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Er wusste nicht, wie er sie ansprechen sollte. Als er sie mit ,,Du" angeredet hatte, war sie ja noch ein Schulmädchen. Durfte er die junge Frau in seinen Armen wieder mit ,,Du" ansprechen? Etwas in ihm verbot ihm das ,,Sie". Er hatte das Gefühl, als hätte er sie nicht erst vor wenigen Minuten kennen gelernt, sondern sie wäre schon immer um ihn gewesen. Alles, was sie tat, wie sie sich bewegte, wie sie sprach, wie sie lachte, wie sie ging und tanzte war ihm vertraut. Selbst ihre Stimme kannte er - und er wusste doch, dasser sich alles nur in seinen Träumen vorgespielt hatte. Aber jetzt war es kein Traum! Wie kam sie aus seiner Fantasiewelt hierher? An diesem Abend - in seinen Arm? Neunzehn war sie! Was sollte er tun? Was wollte er tun?
Er war sich sicher, ,,Sie" hätte alles zerstört. Vorsichtig, fast zögerlich, wie um zu testen was der Traum an Realität vertragen konnte, fragte er:
,,Wie heißt du eigentlich?" ,,Rosemarie", sagte sie mit einem Tonfall, der wieder das seltsame Kribbeln auslöste. Es war nichts Geziertes, wie sie das sagte, alles klang ungezwungen und natürlich.
,,Rosemarie", wiederholte Reiner wie zur Bestätigung für sich, und wieder hatte er das Gefühl, den Namen schon immer gewusst zu haben. Sie musste ja Rosemarie heißen, so wie sie aussah. Sofort nannte er sie bei sich ,,Röschen". Gleichzeitig überkam ihn ein Gefühl der Erleichterung.
Die Seifenblase seiner Illusion war nicht entschwebt. Röschen stand immer noch vor ihm und er hoffte, vielleicht doch der Grund ihres strahlenden Lächelns zu sein. Hatte sie vielleicht doch keinen Freund?
Die Musik hatte schon aufgehört, sie waren fast die letzten, die ihrem Platz zustrebten. Den kurzen Weg über die Tanzfläche hängte sie sich ganz selbstverständlich an seinen Arm und wieder durchströmten Reiner wohlige Glücksgefühle. Wie oft war er seit den Tanzstunden mit der Partnerin am Arm quer über das Parkett zurück gegangen, aber nie hatte er dabei auch nur Ähnliches empfunden wie jetzt mit Röschen.
Wieder sprachen seine Lippen über belanglose Dinge. Diese Augen, diese Lippen! Versprach er sich zuviel? Er entschloss sich, wenn es sein müsste, um sie zu kämpfen und wenn sie einen ganzen Schwarm von Verehrern hätte. Es plagten ihn Zweifel, und er hätte zu gern gewusst, ob auch sie ihm gegenüber Zuneigung oder wenigstens Sympathie empfinde. Er konnte sie ja jetzt schlecht fragen. Er hoffte sehr, dass sie von dem Sturm in seinem Inneren nichts bemerkte.
Nach dem letzten Tanz stand Reiner an der Tür und stammelte dann doch nur belanglose Höflichkeitsfloskeln. Nach seinem Empfinden war der Abend viel zu kurz. Vielleicht hätte er die Fragen, die ihn bedrängten, doch noch zu stellen gewagt, wenn er jetzt allein mit ihr sein könnte!
Diese verdammte Korrektheit, die Etikette, der Anstand, der es verbot ,,mit der Tür ins Haus zu fallen" und das zu sagen was einem auf dem Herzen brannte! Oder war es doch nur pure Feigheit, die ihm die Kehle zuschnürte - die Angst wieder hören zu müssen: ,,Tut mir leid, morgen Abend kommt mein Freund!"
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