zeigt, als wolle es mir beweisen, wie wandelbar es sich präsentieren kann.
bis zur spitze des schiffes gehe ich entlang der reeling, setze mich auf einen breiten pfosten und weiß, das wird er sein, mein platz, träumend zu meinen, ich sei alleine auf dem schiff. von der sonne bestrahlt, schliesse ich die augen und öffne sie gerade rechtzeitig, zu bemerken, das plötzlich...backbord...eine welle (?) kerzengerade hochsteigt und gleich wieder verschwunden ist. andere folgen; es sind delphine, die ihr lustiges spiel treiben, ein ballett, nur für mich, das so schnell, wie es erschienen, auch wieder weg ist...schade!
wir erreichen den nächsten hafen und ich kann beobachten, wie container gelöscht und geladen werden, präzise werden die grossen krampen befestigt und dicke kabel angeschlossen an die container, die der kühlung während der fahrt bedürfen.
während des essens in der offiziersmesse erfahre ich, lotsen und kontrolleure der hafenverwaltung werden an bord kommen aber auch anderes berichtet mir der kapitän. so habe der smutje, ein phillipino, muscheln von der kaimauer im hafen gepflückt, sie geschrubbt, gewaschen und gekocht und mit der mannschaft genussvoll verspeist. der kapitän warnt mich davor, davon zu kosten, zu gross sei die gefahr, krank zu werden.
am nächsten morgen ist mein freund, das meer offensichtlich nicht so guter laune wie gestern. stärker werden die wellen, wollen sie mich testen, wie ich darauf reagiere? wind kommt auf und draussen kann ich mich nicht aufhalten. ich besuche den kapitän auf seiner brücke, der mir zwinkernd mitteilt, dass selbst er und der 1. offizier sich nicht wohlfühlen aber das schiff bis zum abend, ganz nach plan, sein tagesziel erreichen werde.
zerzaust sieht sie aus, die wasserstrasse hinter dem schiff und ich sehe, wie selbst die sonne mit den wolken kämpft, einen strahl zu senden und dennoch ahne ich, dass mein freund, das meer noch zeit braucht, seine übellaunigkeit zu überwinden.
noch schaukelt das schiff und ich sehe mir vorsorglich auf der seekarte an, wie lange wir noch brauchen bis Le Havre.
von England wird uns bald arges wetter treffen, meint der kapitän und die wolken bestätigen seine voraussage, eine mehr graue als weisse wolkendecke zieht über dem schiff ihren weg, für die sonne keine chance mehr, diese zu duchdringen.
ich erwache früh am morgen und es scheint so, mein freund, das meer, hat sich ausgetobt denn ohne probleme habe ich meine kabine aufgeräumt. nicht weil es nötig war; aber es ist Samstag und von alten gewohnheiten mag ich mich nicht trennen.
blau ist der himmel und weiße federwölkchen sehe ich, während die französische flagge gehißt wird auf dem schiff. das zeigt mir, wir sind schon in französischem hoheitsgebiet und bald auch ist der lotse an bord, der uns langsam bei sonnenschein in den hafen von Le Havre fährt. gelöscht wird erst am nachmittag und so beginnt die fahrt nach Rotterdam erst gegen 22.00uhr.
sonntagnachmittag ist es, das schiff legt im umschlaghafen von Rotterdam an und viel neues gilt es, zu entdecken! die container werden mit ferngesteuerten kran- und transportwagen vom schiff gehievt und dann weiterbefördert. wie ameisen tummeln sich die roboter...hin und her...vor den schiffen.
morgen früh werde ich vom hafen Princess Beatrix mit der taxe zum zentralbahnhof Rotterdam fahren und bald die kölschen domspitzen vom zug aus begrüssen dürfen. so viel erlebtes hätte es noch, das aufzuschreiben; aber ich bewahre es in meinem gedächtnis, ebenso wie wohl meine letzte begegnung mit meinem freund, dem meer und den abschied...
ungewiss ist, ob die zukunft ein weiteres treffen erlaubt."
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