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Zu M arthas Vertrauensstellung gehörte auch, für Ordnung in Julias Zimmer zu sorgen. Der Raum
kam ihr eigenartig verändert vor, als fehlte irgend etwas. Sie hätte im M oment nicht sagen können was
es war. Sie gingzum Schrank und stellte fest, dass einige Kleider verschwunden waren. Auch war eini
ges an Wäsche ausgeräumt; aber alles schien plan- und ziellos in großer Eile zusammengerafft. Trotzdem
war ihr klar, dass nicht Julia dieses Sammelsurium eingepackt haben konnte.

Plötzlich schien es M artha als würde ihr ein Vorhang vor ihren Augen weggezogen: Die Indianer!

Sie konnte sich im Augenblick nicht erklären, was hier vorgegangenist. Nach einem Kampf sah es in

Julias Zimmer nicht aus; sie wusste aber auch, dass Julia, die sich zwischen dem Häuptlingssohn und
neuerdings auch Jakob, nicht entscheiden konnte, wahrscheinlich sich auch nicht besonders heftig ge
wehrt haben dürfte. Ein Durchbrennen mit Jakob erschien M artha sinnlos und wäre zumindest nicht so
überstürzt nötig gewesen.

M artha kannte sich aus im Seelenleben junger weißer Ladys. Sie war bei ihren bisherigen Herren,
meistens als Köchin oder Kindermädchen beschäftig gewesen. Häufig wusste sie mehr über die Freuden
und Leiden der jungen Herrschaften, wie deren Eltern. Auch in Julias Gefühlswelt gab es für die erfah
rene M artha keine großen Geheimnisse; selbst in den Bereichen nicht, über welche Julia gar nicht mit
ihr gesprochen hatte. M artha hatte ihre Erfahrungen und damit zusammenhängend eine zielsichere
Kombinationsgabe und konnte deshalb ihre Beobachtungen zutreffend auswerten. Deshalb war sie auch
überzeugt, dass die Beziehung ihrer weißen M iss zu dem roten Krieger, nicht gut für Julia sein könnte.

Sie war sich darin mit ihrem Herrn völlig einig: es war eine romantische Schwärmerei einer unreifen jun
gen Frau. Wenn sich die M öglichkeit dazu fand, wird sie diese ungute Verbindung verhindern.

,,Was stehst du noch herum?", herrschte sie ihren John an, ,,Geh' und wecke den Herren. Julia ist
von Indianern entführt worden!"