,,Komm, gib nicht so an", mahnte Michael der Posaunist, ,,werd' erst mal richtig trocken hinter den Ohren, du Spund! Bist nicht mal volljährig,
was willst du mit Frauen? Noch stehst du unter meiner Aufsicht!"
,,Ich denke, ihr bringt einen ganzen Tisch voll Verehrerinnen selber mit?" fragte Reiner hintergründig.
,,Ich doch nicht", meldete sich der kleine Trompeter gleich wieder, ,,hast doch gehört - ich bin noch zu jung. Papi erlaubt es nicht", dabei
grinste er Michael schelmisch an. Und zu Reiner gewandt fuhr er fort: ,,Weißt du das nicht? Wir schlafen doch heute Nacht hier!"
,,Du aber nicht!" herrschte ihn Michael an.
Reiner sah überrascht von einem zum andern und dachte bei sich: So war es aber nicht abgemacht. Michael wandte sich zu Reiner und erklärte:
,,Der Casanova hat's nötig, hier Frauen aufreißen zu wollen. Die meisten, die heute Abend kommen, kommen ja sowieso wegen ihm ..."
,,Ja, ja zum Aufpassen", maulte das kleine Schlitzohr mit der Trompete, ,,das hast sowieso du arrangiert - absichtlich!"
,,Es kommen ein paar Jugendliche aus unserem Verein", erzählte Michael. ,,Ich hab ja mit dem Wirt telefoniert und unseren reservierten Tisch
da vorne habe ich schon gesehen", sagte er ,,die fahren alle zusammen, auch mit ihm," dabei zeigte er mit dem Kopf auf den quirligen
Trompeter, ,,mit der letzten Straßenbahn zurück. Nur unser Schlagzeuger kann natürlich seine ,,Schießbude" nicht mit der Tram transportieren.
Der Kombi, der ihn jetzt gebracht hat, kann ihn aber erst morgen Früh wieder holen. Ich habe mit eurem Wirt abgemacht, dass Freddy, ich und
wahrscheinlich noch einer über Nacht hier bleiben. - Aber ohne Frauen!" betonte er nachdrücklich in Richtung des Trompeters Harry.
,,Mir soll's recht sein", meinte Reiner, ,,wenn ihr das zeitlich, ich meine arbeitsmäßig, hinbekommt."
,,Wir haben zwei Studenten und zwei Urlauber dabei, da ist das kein Problem. Nur wenn Zugaben gewünscht werden geht halt nicht viel -
wegen der Straßenbahn."
,,Von sechs bis elf Uhr - fünf Stunden - mehr ist nicht vereinbart. Das müsste doch reichen. Fangt halt mit euren Schlussnummern schon um
halb Elf an, damit ihr bis elf Uhr hinkommt."
Inzwischen waren Schlagzeug, Stühle und Notenpulte aufgebaut. Jeder hatte ein Getränk, und Michael gab das Zeichen zum Einsatz. Reiner
sah erschrocken auf die Uhr. Es war nur wenige Minuten nach siebzehn Uhr und die ,,Klause" war fast noch leer. Außer Reiner war nur der
Wirt und eine Bedienung im Raum und verteilten Aschenbecher auf den Tischen. Als Reiner fragend zu Michael gehen wollte, rief der ihm zu:
,,Nur zum Aufwärmen!"
,,Und zum Anlocken der Frauen", ergänzte der vorlaute Trompeter.
Es war tatsächlich kein Tanzlied, sondern eine heiße Dixie-Nummer. Am Ende des Stücks kam Michael zu Reiner und erklärte:
,,Die Stunde braucht ihr nicht bezahlen, die spielen wir für uns!" Als Reiner ihn ungläubig anguckte, fuhr er fort: ,,Was macht ein
leidenschaftlicher Fußballer, wenn er einen Ball vor die Füße kriegt? - Er haut drauf! Und wir - wir glotzen doch nicht eine Stunde lang unsere
Instrumente an! Wir wollen spielen. Wir spielen doch in erster Linie, weil's uns Spaß macht. Geld, brauchen wir weil Musikinstrumente teuer
sind!"
D a fiel bei ReinerderGr oschen - eswaren jakeine Pr ofis!Die Musik warihreLeidenschaf t.