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Gebäuden ringsum sahen leere Fensterhöhlen auf Reiner und seinen Vater herab. Manchmal hing ein Fensterflügel noch halb in seinem Rahmen und pendelte im Luftzug als wolle er Reiner traurig zuwinken.
Von der Straße her war Feuerschein zu sehen, der auf der hellen Mauer des Schwesternhauses bizarre rote und schwarze Farbspiele veranstaltete. Laute Stimmen hörte man und ein seltsames Zischen. Was da zischte war ein einsames Feuerwehrrohr, das versuchte, den sogenannten Wolkenkratzer zu retten. Es war natürlich hoffnungslos. Das Haus brannte bis herunter zum ersten Stock wie eine einzige riesige Fackel. Im ersten Stock standen Menschen an den Fenstern und warfen alles Inventar, das noch zu retten war, auf die Straße.
Mit ununterbrochenem Gehupe und heulendem Martinshorn jagte ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr in Schlangenlinien zwischen ganzen Haufen zerbrochener Dachziegel, Mauerresten und glimmenden Holzbalken hindurch am brennenden Wolkenkratzer vorbei. Bruchteile von Sekunden später stürzte die Fassade vom dritten und vierten Stockwerk knapp hinter dem Fahrzeug auf die Straße, riss die Straßenbahnoberleitung herab und begrub alles unter sich, was wenig vorher die Helfer in der Absicht, es zu retten, aus den Fenstern geworfen hatten.
Reiner trug in der warmen Sommernacht nur eine kurze Hose und spürte an den nackten Beinen deutlich den warmen Hauch der Windböen, die immer wieder die Flammen der brennenden Häuser neu anfachten. Dabei kam ein ständiger feiner Ascheregen herunter, der sich in einer dicken Schicht auf Kleidung, Haut und Haare legte und selbst im Mund für einen seltsamen, ekeligen Geschmack sorgte.
Ringsum brannten noch viele der kleinen einstöckigen Häuser. Auch das Haus des Nachbarn mit der schönen braunen SA-Uniform und der großen Hakenkreuzfahne, die vom ersten Stock bis zur Erde reichte, brannte lichterloh. Es war nichts mehr zu retten. Reiner erinnerte sich lange an die Szene, als sein Vater dem weinenden Nachbarn den Arm um die Schultern legte und ihn zu trösten versuchte. Reiner stand daneben. Ein Kälteschauer nach dem andern durchfuhr den Körper des Jungen - der Mann in seinem Kummer tat ihm unendlich leid.
Das kleine einstöckige Haus in welchem Reiner wohnte, stand noch. Äußerlich war es unversehrt. Auf Reiners Bett lag das Fenster, durch welches erbeim Aufwachen immer in den Garten und in den Hof der Autowerkstatt sehen konnte. Das Bett war mit Glassplittern gespickt.
Auch im Zimmer roch es seltsam, aber anders als draußen auf der Straße.
Einer von den SHD-Helfern kam durch die offenstehende Haustüre und leuchtete mit einer Taschenlampe Vater und Reiner ins Gesicht. Als er sie erkannte führte er die beiden zur Wäschekommode und leuchtete auf die Stelle, an der sonst immer Hildegards kleines Zelluloid-Püppchen saß. Jetzt war dort ein großer verkohlter Fleck zu sehen. Dann leuchtete der Helfer zur Decke und wie auf ein Kommando sprangen Vater und Sohn einige Schritte zur Tür. In der Decke steckte eine Brandbombe.
Reiner glaubte, das Ding glotze ihn aus trüben Augen bösartig und bedrohlich an. Reiners übernächtigter und überreizter Körper zitterte und es fröstelte ihn immer mehr. Seine Phantasie begann ihm Streiche zu spielen. Er sah immer wieder zur Bombe hoch und glaubte, sie bewege sich.
Es waren aber nur die geisterhaften Schatten der abgedunkelten Taschenlampe und der flackernde Feuerschein von der Straße, die über die Zimmerdecke huschten. Er fühlte das Ende seiner Nervenkraft nahen. Nur die Anwesenheit des Vaters und des SHD-Mannes gaben ihm noch soviel Kraft, sich möglichst wenig anmerken zu lassen.
Der Helfer erzählte, dass er während des Angriffs mit einem Kameraden einen Kontrollgang unternehmen musste und sie dabei einen schwachen Feuerschein im Obergeschoss bemerkten. Die obere Wohnung war seit langer Zeit leer. Sofort stürmten die beiden Männer in das