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Jüngeren, (Erscheinungsformen des sog. ,,Patronizing Speech" wie verkindlichendes, übertrieben

affektives, überlautes Sprechen)kommt dann einCirculus Vitiosus zustande: Einstellung wird

verbal kommuniziert und gleichzeitig verfestigt, und zwar von beiden Seiten, den Jungen sowie

den Alten. Die Forschungsliteratur bezeichnet dies als ,,Kommunikationspräjudiz des Alters", und

Cherubim hat diese Spirale graphisch verdeutlicht. Ich gebe die Reihenfolge hier textlich wieder:

Begegnung mit einem älteren MenschenErkennen von Altersmerkmalenstereotype Erfahrungen

modifiziertes Kommunikationsverhalten gegenüber älteren MenschenVerstärkung

altersstereotyper Verhaltensweisen/eingeschränkte Möglichkeiten zur KommunikationVerlust

von persönlicher Kontrolle und Selbstbewusstsein/verringerte Aktivität und soziale

InteraktionZunahme von Altersmerkmalen. 36


Führend auf dem Gebiet der Erforschung von Alterssprache, auf die sich alle drei Autoren

berufen, waren die amerikanischen Sprachwissenschaftler Coupland, Giles & Wiemann 37. Sie

haben festgestellt, dass die gegenseitige Einschätzung und Anpassung der Gesprächspartner ihr

Gesprächsverhalten massiv beeinflusst und Erfolge oder Missverständnisse in der

Kommunikation daraus resultieren können. Das zeigt sich darin, dass ältere Leute ihr Alter in

Gesprächen verbalisieren, und zwar oft in negativer Weise wie bei Fiehler und Cherubim

dargestellt. Für dieses Mitteilen schmerzlicher Lebenserfahrungen und -erlebnisse prägten die

Autoren den Begriff Painful Self-Disclosure(PSD),der von der deutschen Linguistik

übernommen wurde.

Caja Thimm bezeichnet diesen Begriff allerdings als ,,unnötig präjudizierend"; ihres Erachtens

wird ,,von einemMitteilen problematischer Lebensereignisseausgegangen, das sowohl die

genannten Themenbereiche von PSD umfasst als auch solche Alltagsprobleme und Krisen

beinhaltet, die nicht notwendigerweise als ,schmerzlich, aber doch als problematisch eingeordnet

werden können" 38.


Auch Svenja Sachweh hat in ihren Interviews und Gesprächen 39 festgestellt, dass sie eine

einheitliche Bewertung der Kommunikation Älterer nicht feststellen konnte. Sie stützt sich dabei

auf zwei verschiedene Untersuchungen. Bei der ersten handelt es sich um sieben im Jahr 1990

durchgeführte biografische Interviews mit älteren Menschen im Alter von 74-86 Jahren, die sie

in einemSeniorenstift mit Beteiligten vorwiegend der oberen Mittelschicht durchgeführt hat.

Das andere Material resultiert aus Gruppengesprächen Älterer, die die Autorin seit 1998 für das

von Fiehler geleitete IDS-Projekt ,,Sprachliche Varianz im Alter" aufgezeichnet hat. Auch hier

hatten die meisten Beteiligten einen bildungsbürgerlichen Hintergrund und waren gut