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Rollenkategorien, nationale Identität; der Kategorie Alter wurde, wie bereits erwähnt,in der

deutschsprachigen Linguistik wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Thimm macht darauf

aufmerksam, dass die Einbindung in einen Familienverband schwindet, wodurch ältere

Menschenzunehmend auf extra-familiale Kommunikation angewiesen sind. Die Autorin weist

darauf hin, dass sie ihren Alltag oft in öffentlichen Settings wie Seniorentreffs,

Seniorenuniversitäten oder anderen spezifisch für Senioren konzipierten Einrichtungen

verbringen, und dass viele ältere Menschen einem Kontakt mit Jüngeren skeptisch

gegenüberstehen und einen hohen Bedarf haben, sich untereinander auszutauschen. Thimm

bezeichnet die positive Differenz zwischen Eigen- und Fremdgruppeals konstitutiv für soziale

Identität mit den Worten: ,,Durch Zuweisungen von Eigenschaften oder Interessen [...] [wird]

eine Kategorisierung der eigenen sozialen Gruppe als Ingroupund der anderen Gruppe als

Outgroupvorgenommen" 54.

In diesem Zusammenhang macht Reinhard Fiehler auf die Veränderung der sozialen

Lebenssituation
im Alter aufmerksam, die mit Dominanzverlust und kommunikativen

Auswirkungen nach dem Ende der Berufstätigkeit einhergeht, und konstatiert, dass die aus dieser

Veränderung resultierenden Phänomene gleichzeitig Beschreibung und Erklärung sind. 55

Laut Fiehler hat dieser Dominanz- und Machtverlust einer Person beim Übergang in die

Altenrolle ,,identitätsstrukturelle Auswirkungen, die die Person und entsprechend auch ihr

Kommunikationsverhalten dauerhaft verändern" 56, wobei diese Veränderungen alle

Konstellationen der Kommunikation betreffen. Die Verarbeitung des Dominanzverlustes

unterscheidet Fiehler in Formen der Akzeptanz und Formen des Widerstands. Diese können sich

bei alten Menschen äußern in

    1. Abgeben als Kompensation des Dominanzverlustes,
    2. Erfahrungen und Erinnerungen als Ressource und Reaktualisierung der eigenen Überlegenheit/Dominanz
    3. Emigration in die Vergangenheit
Im ersten Fall macht Fiehler an Hand eines Beispiels klar, wie Großeltern ihren Enkeln etwas

aufdrängen wollen als Versuch, ihre Machtdominanz zu behaupten. Den zweiten Fall erläutert

der Autor dahingehend, dass die Älteren ihre Erfahrungen und Erinnerungen als Argument der

Überlegenheit einsetzen, um altersgemäße Defekte zu kompensieren. Im dritten Fall verdeutlicht

er an Hand eines Beispiels, wie alte Leute in der Auseinandersetzung um die geltende