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er sich zurück! Vielleicht - ja wahrscheinlich - gehörte sie längst einem anderen. Er hatte noch nie ein so hübsches Mädchen getroffen, das mit Neunzehn noch keinen Freund hatte. Der Gedanke an ihren Freund holte ihn wieder in die Realität zurück. Sie hatte sicher einen Freund.
Er hatte sie nach dem Tanz wie in Trance zu ihrem Platz neben ihrer Mutter gebracht. - Neunzehn - das war wie eingebrannt. Er hörte immer wieder dieses leicht verschämte ,,Ich bin Neunzehn". Eigentlich wollte er zurück zu seinem Platz am Tisch bei den fremden Leuten - nein, er wollte mit seinem schalen Bier wieder an den Vorstandstisch - nein - was wollte er denn?
,,Darf ich mich zu euch setzen?" hörte er sich fragen. Niemand hatte etwas dagegen. Er ließ sein warmes Bier stehen und setzte sich zu - verdammt noch mal - hat mich das Mädchen durcheinander gebracht - wie heißt sie denn eigentlich? Ist doch unwichtig, sagte er sich. Hat sie einen Freund - Neunzehn - sie hat einen Freund - sicher hat sie einen Freund! Aber warum war er nicht hier? Vielleicht hat sie doch keinen Freund. Er stellte sich vor, sie hätte keinen Freund - Neunzehn! - sagte es wieder in ihm. Neunzehn und frei und ungebunden, bei diesem Gedanken kam wieder das Kribbeln in seinem Körper. Unsinn, schimpfte er mit sich selber, du weißt doch gar nicht, ob sie dich mag. Was machst du dir denn solche Gedanken nach einem Tanz, solche Hoffnungen nach wenigen Minuten? Warum ist sie dann so nett, so freundlich?
Sie lacht und strahlt! Sie ist höflich - aber du bist verliebt - wieder einmal schnell verliebt - nur weil sie lacht und strahlt. Nein, weil sie so faszinierende Augen hat. Unsinn, sie ist wie deine Traumfrau, deshalb bist du verliebt. Ich bin überhaupt nicht verliebt, - alles ging durcheinander in seinem Kopf.
Reiner sprach vom Verein, vom Waldlauf, von der Siedlung. Der da redete, war nicht er. Seine Lippen formulierten Worte, die seine Gedanken gar nicht hervorgebracht hatten. Wo waren überhaupt seine Gedanken? Er bestand nur noch aus Gefühlen. Konnte man über banale Dinge reden, während man gleichzeitig in Gefühlen schwebte?
Die Band begann zu spielen. Reiner blickte zu dem Mädchen und sah in zwei erwartungsvolle Augen. Wie auf eine geheime Verabredung erhoben sich beide gleichzeitig in stummen Einverständnis und ohne Aufforderung.
Sie lag so leicht, so locker in seinem Arm. Reiner schien es, als lächle sie glücklich in sich hinein, und was sie empfand, strahlte ihm aus ihren Augen entgegen. Er sah sie während des Tanzes unverwandt an. Ja ihren Mund, den hatte er bisher noch gar nicht bewusst wahrgenommen, er gehörte zur ganzen Erscheinung wie jeder Pinselstrich zum gesamten Kunstwerk. - Der Mund war wie die Augen, verlockend und voll - und rot, ganz ohne künstliche Nachhilfe. Er sog alles in sich auf. - Neunzehn! - Reiner hörte kaum den Rhythmus und die Melodie der Musik. Es passte einfach alles zusammen: Das Mädchen in seinen Armen, die Musik und die Stimmung. Die Leichtigkeit und Geschmeidigkeit ihres Körpers und ihrer Bewegungen und die Wärme und Zuneigung, die er aus ihrem Lachen, ihrem Tanzen zu fühlen glaubte.
Es war Reiner als schwebe er in einem Traum neben sich her. Einem Traum den er tausendmal geträumt hatte und von dem er schon nicht mehr glauben mochte, dass er einmal lebendig werden könnte. Er suchte in seinen Gefühlen, wie er den Traum Wirklichkeit werden lassen könnte, ohne dass er in letzter Sekunde zerplatzte wie eine Seifenblase. Reiner fürchtete die Realität könnte alles wieder entschwinden lassen.
Selbst die Frage nach ihrem Namen könnte dieser Lufthauch sein, der diesen Traum auflösen könnte wie zarte Nebelschwaden. Hatte er nicht schon einmal die Antwort gehört: ,,Ist das wichtig?" Er musste sich aus der Illusion herauswinden, so geschickt und unmerklich, dass ihm der Traum nicht verloren ging. Da fiel ihm auf, dass seine ,,Frau fürs Leben" ja auch keinen Namen hatte. Der Name könne also nicht Schuld daran sein, wenn die Seifenblase seiner Hoffnungen zerplatzte.