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THEMA:   Papst vergleicht Abtreibung mit Holocaust!

 43 Antwort(en).

Felix begann die Diskussion am 23.02.05 (23:27) :

Was hält ihr davon?

SDA/AFP/DPA/AP/baz. Nach heftiger Kritik im Vorfeld hat der Vatikan das neue Buch von Papst Johannes Paul II. vorgestellt. Kardinal Josef Ratzinger präsentierte das Buch mit dem Titel "Erinnerung und Identität" am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz in Rom.

In dem 224 Seiten starken Werk geht es um Themen wie Demokratie, Freiheit und Frieden aus christlicher Sicht. Es basiert auf Gesprächen, die Johannes Paul II. mit zwei polnischen Philosophen geführt hatte. Die Kritik entzündete sich am 22. Kapitel, in dem es um "zeitgenössische Demokratie" geht und in dem der Papst die Judenvernichtung im Dritten Reich in die Nähe der Abtreibung rückt.

Darin schreibt das Oberhaupt der katholischen Kirche, ein rechtmässig gewähltes Parlament habe die Wahl Adolf Hitlers in den 30er Jahren ermöglicht und ihn mit der Macht ausgestattet, die der Einrichtung von Konzentrationslagern und der so genannten Endlösung den Weg bereitet hätten. Heutzutage müssten die gesetzlichen Regelungen zur Abtreibung in Frage gestellt werden, fährt der Papst fort. "Parlamente, die solche Gesetze schaffen und verkünden, müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie ihre Machtbefugnisse überschreiten und in einem offenen Konflikt mit dem Gesetz Gottes und dem Gesetz der Natur verharren."

Ich persönlich finde diesen Vergleich einen Hohn für die Millionen von Opfern, die das Nazi-Regime systematisch vernichtet hat.
Wer kann eine Persönlichkeit, die sowas Unerhörtes offiziell publiziert noch ernst nehmen?


 Marina antwortete am 23.02.05 (23:41):

Da hast du völlig recht, das ist einfach nur unsäglich!!!
Das ist eine ungeheure Verharmlosung für das, was im Dritten Reich passiert ist.
So ähnliche Töne kamen doch auch schon von Kardinal Meißner. Wissen die noch, was sie sagen bzw. schreiben?


 hugo1 antwortete am 24.02.05 (10:32):

,anscheinend handelt es sich hier um keine besondere aus dem Schema und Rahmen fallende, kirchlich-logischen Schlussfolgerungen- zu jeweils aktuellen Entwicklungen der Menschheit.
Ob Ablehnung, sture Verleugnung moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse im Mittelalter
Ob Verfolgung kräutersammelnder und den Menschen von deftigen Leiden befreiende naturverbundener Frauen
Ob bewußte oder dümmliche Behauptung über die Besessenheit von geistig Geschädigten, vereinsamten Verarmten und sonnstiger Mitbürgern zum Zwecke des Tötens unter dem Vorwand einer Teufelsaustreibung usw..
Bisher hat es die " regierende Altenriege" im Vatikan noch immer geschafft, sich einer modernen Auffassung vom Leben in der jeweiligen Zeitgeschichte zu entsagen und starrköpfig wenns sein muss z.B. der wissenschaftlichen Erkenntnis um bis zu Jahrhunderten hinterherzuhinken.
Eine derartige o.g. Geschichtsverdrehung befindet sich da in "unguter" klerikaler Gesellschaft.
Damit werden auch der heldenhafte Widerstand einer großen Anzahl kirchlicher Mitarbeiter und Würdenträger, sowie die unsäglichen Folterungen und Qualen denen diese in den KZ,s ausgesetzt waren, verunglimpft und abartig relativiert.


 Wolfgang antwortete am 24.02.05 (11:27):

Ich denke, es ist ein Marketinginstrument. Bekanntlich eignet sich der Holocaust hervorragend dafuer, eigene Botschaften (die in aller Regel nichts mit dem Holocaust zu tun haben) zu verkaufen.

Die katholischen Kirchenfuehrer sind nicht die einzigen, die dies Instrument einsetzen. Vielleicht haben sie ja alle diesselben Marketingberater. *gg*


 DorisW antwortete am 24.02.05 (11:34):

Schade, dass das unvermeidlich folgende reflexhafte Empörungsgetöse mal wieder vom eigentlichen Thema ablenkt, dem dadurch kein Dienst erwiesen wird.

@hugo mit seiner "modernen Auffassung vom Leben in der jeweiligen Zeitgeschichte":
Ich wundere mich immer wieder, warum insbesondere Außenstehende fordern, die Kirche habe "modern" zu sein. Was heute modern ist, ist morgen wieder unmodern...
Wer soll denn in einer modernen, sich ständig wandelnden Welt das Bedürfnis der Menschen nach Zeitlosigkeit erfüllen, wenn nicht die Kirche oder Religion?

Was nützt mir Modernität, wenn sie bedeutet, mal wieder ein paar ethische Regeln über Bord zu werfen?


 Karl antwortete am 24.02.05 (15:33):

@ DorisW,


ich könnte einer konstanten Instanz, die konsequent ihre als richtig erkannten Werte hochhält einiges abgewinnen. Im Thema geht es aber um einen Vergleich, der m. E. völlig unangebracht ist. Es ist eine eklatante Verharmlosung des Holocausts. Begründet ist dies in dem völligen Unverständnis der Kirche darüber, was menschliches Leben eigentlich ist. Sie könnte sonst nicht auf die abstruse Idee verfallen, Abtreibungen mit der Ermordung von Menschen im Holocaust zu vergleichen.


 seewolf antwortete am 24.02.05 (15:47):

Doch - Karl. Wenn sie - was sie ja erklärtermaßen tut - geborenes Leben mit ungeborenem Leben von der Wertigkeit her gleichsetzt.


 Karl antwortete am 24.02.05 (17:16):

@ Seewolf,

deshalb habe ich ja von "dem völligen Unverständnis der Kirche darüber, was menschliches Leben eigentlich ist" gesprochen.


 Mulde antwortete am 24.02.05 (17:48):

Nun geht mit dem Karel nichtso hart um!
Bin alles andere als katholisch
Aber,das dem Papst direckt in die Schuhe schieben-
ist, gelinde gesagt unfair!
Seid ihr alle som naiv zu glauben, er, der Papst
hätte das geschrieben?
Wie überall in den höheren Ämtern , um nicht zu
sagen sitzen die Schreiberlinge hinter den Kulissen!
Warum soll es im Vatikan anders sein?
Die wirklich wichtigen Leute dort- die haben
in diesem Buch ihre Gedanken nieder gelegt!
Kardinal Ratzinger und Co!
Nicht der Papst!
Den benutzt man als Alibifunktion!
Die Masse hat was zum schimpfen
selber ist man als Hoher Würdenträger
ja soooo unschuldig!
Wichtig ist doch das Buch ist draussen?
Man hat man den Papst einiges Vorlesen lassen
na und bei seinen derzeitigen Zustand!
Einfacher geht es schon nicht mehr!
So traurig wie es klingt
Man benutzt den alten Mann!
Wer hat denn Korrektur gelesen?
der 84 jährige Mann ?
Gelten da nicht die Naturgesetze???
Oder ist jemand der Meinung im Vatikanstaat
ist Mobbing ein Fremdwort?


 schorsch antwortete am 24.02.05 (18:49):

Ist es nicht ein Hohn, die Jahrhunderte praxizierte "Hexenjagd" zu negieren und dafür Leben, das noch nicht mal existiert, unter Schutz zu stellen, resp. jene zu Mördern zu erklären, die es wagen, ungeborenes Leben ungeboren sein zu lassen?

Der Papst war bei seiner Einsetzung die grosse Hoffnung der katholischen Menschheit, der Kathlizismus werde endlich dem Mittelalter entschwinden und moderner werden. Vermutlich hat es im Vatikan aber immer noch Leute (pardon: Männer, denn Leute sind ja Mann und Frau!), die glauben, die Erde sei eine Scheibe und man müsse jeden, der behauptet sie sei rund, als Ketzer verbrennen.


 hugo1 antwortete am 24.02.05 (20:28):

hallo Doris ja genau darum gehts mir. Ich glaube nicht, das die Kirche sich je an ethische Regeln ( zumindest was wir beide darunter vermutlich verstehen) gehalten hat wenn es um Ihre eigene Profilierung ging.
Es gab und gibt sehr oft gutgläubiges Fussvolk dieser Kirche, welches sich die Gebote zu Herzen nimmt und bis zu Selbstaufgabe dahintersteht (sehr bewundernswert)aber dir "Obersten" verstanden es bisher meistens, Unmengen irdischer Güter hinter sich zu bringen.


 seewolf antwortete am 25.02.05 (00:15):

Hugo - es gibt eben - und gab schon immer - Leute, die sogenannte Führungsqualitäten haben, und dann viele andere, die diese eben nicht haben/hatten oder sie nicht nutzen/nutzten (besser gesagt: anwenden/anwendeten). Auch in den Religions-Strukturen gilt das Prinzip des Lebens.


 schorsch antwortete am 25.02.05 (09:50):

@ seewolf: "....es gibt eben - und gab schon immer - Leute, die sogenannte Führungsqualitäten haben, und dann viele andere, die diese eben nicht haben/hatten..."

Richtig. Und es ist eine Binsenwahrheit, dass Vieh, das von Geburt an in einem finsteren Stall lebt, nicht dazu zu bewegen ist, ans Licht zu gehen.....


 hugo1 antwortete am 25.02.05 (10:36):

ok seewolf Deinen ersten Satz deute ich eher auf die Gegenwart bezogen, da gibts Beispiele vom Tellerwäscher oder kleinem Gefreiten usw,,aber das sind eben die 0,00x-% Vorbilder denen wir beide und viele Millionen andere nicht näherkommen werden (und z.T. wohl auch nicht möchten),,na klar und Prinzip Leben beim Klerus kristallisierte sich schon beim Medizinmann der Steinzeitmenschen heraus, er vererbte sein Wissen und seine Macht auch begünstigend an seine eigenen Nachkommen.
Das Prinzip Leben und Leben lassen bringt eben oft nur mäßigen Erfolg.(hab gerade heute wieder von Firmen gehört, die sich auf Kosten der Mitarbeiter gesundschrumpfen wollen)
@ schorsch Leute mit Führungsqualitäten können arg belastend sein, könnten sich als unbequeme Konkurrenz entwickeln und werden demzufolge oft entsprechend der Champignon-Methode entsorgt oder vorzeitig auf unproduktive Pöstchen weggelobt *g*


 Wolfgang antwortete am 25.02.05 (10:49):

Moderne Menschen wollen Grenzen einreissen... Grenzen, die sie hindern, ihren Vorstellungen von 'Fortschritt' zu froenen. So definieren sie schon immer am Begriff 'Leben' herum.

Damit sie vor sich selbst nicht als Totmacher menschlichen Lebens dastehen (was ihre Psyche belasten wuerde), nennen sie werdendes menschliches Leben zum Beispiel gerne 'Zellhaufen'.

Das ist ein schreckliches Wort. So schrecklich, wie die Absicht, die dahintersteckt. Folgerichtig hat ein Gremium um den Frankfurter Germanistik-Professor HORST DIETER SCHLOSSER herum (sein Forschungsschwerpunkt: Sprache unter totalitaeren Regimen) das schreckliche Wort 'Zellhaufen' im Jahr 2002 zum 'Unwort des Jahres' ernannt.

Merke: Sprache ist verraeterisch !


 mart antwortete am 25.02.05 (12:32):

<<Moderne Menschen wollen Grenzen einreissen...<< (Wolfgang)


Es wurde schon immer abgetrieben, es wird abgetrieben, es wird in Zukunft abgetrieben werden

Es starben daran sehr viele Frauen, es sterben im Augenblick bei uns daran sehr, sehr, sehr wenige Frauen --- und ich hoffe stark, auch hier werden die "guten, alten Zeiten" nicht mehr wiederkehren.

Auch wenn das die verschiedenen Verfechter ihrer durch Religion verbrämten Ideologien und Machtphantasien noch so sehr herbeisehen - natürlich unter einem sehr ehrenwerten Motto!


 seewolf antwortete am 25.02.05 (14:10):

Karl - WAS ist nach DEINEM Verständnis "menschliches Leben"?

Wenn wir vernünftig diskutieren wollen, sollten wir - wieder einmal - zunächst Begriffe klären...

Ich denke nicht, daß ernsthaft behauptet werden könnte, menschliches Leben begönne erst mit der erfolgreichen Geburt.


 Wolfgang antwortete am 25.02.05 (15:00):

"Es starben daran [an der Abtreibung] sehr viele Frauen, es sterben im Augenblick bei uns daran sehr, sehr, sehr wenige Frauen ..." (O-Ton Mart)

Allerdings um den Preis, dass sehr viele ungeborene Menschen getoetet werden.

Obwohl ich nicht vom Abtreibungs-Holocaust sprechen moechte (vgl. meinen Beitrag 24.02.05 (11:27)), auch nicht von Mord, bleibt fuer mich der Tatbestand der Toetung menschlichen Lebens.

Ein Staat, der dies erlaubt, gar foerdert, ist fuer mich kein Staat, den ich respektieren kann. Es fehlt ihm das Entscheidende: Die moralische Legitimitaet. Denn: Ohne Moral wird 'Recht' ganz schnell zum Unrecht. Darauf weist mein Papst immer wieder hin.


 schorsch antwortete am 25.02.05 (16:28):

Um den Schutz des ungeborenen Lebens auf die Spitze zu treiben: Im Prinzip müsste man schon jene Paare verurteilen, die den Samen des Mannes vor dem Zusammentreffen mit dem Ei entsorgen - und es zulassen, dass tausende von Eiern aus dem Eierstock der Frau ungenutzt mit dem Urin.....


 schorsch antwortete am 25.02.05 (16:30):

Tja, und dann müsste man noch den Schöpfer verurteilen, der es zulässt, dass Milliarden von Baumsamen von Vögeln aufgepickt werden oder ungekeimt verfaulen!


 Marina antwortete am 25.02.05 (16:45):

Schorsch, was heißt hier "müsste"? Der Papst verurteilt auch Verhütung, nicht nur Abtreibung. Um den Preis, dass in der sog. "Dritten Welt" das Elend und der Hunger immer mehr zunehmen. Aber darum scheren sich die Fundis nicht, die Hauptsache ist das Prinzip. So haben das schon die Großinquisitoren gesehen. Und es gibt Abtreibungsgegner, die Ärzte ermordet haben, weil sie Abtreibungen vorgenommen haben. Das heißt: Um ungeborenes Leben zu schützen, wird geborenes Leben vernichtet. Das ist die Moral gewisser "Lebensschützer".


 Felix antwortete am 25.02.05 (18:01):

Moralisch-ethische Grundsätze, die sich auf göttliche Eingebung berufen, sind grundsätzlich problematisch, weil sie sich nicht hinterfragen lassen, ohne dass man die Glaubensautoritäten in Frage stellt.
Dies ist für Streng - Gläubige aber ausgeschlossen.
Menschen, die selbständig zu denken versuchen, können zu abweichenden Grundsätzen gelangen, die für die Umsetzung in der Gesellschaft und bei der Rechtssprechung praktikabler sind.
@Schorsch
hat durchaus recht, wenn er darauf hinweist, dass das menschliche Leben nicht mit der Befruchtung beginnt.

@Wolfgang
stösst sich am Begriff "Zellhaufen". Der lebende Organismus ist bis er stirbt ein organisierter Zellhaufen oder Zellverband. Schon jede einzeln lebende Zelle ist ein hochkomplexes System. Nach dem Tod erst hört die Organisiertheit allmählich auf ... und die Entropie, die wahrscheinlichste Verteilung der Energie, nimmt wieder zu!

Moralaxiome wurden von Kirchen als Machtmittel künstlich formuliert und als Züchtigungsmittel rücksichtlos missbraucht.

Schade, dass die Aufklärung nur eine partielle Befreiung gebracht hat.

Gibt es heute noch Menschen, die davon überzeugt sind, dass ein Schöpfergott dem Menschen die Lust zur Sexualität mitgegeben hat ... aber gleichzeitig solche menschenfeindliche Auflagen daran geknüpft hat?

Nur ein perverser Zyniker wäre dazu fähig!


 Marina antwortete am 25.02.05 (18:48):

Also womit ich auch Schwierigkeiten habe, ist die sog. "Spätabtreibung". Da werden Kinder abgetrieben, die so weit sind, dass sie als Frühgeburten gut überleben könnten, und das finde ich auch schlimm. Und ich würde auch nicht unbedingt der Abtreibung generell das Wort reden, weil es tatsächlich um menschliches Leben geht, das vernichtet wird. Und deshalb finde ich unsere Gesetzgebung gut: Sie erlaubt die Abtreibung nicht ausdrücklich, stellt sie aber auch nicht unter Strafe, und sie verpflichtet die Frauen zu einer Beratung. Ich gebe in allen Punkten Mart recht, sie hat das sehr gut und genau in meinem Sinne formuliert.
Zuletzt: Es ist überhaupt nicht akzeptabel, dass nur Männer, und zwar die "Eunuchen für das Himmelreich" darüber befinden, ob eine Frau ihr Kind austrägt oder nicht. Punkt. Das bringt mich total in Harnisch, wenn ich darüber noch länger nachdenke.
Im übrigen: Es ging bei der Ausgangsfrage um die Gleichsetzung von Holocaust und Abtreibung. Ach so - Es ist also das Gleiche, wenn ich lebende Menschen, viele Frauen und Kinder unter ihnen, vergase oder wenn ich Zellen daran hindere zu reifen. Schönes Verständnis von Moral und Humanität! Aber es geht ja ums Prinzip, nicht wahr?


 Karl antwortete am 25.02.05 (20:01):

@ seewolf et al.,

die aufgeworfene Frage "Was ist menschliches Leben?" ist für alle diejenigen, die wirkliche Antworten suchen und nicht einfache fundamentale Glaubenssätze gröhlen, schwierig zu beantworten. Biologisch gesehen findet menschliches Leben in allen Entwicklungsstadien statt und m. E. gehören dazu auch die Millionen von Spermien die bei jedem Wettlauf zum Ei verlieren werden. Ganz im Sinne von Schorsch habe ich als junger Student einmal in einer öffentlichen Diskussion gewagt, solch ein Argument zu formulieren, woraufhin ich fast meine finanzielle Förderung verloren hätte, solch eine Empörung hatte ich ausgelöst.
Reduktion auf die reine Biologie ist jedoch zu kurz gedacht. Der Mensch ist ein soziales Wesen und wir verstehen darunter normalerweise ein selbstbewusstes, denkendes Wesen, eine Person. Der Weg von der befruchteten Eizelle zum Baby ist ein Kontinuum und jede künstlich gezogene Grenze muss schmerzlich sein. Ich persönlich teile voll Martinas Ansicht, dass die späten Abtreibungen, die erlaubt sind, falls eine medizinische Indikation vorliegt, problematisch sind. Sie wären auch unnötig (in vielen Fällen), wenn die Präimplantationsdiagnostik (PID) zugelassen wäre (s. Linktipp).

Die befruchtete Eizelle und auch die ersten von ihr gebildeten "Zellhaufen" sind menschliches Leben, aber wer für sie z. B. die Mutter opfert, ist ein Unmensch.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a206.html


 Wolfgang antwortete am 25.02.05 (21:14):

' ... wer fuer sie [die 'Zellhaufen'] die Mutter opfert' (O-Ton Karl) ? - Wie soll ich das verstehen... Es werden doch nicht die Muetter getoetet, wenn sie nicht abtreiben. Muetter lassen u. U. ungeborenes Leben toeten und Helfer und Helfershelfer sind beteiligt beim Toeten. Wer also ist hier der 'Unmensch' (O-Ton Karl) ?


 BarbaraH antwortete am 25.02.05 (22:53):

"Unmenschen" sind in meinen Augen diejenigen, die Mütter in ihrer Not allein lassen, somit besteht unsere Gesellschaft aus einer Vielzahl von "Unmenschen". Wie leicht kann eine Frau durch eine ungewollte Schwangerschaft heute zum Sozialfall werden?

In anderen Gesellschaften ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Großfamilie sich dieser ungeplanten Kinder annimmt. Bei uns gibt es weder Großfamilien noch Netzwerke, auf die sich eine Frau über Jahre verlassen kann.

Keine Frau entscheidet sich leichten Herzens für einen Schwangerschaftsabbruch. Ein Verbot bringt Frauen in Gefahr, einen Abbruch mit ihrem Leben bezahlen müssen. In dem Fall werden Mutter UND Kind getötet.


 seewolf antwortete am 25.02.05 (23:02):

Die Verwendung des Begriffs "Unmensch" ist - besonders nach der Aussage derer, die ihn hier gebrauchen - rassistisch. Auch wenn man ihn in Anführungszeichen benutzt. Unmenschen gibt es nicht. Nicht-Menschen sind Tiere oder Pflanzen oder Mineral oder so. Dies nur mal eben am Rande.


 mart antwortete am 25.02.05 (23:39):


<<In anderen Gesellschaften ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Großfamilie sich dieser ungeplanten Kinder annimmt. Bei uns gibt es weder Großfamilien noch Netzwerke, auf die sich eine Frau über Jahre verlassen kann.<<

Sollte das deiner Meinung auch womöglich für uneheliche Kinder gelten?

Weißt du, daß Abtreibungen früher so gefährlich waren, daß sie in einer aufrechten Ehe fast nicht vorkamen, sondern der allerletzte Ausweg für ledige Mütter waren?
Und wenn es irgendwie ging, wurden die Kinder ausgetragen und die Engelsmacherin brachte um geringes Entgelt diese Kinder mit Mohn und weiterer guter Pflege in kürzerer Zeit zu Tode.


 Felix antwortete am 26.02.05 (01:48):

@ Wolfgang

du fragst:
" ... wer fuer sie [die 'Zellhaufen'] die Mutter opfert' (O-Ton Karl) ? - Wie soll ich das verstehen... Es werden doch nicht die Muetter getoetet, wenn sie nicht abtreiben."

Dies ist bei der medizinischen Indikation, bei der beim Austragen mit einer Gefährdung des Lebens der Mutter gerechnet werden muss, der Fall!

Es ist auch zu beachten, dass "menschliches Leben" nicht einfach dem "Menschen" gleichgesetzt werden kann.
Von welchem Entwicklungsstadium an von einem "Menschen" gesprochen werden kann, ist nicht so einfach festzulegen.
In der Rechtssprechung hat man sich dabei etwas willkürlich auf gewisse Fristen geeinigt.

Dass Abtreibungen durch zweckmässige Verhütung vermieden werden kann, leuchtet zwar jedem ein. Den zölibatären Pfaffen würden aber dadurch die Geisselung der Sündhaftigkeit erschwert. Also verbietet man die Verhütung und verteufelt noch gleichzeitig die Abtreibung .... pervers und menschenverachtend finde ich!


 BarbaraH antwortete am 26.02.05 (10:56):

Ja, mart,

gerade für uneheliche Kinder gilt das. Ich sprach von der gegenwärtigen Situation und nicht von früher.

Beobachten konnte und kann ich das seit vielen Jahren in Mittelamerika. Wenn die Eltern sich aus irgendwelchen Gründen nicht um ihr Kind kümmern können, wird es selbstverständlich von den Verwandten gemeinsam mit den eigenen Kinder großgezogen.

Ehelich und unehelich sind in vielen Ländern sowieso überholte Begriffe. Wer länger als zwei mitunter auch fünf Jahre lang zusammenlebt, hat alle Rechte und Pflichten eines "normalen" Ehepaares.


 Wolfgang antwortete am 26.02.05 (12:59):

Ich moechte auf einen Aufsatz hinweisen (s. Link):

Taeuschender Schein (von CHRISTA MEVES)

Was Johannes Paul II. der deutschen Kirche zu bedenken gab, war die Auffassung der Weltkirche, dass Abtreibungen nicht zu verhindern sind, die Kirche aber nicht daran beteiligt werden soll. Diese Tatsache verkennend und in Unkenntnis der exakten Papst-Worte ereifern sich Deutschland und seine Medien.

[...]

Internet-Tipp: https://www.catholic-church.org/ao/mev.html


 Marina antwortete am 26.02.05 (13:07):

Ausgerechnet Christa Meves ist deine Quelle? Dann weiß ich, woher der Wind weht. Die ist bekanntermaßen eine christliche Fundamentalistin.


 mart antwortete am 26.02.05 (14:26):

Besonders aufschlußreich wird es, wenn die Obere Hierachie eines Klosters der schwangeren Freundin eines Ordensmitglied nahelegt abzutreiben.

Diese Fälle sind tatsächlich in Oberösterreich dokumentiert.


 Wolfgang antwortete am 26.02.05 (14:37):

Hier ist ein Link zu CHRISTA MEVES' Homepage - zu einem lesenswerten Aufsatz von ihr, dem sie einen Auszug aus REINHOLD SCHNEIDER's schoenem Gedicht 'Nur den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsren Haeuptern aufzuhalten' vorangestellt hat:

Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes' im Dom die Beter sich verhuellen,
Bis Gott aus unser'n Opfern Segen wirkt,
Und in den Tiefen, die kein Aug' entschleiert,
Die trock'nen Brunnen wieder sich mit Leben fuellen.

P.S.: REINHOLD SCHNEIDER, 1903-1958, /seniorentreff/de/rhMINOjcY

Internet-Tipp: https://www.christa-meves.de/main/kolumnen/kol21.htm


 Marina antwortete am 27.02.05 (09:16):

Wolfgang, ich habe den Eindruck, dass du Christa Meves gar nicht kennst, sonst hättest du sie nicht zur Untermauerung deiner Argumente herbeizitiert. Damit hatte ich allerdings nicht gerechnet, weil du sonst immer vorgibst alles zu wissen. Sie kommt aus dem christlich-fundamentalen evangelikalen Spektrum, und ich erinnere mich gut daran, wie sie in den 70er Jahren, als die Frauenemanzipation en vogue war, Stimmung gemacht hat gegen berufstätige Frauen mit Kindern bzw. solche, die meinten Beruf und Kinder unter einen Hut bringen zu können. Sie ist politisch eine absolute Reaktionärn. Und daraus beziehst du neuerdings deine Quellen? Ich halte es dir zugute, dass du sie tatsächlich nicht zu kennen scheinst, denn nach deinen bisherigen Statements kann ich mir nicht vorstelen, dass du mit dieser Richtung wirklich sympathisierst.


 Wolfgang antwortete am 27.02.05 (11:25):

"... sonst haettest du sie [Frau MEVES, W. M.] nicht zur Untermauerung deiner Argumente herbeizitiert." (O-Ton 'Marina') - Du wirst den Beweis fuer Deine Aussage fuehren muessen. Also: Butter bei die Fisch' !


 BarbaraH antwortete am 27.02.05 (14:36):

Folgende These der Christa Meves in ihrem Text "Täuschender Schein" hat mich doch sehr erstaunt:

>>Das so aufgeweichte Verbot zugunster einer Legalisierung der Abtreibung in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten führte aber nicht - wie erhofft - zu einer Veringerung der Abtreibungen, sondern - weit über die angenommenen einstigen Dunkelziffern hinaus - geradezu zu einem Abtreibungsboom. Dadurch sank gleichzeitig das existenznotwendige Level für eine stabile Bevölkerungsstruktur von 2,6 Kindern pro Familie au 1,3. Auf diesem Niveau war der Generationenvertrag in den folgenden Jahrzehnten gefährdet; denn diese immer geringer werdende Zahl würde jenseits der 2000 Mark nicht mehr in der Lage sein können, das Ruhestandsgeld für die immer zahlreicher und älter werdenden Rentner zu erarbeiten.<<

Von der Einführung der Pille, die die Möglichkeit der Schwangerschaftsverhütung vollkommen revolutionierte und damit den "Pillenknick" bewirkte, lese ich in ihrem Text kein einziges Wort.

Dafür macht sie eine einfache Rechnung auf: Man verbiete die Abtreibung und schon haben wir die gewünschte Geburtenrate und damit die Lösung all unserer Probleme.

Warum nur ist sonst noch niemand auf diese Idee gekommen?

Internet-Tipp: https://www.catholic-church.org/ao/mev.html


 mart antwortete am 27.02.05 (15:43):

Hitler ist schon auf diese Idee gekommen!


 Wolfgang antwortete am 27.02.05 (15:53):

Man sollte vielleicht noch erwaehnen, dass Frau MEVES' Thesen ueber 20, 30 Jahre offizielle CSU/CDU-Politik in Deutschland waren.


 Wolfgang antwortete am 27.02.05 (16:28):

Zum Abschied und damit's nicht so bierernst bleibt ein Witz... Wie erkennt ein Katholik, ob er zu schnell faehrt ? Schaut selbst:

Internet-Tipp: " target="_blank">


 Marieke antwortete am 27.02.05 (16:54):

--Christa Mewes: Geboren 1925.

1987 vom lutherischen( zu Recht von jemand bemerkt"evangelikalen" )Glauben konvertiert zum Katholizismus.

Noch schönen Sonntag, Marieke


 Wolfgang antwortete am 27.02.05 (17:02):

Hoechst interessant ! *groehl*


 Marina antwortete am 28.02.05 (09:55):

Nur eine kurze Korrektur: Der lutherische ist nicht = der evangelikale Glaube, sondern eine Form des evangelischen, besser protestantischen Glaubens (Wie wir wissen, war Luther der Begründer des Protestantismus'. "Evangelikal" ist eine fundamentalistische Richtung, die sich innerhalb des protestantischen Glaubens auch etabliert hat.


 darklady antwortete am 11.03.05 (11:43):

Ich bin Protestantin und war lange Zeit sehr aktiv an der Gestaltung des Gemeindelebens beteiligt. Nachdem ich meine rosarote Brille abgesetzt habe, brauche ich die Kirche für mein Leben nicht mehr.Trotzdem halte ich natürlich an christlichen Werten fest, nach denen ich auch meine Kinder erziehe.In den obigen Beiträgen las ich sinngemäss den Satz: Ab wann handelt es sich um einen Menschen und nicht um einen Zellhaufen?
Wie kann es sein,dass niemand der diese Beiträge hier liest,die Antwort darauf gibt???
Jede Mutter kann diese Frage sofort beantworten.
Ab dem Zeitpunkt an dem die Schwangerschaft festgestellt wird,handelt es sich um einen Menschen!
Habt ihr schon mal eine Mutter gehört, die von ihrem Zellhaufen in sich sprach. Oder habt ihr schon mal eine Mutter gehört die nach einer Fehlgeburt ihren Zellhaufen betrauert hat?
Deswegen kann man abtreibenden Frauen die Schuld nicht einfach nehmen,indem man das Vokabular ändert.
Ich habe den Hinweis gelesen,dass es alleinerziehende Mütter schwer haben. Das mag bedingt stimmen, aber nie zuvor in unserer Geschichte hatten sie es leichter als heute.
Zum Papst muss ich sagen, es ist ein Witz, dass die Menschheit sich sowas bieten lässt.Gerade die Kirche sollte um sinnvolle Verhütung und Prävention bemüht sein.Stattdessen wird doppeltes Spiel getrieben.Wo hat der Papst denn seinen größten Fanclub sitzen? Da, wo vor lauter Überbevölkerung, Hunger und Elend,die Leute nichts mehr haben.Somit würde er sich ja selbst seine Daseinsberechtigung entziehen,wenn er nicht seine Reiseshows in den ärmsten Ländern der Welt abziehen könnte.
Ich sehe das genauso, dass es sich bei dem Vergleich Holocaust und Abtreibungen, um eine reine Marketingstrategie handelt, zu Lasten der Opfer auf beiden Seiten.