Zur Seniorentreff Homepage
Google
Web  ST 

Neues ChatPartnersuche (Parship)FreundeLesenReisen LebensbereicheHilfe


Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   60 Jahre Kriegsende - 60 Jahre Frieden?

 37 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 08.05.05 (08:53) :

Heute vor 60 Jahren ging das selbst erklärte tausendjährige Reich nach nur 12 Jahren zu Ende. Unvorstellbare 55 Millionen Tote pflasterten seinen alptraumhaften Weg. Wir stehen heute fassungslos vor den bestialischen Auswüchsen von Nationalismus und Rassenwahn und gebrauchen Vokabeln wie "unbegreiflich", "nicht nachvollziehbar", "unvorstellbar". Es ist aber wichtig, dass wir die Ursachen begreifen, dass wir verstehen, wie es zu dieser bisher montrösesten Entwicklung in der Geschichte der Menschheit kommen konnte.
Nationalismus, Rassenhass, Fremdenhass, Kulturhass, Massenwahn, Kadavergehorsam, gekränkte nationale Eitelkeit, all dies sind Faktoren, die beigetragen haben. Sie zu analysieren ist die wichtigste Aufgabe der Historiker. Ihre Aufgabe ist es, transparent zu machen, was zu dem 2. Weltkrieg, zum Holocaust, zum Aufstieg der Nazis geführt hat, damit wir alle gemeinsam daran arbeiten können, dass sich solches niemals wiederholt.
M. E. muss es uns bedrücken und es bedrückt mich ganz persönlich ein Leben lang, dass die Täter aus Deutschland gekommen sind, aus unserer "christlichen", dünkelhaften Kultur heraus (allerdings unter Duldung, nicht unter der Anstiftung der Kirchen). Ich habe schon öfters erwähnt, dass dies für uns eine besondere Verpflichtung darstellt, wachsam zu sein, aber für andere Nationen nicht bedeuten darf, dass sie sich immun fühlen und ihrerseits keinerlei Gefahr besteht, dass sich Nationalstolz, Überlegenheitsgefühl, der Hass auf Fremdartiges, gepaart mit Ignoranz, Dummheit und Brutalität gefährlich mischt.
Innerhalb Kerneuropas ist es den Nachkriegspolitikern gelungen einen hoffentlich langanhaltenden Frieden zu sichern. Leider ist es fehlgeschlagen, an seinen Rändern (Jugoslawien, Irak, Tschetschenien, Georgien) ebenso dauerhaften Frieden zu garantieren. Viele Konflikte, besonders auf globalem Niveau sind ungelöst und leider ist der Krieg selbst nach den schrecklichen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts noch immer nicht als Mittel der Politik geächtet.
Wir dürfen nicht vergessen, müssen erinnern und vor allem die Jugend erziehen, nicht mit elektronischen Ballerspielen und Kriegsspielen, die den Krieg machbar erscheinen lassen (man überlebt ja immer), sondern indem wir ihnen die brutalen Bilder der Vergangenheit nicht vorenthalten. Auf mich (Jahrgang 1948) haben die Bilder von den Leichenbergen in den Konzentrationslagern als lebenslang wirkender Schock gewirkt. Ich denke, niemand, der diese geschichtlichen Ereignis bewusst wahrnimmt, kann daraufhin das Wiederaufflammen von Fremdenhass und nationalem wie kulturellem Dünkel tolerant gegenüber stehen.


 schorsch antwortete am 08.05.05 (09:38):

Und was machen wir mit den Holocaust-Lügnern und den Neonazis, die schon bald wieder salonfähig sind? Ist es denn heute nicht wieder genau wie in den Zwanziger- und Dreissigerjahren, als die Menschen mit innerer Genugtuung wegguckten, wenn "Andersartige" angespuckt, beleidigt und verprügelt wurden?


 Karl antwortete am 08.05.05 (10:24):

Nein Schorsch, heute ist es anders. Wenn 100 Neonazis demonstrieren stehen meist 1000 Gegendemonstranten bereit. Ich bin hier kein Kulturpessimist, aber ich fordere diese Wachsamkeit ein. Wir dürfen ihrer nicht müde werden!


 iustitia antwortete am 08.05.05 (10:26):

Ja, die "Tier"-Geschichte, auch der Gattung Menschlein, ist noch nicht zu Ende.
Aber sind nicht 300 Jahre Aufklärung - und 60 Jahre Frieden in Mitteleuropa seit 45 - eine sehr hoffnugsvolle Entwicklung?
Alle philosophierenden, eigensüchtigen Pessimisten, die wohl nur an ihre eigene, beschränkte soziale Wichtigkeit glauben, sind doch ärmliche Würstchen - und können diese glanzvolle, humane Geschichte von Erziehung und Kultur und Verpflichtung auf sprachliche, statt militärische Mittel nicht erklären.
*
Und wenn all die Milliarden - statt für Krieg und Gewalt - auf die Verbeserung der menschlichen Beziehungen verwendet worden wären - ja, wo wären wir denn da schon...?
Bestimmt nicht in Bush Gottes-Himmel, der zu Krieg aufruft - als Erleuchteter.


 lielo antwortete am 08.05.05 (20:37):

Die Rede von unserem Bundespräsidenten, war ganz in meinem Sinne. Ich findes es richtig, sich zu erinnern und nie zu vergessen.
Auch unsere Kinder müssen sich ,(obwohl für die Meisten nur Geschichte) diesem Thema stellen. Es ist sehr befreiend, wenn das Wahnhafte einen Krieg anzuzetteln zum Thema gemacht wird, die Scham darüber auch angesprochen wird.


 Karl antwortete am 08.05.05 (21:21):

Mich ermutigen Meldungen wie diese:

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,355139,00.html


 Marina antwortete am 08.05.05 (21:23):

Karl, ich wiederhole noch einmal deinen letzten Satz:
"Ich denke, niemand, der diese geschichtlichen Ereignisse bewusst wahrnimmt, kann daraufhin dem Wiederaufflammen von Fremdenhass und nationalem wie kulturellem Dünkel tolerant gegenüber stehen."
Diesen Satz finde ich als Fazit sehr wichtig. Und es stimmt, dass unsere christliche "dünkelhafte Kultur" auch beteiligt war, denn der Antisemitismus wurde auch mitvorbereitet durch den christlichen Antijudaismus. Zum Glück sind die Kirchen dabei, diesen Antijudaismus zu revidieren, weil sie ihre Schuld erkannt und inzwischen offen eingestanden haben.
Wenn ich sehe, wie die Lunte neu gelegt wird, indem Fremdenhass immer wieder und zur Zeit mehr denn je eifrig geschürt wird, bin ich mir nicht so sicher, dass die Lehren aus der Geschichte von den meisten gezogen wurden. Es ist leicht, die Sünden der Vergangenheit einzusehen, an denen man ja Gott sei Dank nicht beteiligt war (wie war das noch mit der "Gnade der späten Geburt"?), aber schwer, die neu aufkommenden Mechanismen wirklich zu erkennen. Die Leute, die heute z.B. gegen Islam und Moslems hetzen, merken gar nicht, wie ähnlich ihre Sprüche denen sind, die früher einmal den Juden galten.


 Tobias antwortete am 08.05.05 (23:24):

Marina, ich sehe dies nicht so.

Der weitaus grösste Teil der Deutschen hat keine Probleme mit Ausländern. Sie leben neben und miteinander ganz normal.Was mich aufregt, ist die Berichterstattung eines Massenblattes die Vorkommnisse zu Schlagzeilen hochspielt und damit solche Vermutungen schürt wie du sie vorträgst. Sicher gibt es eine kleine Gruppe die solche Meldungen für sich ausnutzt aber daran geht unsere Demokratie nicht zu Grunde. Glaube mir, wir sind besser als einige von uns denken. Putin hat einige Worte dazu gesagt.


 Marina antwortete am 08.05.05 (23:32):

Na ja, Tobias, ich meine, so weit muss man nicht mal gehen, um manche Hetze gegen Ausländer nachzulesen. Die findet nicht nur in dem besagten Masenblatt statt.
Und was Putin betrifft - den würde ich nur mit großer Vorsicht zitieren (s. Tschetschenien).


 Felix antwortete am 09.05.05 (17:38):

Im Zusammenhang mit der vor 60 Jahren erfolgten Kapitulation der deutschen Wehrmacht wurden im Fernsehen diverse Befragungen von Zeitzeugen gezeigt.
Doch etwas wundert mich. Wo sind eigentlich die vielen Kriegsbefürworter geblieben. Wo sind alle diese, die auf die grässliche Frage: "Wollt ihr den totalen Krieg ....?" mit frenetischer Zustimmung geantwortet hatten.
Sind alle zu feige geworden, diesen katastrophalsten Fehlentscheid ihres Lebens noch zuzugeben? Als Aussenstehender hat man den Eindruck, die weitaus grösste Mehrheit des deutschen Volkes sei nicht Täter ... sondern Opfer!
Ich glaube nicht, dass mich meine Erinnerung täuscht!


 dutchweepee antwortete am 10.05.05 (17:25):

@KARL ...zitat:

"Wenn 100 Neonazis demonstrieren stehen meist 1000 Gegendemonstranten bereit."

du hast recht. jedoch stehen die deutschen polizeikordons mit gesicht und knüppel zu den "gegendemonstranten" und schützen die braune brut. ich weiss das, weil ich immer in die gesichter der polizei blicken durfte und stolz darauf bin.

ein CNN-reporter interviewte mich 1998 während eines NPD-aufmarsches in chemnitz, warum ich gegen eine demokratische partei demonstrieren würde. ich antwortete (auf englisch) mit einem goebbels-zitat (wir [die NSDAP] haben die demokratie gebraucht, um die macht zu ergreifen, nicht um sie zu gebrauchen).

der reporter war zufrieden, kam aber zurück un fragte: "who the fuck is goebbels?"

der kampf gegen den faschismus wird weltweit zunehmend zu einem prinzip ohne inhalte. kaum ein jugendlicher lernt heute in der schule WARUM er gegen die nazis sein sollte.


 trux antwortete am 10.05.05 (18:22):

@Karl
Wie denke ich als Zeitzeuge vom Jahrgang 1926 über Deinen Beitrag? Das Kriegsende erlebte ich als Verwundeter, zugleich Kriegsgefangener in einem osteuropäischen Land. Es ist nicht meine Schuld, daß ich 1926 auf die Welt kam und 1944 in diesen Krieg musste.

Du sagst: „Nationalismus, Rassenhass, Fremdenhass, Kulturhass, Massenwahn, Kadavergehorsam, gekränkte nationale Eitelkeit, all dies sind Faktoren, die beigetragen haben...“.

Aus der Zeit meiner Zugehörigkeit zum 3. Reich akzeptiere ich heute für mich selbst nur den Begriff Massenwahn, nicht aber Rassenhass, Fremdenhass, Kulturhass und Kadavergehorsam. Zum Massenwahn hat man mich getrieben, mich hypnotisiert und ich lief wie ein Wassertropfen im fließenden Wasser mit. Doch Hass gehört nicht zu meiner Wesensart. Vielleicht sollte man über den Begriff tiefer nachdenken. Wie hätte ich in meinem kleinen Lebenskreis eine andere Rasse, eine andere Kultur hassen sollen, die ich gar nicht kannte, auch wenn es mir hundertfach eingetrichtert wurde.

Als Lehrling hatte ich einmal in einem riesigen russischen Gefangenenlager zu tun, dort sah ich sie und schaute in ihre Augen. Ein jämmerliches Gefühl von Mitleid, Trauer und Hoffnungslosigkeit überkam mich. Ein gleiches Bild werde ich selbst in der Gefangenschaft abgegeben haben.

Kadavergehorsam hört sich in meinen Ohren sehr komisch an. Ich mußte damals Befehle ausführen, ob ich es immer tat ist eine andere Sache, aber Kadavergehorsam ist ein Wort, das nicht zu mir und nicht zu denen passt, die um mich herum waren.

Zur Formulierung „Nationalismus“ in diesem Zusammenhang ein Wort: Der Hitler-Nationalismus war nationalistischer Wahnsinn, in der Welt gibt es aber auch ein gesundes Nationalbewustsein, man sollte unterscheiden.

Zusammenfassungen, Pauschalierungen, große Worte prasseln heute auf mich nieder. Man zeigt auf die schrecklichen Geschehnisse, weniger auf die einzelnen Wassertropfen, die sich einzuordnen hatten, die man nicht nach ihrem Gewissen gefragt hat. Von den Opfern auch auf unserer Seite, den Gefallenen, den Verwundeten, den Kriegsgefangenen, dem Leid der Zivilbevölkerung, den unmenschlichen Strapazen der Soldaten im Kriegseinsatz ist weniger die Rede, muß auch nicht sein, ich habe dafür Verständnis.

Richtiger wäre es aber aus meiner Sicht, die braunen Führer, die Hetzer und Antreiber, die wahren Schuldigen einzeln beim Namen zu nennen. So fühlt man sich immer dazugehörig und schief angeguckt.

Ich frage die ganze Welt: „Hättet Ihr das nicht früher verhindern können, was habt Ihr getan, um es zu verhindern?“

Es ist ja richtig Karl, daß Du uns erinnerst, damit wir nicht vergessen. Die Kriegsgeneration wird ohnehin nicht vergessen. Auch Deine Ermahnung, die Jugend „richtig“ zu erziehen ist wichtig. Kindererziehung dürfte in diesem Zusammenhang ein besonderes Thema sein. Was aber bewirkt sie Deiner Meinung nach überhaupt? Solltest Du der Meinung sein, daß wir Kinder damals von den Eltern falsch erzogen wurden, so ist das ein Vorurteil. Schau mal rein in die Haushalte Anfang der dreißiger Jahre und davor. Viele hatten mit den Nachwirkungen des ersten Weltkrieges zu tun, mein Vater war schwer verwundet und arbeitslos, die Mutter arbeitete im Torfmoor für ein bisschen Torf zum Brennen, Strom hatten wir noch nicht.

Erziehungsziele waren Ehrlichkeit, Sauberkeit, Fleiß, anständiges Verhalten in der Öffentlichkeit und der Wunsch, daß die Kinder es mal besser haben sollten, aber bestimmt nicht sie zum willigen Werkzeug für den Hitlerwahn zu erziehen.

Ich frage mich, wann ich eigentlich zu mir selbst gekommen bin? Das war wohl erst 1950 als ich zermürbt aus polnischer Kriegsgefangenschaft nach Hause kam, doch so ganz stimmt das auch wieder nicht; denn ich musste mich auf den weiteren Wegen anpassen, blieb ein Wassertropfen im Strom, nun aber in neuen und sauberen Gewässern und frei von Gewissensbissen, wofür ich sehr dankbar bin.


 schorschie2 antwortete am 10.05.05 (18:26):

Herrn Putin als Kronzeugen für eine friedliche Zeit zu nennen,ist für mich ein Witz.Herrn Putin seine Armee betreibt jeden Tag Verbrechen an der Zivilbevölkerung in Tschetschenien,er nennt dies Terroristen bekämpfen,in Wirklichkeit betreibt er Staats-Terrorismus gegen das tschetschenische Volk.Aber aus lauter Nächstenliebe zu unseren neuen Brüdern und Schwestern aus Rußland wird dies von der westlichen Politik gedeckt.Diejenigen, die Jahrestage zum Kriegsende feiern,sollten selber etwas mehr Demut über ihre polischen Verbrechen zeigen.Damit möchte ich unsere Kriegsschuld nicht relativieren,aber Kriegsverbrecher gibt es bei den Siegern auch und das sollte nicht unerwähnt bleiben,trotz unserer geschichtlichen Verantwortung.


 dutchweepee antwortete am 10.05.05 (20:01):

@trux ...du hattest als lehrling in einem "riesigen russischen gefangenenlager" mitleid mit den russen, die vernichtet wurden?

wieviele der russen (was meinst du) haben dort überlebt?

leute wie DICH hasst meine generation zu recht.

IHR HABT ES GEWUSST UND TOLERIERT als "herrenrasse".

[ganzfettgedruckt]
...und ihr merkt es noch nicht mal und verlangt mitleid dafür, daß man euch eingesperrt hat!

auch EUCH hätte man verhungern lassen sollen!


 trux antwortete am 10.05.05 (20:25):

Nur zur Klarstellung:
Ich habe in dem Gefangenenlager nur einen halben Tag im Bauwesen gearbeitet und durfte mit den Gefangenen keinen Kontakt aufnehmen.


 mart antwortete am 10.05.05 (20:32):

dutchweepee,

Du - offensichtlich als Nachgeborener - bist für mich ein abschreckendes Beispiel!

Und der Kreis der Inhumanität setzt sich fort und fort.....


 Karl antwortete am 11.05.05 (00:38):

Hallo mart,

ich wollte Dutchweepees Eintrag gerade löschen, aber es ist wohl besser ihn als abschreckendes Beispiel stehen zu lassen. Ich bin ganz deiner Meinung.


 Felix antwortete am 11.05.05 (07:24):

Lieber Karl,

ich finde es auch richtig, solche Entgleisungen nicht zu löschen. Sie sind als Symptome für die verletzte Deutsche Seele wichtig ... genauso wie die vielen Begründungen für die Verneinung der Mitschuld.
Ich habe diese Tage Zeitzeugen reden hören, die damals aktiv in Gefangenenlager Häftlinge misshandelt hatten.
Unglaublich wie die eigene Psyche sich winden kann, um für sein eigenes Fehlverhalten nicht verantwortlich zu erscheinen!

Ich habe bis heute wenige erlebt, die ihre Mitschuld unumwunden eingestehen und dafür echte Reue zeigen konnten.

Auch das Mahnmal in Berlin konzentriert sich auf die Opfer, lässt aber die Täterschaft beiseite.
Wir haben auch hier im ST immer wieder diese Einseitigkeit feststellen müssen.

Siehe Link zum Archiv:

</seniorentreff/de/diskussion/threads6/thread2185.php>

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/threads6/thread2185.php


 Tobias antwortete am 11.05.05 (08:59):

Nein Trux du brauchst dich nicht zu entschuldigen schon gar nicht bei einem ehemaligen Offizier der Volksarmee der ehemaligen DDR. Es ist eine Frechheit was sich dieser Neuholländer mit seiner Arroganz den Menschen gegenüber erlaubt, die in die Zeit hineingeborener wurden und mitmachen mussten.

Trux ich gehe nicht mit allen Ausführungen die du anbringst einig aber den Gesamteindruck hast du richtig wieder gegeben und dafür danke ich dir.


 Marina antwortete am 11.05.05 (13:54):

"...die in die Zeit hineingeborener wurden und mitmachen mussten".
Mussten ??? Wirklich alle??? Haben nur mitgemacht, weil sie mussten??? Das arme verführte deutsche unschuldige Volk!!!


 trux antwortete am 11.05.05 (14:04):

Hallo Tobias,
mir lag nur daran, meine erlebten Wahrheiten dieser Diskussion beizumischen, weil es sonst möglicherweise keiner macht und dies in einer ernsthaft geführten Aussprache fehlen würde.

Doch es ist nicht der Grund warum ich mich noch einmal melde. Wegen persönlicher Erfahrungen fühle ich mich verpflichtet, ein Wort zu den erwähnten ehemaligen NVA-Offizieren zu sagen. Der Offizierstitel sagt nichts über den Kern des Menschen aus, Tobias. Ich habe einige nach der Wende als tüchtige, strebsame und kontaktfreudige Menschen erlebt, die damals vielerlei persönliche Probleme zu bewältigen hatten, u.a. was die Westkontakte mit Angehörigen anging, ja mit der eigenen Mutter im Westen. Du wolltest bestimmt nicht verallgemeinern, das wäre auch nicht in Ordnung.


 Tobias antwortete am 11.05.05 (14:27):

Ja Marina MUSSTEN !!

Was sollte ein junger Mann 1925 oder 1926 geboren machen wenn er seine Einberufungsbefehl erhielt. Diese Jungens wurden eingezogen obwohl der Krieg bereits verloren war. So eine Einberufung war entgültig, wer diese nicht befolgte konnte sogar an die Wand gestellt werden. Wieviele Buben hingen damals an den Bäumen im Schnellverfahren einfach aufgehängt mit der Begründung : Wegen Feigheit vor dem Feind.
Dies war nicht nur im Altreich so sondern auch in Österreich.


 Marina antwortete am 11.05.05 (15:43):

Na, wie gut, dann gab es ja tatsächlich nur einen Schuldigen, und das war Hiterl! Da bin ich ja beruhigt.


 Tobias antwortete am 11.05.05 (16:22):

Marina, wenn man etwas nicht vertsehen will, wird man es auch nicht verstehen. Es hat keine Zweck mit dir zu schreiben.


 Felix antwortete am 11.05.05 (17:21):

Tobias,

alle berufen sich auf die Befehle, die sie in aller Unschuld nur ausgeführt haben sollen! Wer um Himmels Willen trug denn die Verantwortung? Wo sind die Verantwortlichen geblieben?
Bis jetzt habe ich noch keine erlebt, die sich dazu bekennen wollten.
Sogar die Obernazis sagten im Kriegsverbrecherprozess übereinstimmend: "Im Sinne der Anklage unschuldig!"

Tatsache ist doch, dass ein so riesengrosser Mordapparat nur funktioniert, wenn es genügend willige Mittäter hat. Geschmiert wird der Apparat durch Privilegien und persönliche Vorteile ... und nicht nur durch Angst vor Sanktionen!

Ich habe genügend Militärerfahrung, um zu wissen, dass es auch im Friedensdienst enorm Mut braucht, einen unmoralischen Befehl zu verweigern. Laut unserem Dienstreglement sind wir aber sogar auf allen Stufen dazu verpflichtet!

Wie man sieht, braucht es auch Mut, sogar ein partielles Mitverschulden zugeben zu können!


 Marina antwortete am 11.05.05 (18:04):

Danke Felix, genauso ist es. Und es gab auch genug, die aus Überzeugung mitgemacht haben. Aber auch ich habe noch keinen Menschen getroffen, der bereit wäre, es zuzugeben. Alle wurden nur gezwungen oder verführt.


 Tobias antwortete am 11.05.05 (18:14):

Alles was du schreibst Felix stimmt .

Es geht hier aber um junge Burschen die mit ihren 17 oder 18 Jahren gezwungen, oder auch freiwillig zur SS oder Wehrmacht gezogen wurden. Diesen jungen Menschen kann man doch nicht für die Verbrechen, die insgesamt begangen wurden, verantwortlich machen. Es gab neben Hitler tausend und abertausend große, mittlere und kleinere Hitlers die meist nur Befehle gaben selbst aber auch nach 1945 nicht für die angerichteten Verbrechen zu Verantwortung gezogen wurden. Die Verbrechen die begangen wurden zu beschönigen liegt mir total fern, aber die Täter und Verführer waren nach dem Krieg laut eigener Aussage alle UNSCHULGIG. Die Nürnberger Prozesse sind das beste Beispiel, keiner von den Grossen war schuldig. Warum sollten sich die mittleren und kleineren Täter dann zu ihrer Schuld bekennen.

Nein die verführten Buben waren wirklich nicht die Schuldigen nur dies wollte ich hier zum Ausdruck bringen.
Ich war bei Kriegsende noch nicht mal 13Jahre. Beim Jungvolk im Fähnlein Langemark war ich, sogar mit einer grünen Schnur. Meine Eltern hatte nichts dagegen und wenn, sie wären sich bei unserer politischen Internatserziehung nicht sicher gewesen. Es gab damals viele Kinder die ihre Eltern verraten haben.


 Tobias antwortete am 11.05.05 (18:23):

Unter mahnmal schreibt Schorsch :

Auf jedem Mahnmal, auf dem die Namen von Getöteten stehen - also auch auf jedem Mahnmal von gefallenen Soldaten einer Gemeinde - sollten auch die Namen der Tö(ä)ter und ihrer Hintermänner aufgeführt werden....

Meine Antwort darauf :
Ist ja ganz richtig was du schreibst Schorsch aber da hätten viele nach 1945 bei Ehrungen ihren eigenen Namen gefunden.


 dutchweepee antwortete am 11.05.05 (18:56):

ja! ich bin NVA-offizier gewesen, aber kein berufssoldat. ich habe 3 jahre als offizier auf zeit (OaZ) "gedient" und bin (auch deshalb) wenig später gründungsmitglied des NEUEN FORUM geworden, die ja bekanntlich zusammen mit vielen vielen vielen DDR-bürgern zusammen die mauer umgeschmissen haben.

ich verurteile TRUX nicht persönlich. was soll ein lehrling schon ausrichten? wieviele lehrlinge sind nötig, um dem deutschen volk zu erzählen, daß in den russischen gefangenlagern menschen verhungern?

wieviele lehrlinge müssen den nachbarn erzählen, daß juden deportiert und getötet werden?

keiner hat´s gewusst, man hat´s ja nur gesehn!

p.s.: allein das "darüber nachdenken" eine meinung zu löschen, erinnert mich stark an STASIE.

*singt* ...die gedanken sind frei, keiner....


 rolf antwortete am 11.05.05 (23:06):

Seit wann sind Zeitsoldaten KEINE Berufssoldaten?


 dutchweepee antwortete am 12.05.05 (16:06):

es ist nicht relevant, ob ich zeit- oder berufssoldat gewesen bin. selbst meine zeitweilige verpflichtung als offizier der NVA spielt keine rolle.

ich bin antifaschist.

natürlich ist trux nicht schuld am millionenfachen hungertod der russischen kriegsgefangen. jedoch sassen die deutschen kriegsgefangen (auch mein vater) zu recht jahrelang interniert.

ich glaube den "altvorderen" einfach nicht die mähr von der unkenntnis. jeder hat ein puzzlesteinchen des gesamtverbrechens gesehn und konnte sich ein bild vom ausmaß der deutschen verbrechen machen.

.


 seewolf antwortete am 13.05.05 (01:45):

Toll ... "Ich bin Antifaschist" ... und ich erzähle das jedem, der mich nicht gefragt hat ... und ich hab auch 'ne Fahne dafür... und ich bin am Ende auch nur einer, der abgehauen ist - sogar aus dem NEUEN FORUM ...

bemerkenswert!


 hema antwortete am 13.05.05 (09:15):

@ dutchweepee

Nicht ärgern lassen. Manchen Menschen fehlt das Gespühr für Situationen und Zustände. Möchte gerne wissen, ob sie in jeder noch so schrecklichen Situation immer edel und richtig handeln. Es wäre richtig und schön. Aber wir sind Menschen und keine Götter! Soll keine Entschuldigung für falsches Handeln sein.


 dutchweepee antwortete am 13.05.05 (18:58):

ich möchte mich entschuldigen!

sicherlich hätte ich "damals" auch angst gehabt, als lehrling die wahrheit zu sagen.
sicherlich haben TRUX und andere auch hinter vorgehaltener hand die wahrheiten gesagt und weiter erzählt.

aber erzählt mir nicht, daß 6.000.000 juden aus dem europäischen leben verschwinden können, ohne daß reichsbahner, postbeamte und deutsch-korrekte meldestellen nix mitbekommen.


 dutchweepee antwortete am 13.05.05 (19:01):

@seewolf ...bei dir entschuldige ich mich nicht. ...du hast mich nicht verstanden.


 iustitia antwortete am 14.05.05 (09:10):

Führer - wir ver-folgen Dir! - Ewiger Schwir, äh, Schwur der Deutschen, seitdem es politisch korrekt ist.

Zumindest seit der jetzt wieder gelobte Ludwig Ehrhard bei der Einführung der neuen Mark im Rundfunk (na, schon ein paar Tage her..) verkündete:
"Wir waschen mit diesem neuen deutschen Geld die blutige Währung des alten Reiches aus unseren Händen."
- (Wer hilft recherchieren?? Oder sagte er "aus unseren Herzen..."?


 trux antwortete am 14.05.05 (14:56):

@Dutchweepee! aus meiner Sicht schon O.K.

Das russische Kriegsgefangenenlager am Stadtrand war den Einwohnern bekannt. Die Kriegsgefangenen sah man in Kolonnen zur Arbeit gehen und zurück (bewacht). Da brauchte man nichts hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln. Hinter den Stacheldraht konnte die Zivilbevölkerung natürlich nicht schauen, darüber sollten Betroffene einmal selbst reden.

Aus Folgendem mag man Rückschlüsse ziehen: Anfangs meiner Kriegsgefangenschaft zeigten uns russische Politoffiziere Bilder von KZ’s nach der Befreiung. Nicht nur ich hielten diese Vorführungen anfangs für Propaganda. Niemals können das Deutsche getan haben, dachte ich. Bis es doch langsam zur Gewissheit wurde. Erst zu dieser Zeit brach alles in mir zusammen, erst jetzt wurde mir endgültig klar, wie ich missbraucht worden bin.

Ein Hinweis noch auf die damaligen Reichsgesetze:
Gesetz über die Hitlerjugend vom 01.12.1936. Nach § 1 wird die gesamte Deutsche Jugend innerhalb des Reichsgebietes in der Hitlerjugend zusammengefaßt.
Die Jugenddienstverordnung zum Gesetz legte die Dienstzeit auf 10,5 Jahre fest. Vier Jahre Jungvolk, vier Jahre HJ, sechs Monate Reichsarbeitsdienst und zwei Jahre Wehrmacht in Friedenszeiten. Im Alter von 10 Jahren, jeweils im April, beginnt die Zwangs-Dienstzeit, da gab es kein Entrinnen.
für die Mädchen galt Entsprechendes: Vier Jahre Jungmädel, vier Jahre BDM, dann Reichsarbeitsdienst und ab 1943 Zwangseinberufung der 17 bis 21 Jährigen zum Wehrdienst als Wehrmachtshelferinnen. In den letzten Kriegsmonaten auch Einsatz bei der Flak.


 dutchweepee antwortete am 14.05.05 (20:40):

@trux ...ich habe keinerlei PERSÖNLICHE greul gegen dich.

die betroffenen können nicht mehr "für sich sprechen", da sie als vermoderte knochen in europa liegen und die anwälte der TÄTER nach "beweisen" für 60 millionen tote verlangen.

ich HASSE allerdings die speers und kiesingers und all die bundesrepublikanischen staatsbeamten (vor allem der gestapo), die selbstgerecht weiter "gearbeitet" haben und später ihre pensionen, auch für die dienstzeit als NS-beamter, eingestrichen haben.