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Art Überbehüten bzw. Bevormunden der Älteren gegenüber der Jüngeren. Caja Thimm

bezeichnet dieses Patronisieren ,,als ein grundlegendes Kommunikationsmuster zwischen Alt und

Jung", das ,,weit reichende Rezeption innerhalb von Sprachpsychologie und Sprachwissenschaft

erfahren [hat]" 46.

Die Bereitschaft der alten Menschen, auf ihre Gesprächspartnerin einzugehen, äußert sich z.B. in

Wiederholungenihrer Formulierungen (manchmal wörtlich, manchmal paraphrasierend). Indem

das Bedürfnis signalisiert wird, ,,die Gedanken und Gefühle des anderen nachzuvollziehen und

[...] seine Sichtweise zu übernehmen" 47, wirdGemeinsamkeit hergestellt. Auch im

Vervollständigenvon Äußerungen anderer zeigt sich dieses Bedürfnis nach emotionaler Nähe.

Die Autorin beobachtet Gruppengespräche, aus denen hervorgeht, dass ,,die Beteiligten durch

gleichzeitiges Sprechen identischer Worte sowie durch die gegenseitige Ergänzung und

Vervollständigung von Äußerungen gleichartige Denkweisen und Lebensphilosophien sowie

Zusammengehörigkeit demonstrieren" 48. M. E. bestätigt sie damit den von Fiehler festgestellten

,,Charakter eines gemeinsamen Musizierens." 49


Das in der Gesellschaft vorherrschende negative Bild über das Gesprächsverhalten älterer

Menschen, das z. B. lautet, Ältere seien egozentrisch und dominant, sprächen gerne über die

Vergangenheit, Krankheiten, Familie, seien weitschweifig, geschwätzig und nicht in der Lage,

die Perspektive ihres Gegenübers wahrzunehmen etc 50, hält Sachweh durch ihre

Untersuchungen für widerlegt. Sie macht aber darauf aufmerksam, dass Bildungshintergrund und

soziale Kontakte eine Rolle dabei spielen. Gleichzeitig zieht sie das Fazit, dass ihre

Untersuchungen die Relevanz des ,,Formulierens aus einer Endposition" belegen. Bezogen auf

diese von Fiehler den sechs Unterscheidungen von Coupland, Coupland & Giles hinzugefügte

Perspektive 51 äußert Caja Thimm Vorbehalte. Sie hält diesen Begriff für problematisch, denn

für sie geht aus den meisten Interaktionen Älterer nicht zwingend hervor, dass diese sich

tatsächlich aus dieser Endposition (also nach einer abgeschlossenen Entwicklung am Ende des

Lebens stehend) heraus artikulieren. 52


III. Alter als soziale Kategorie


Caja Thimm weist darauf hin, dass die konversationelle Konstruktion von Identität von sozialem

Einfluss abhängig ist, und bezeichnet die Kategorie Alter als eine der wichtigen sozialen

Kategorien, die eine grundlegende Einflussvariable auf verbale Interaktionen darstellen. 53

Bis vor einigen Jahren unterschied man vorwiegend die Kategorien Geschlecht, Jugend,