außerdem hatte Hermann Göring getönt, er wolle ,,Meier" heißen, falls
es einem feindlichen Flugzeug gelingen sollte, die deutschen Reichs-
grenzen unbeschadet zu überfliegen! Doch wer glaubte schon dieser
Behauptung?
Der Sommer 1939 war ein wunderbarer Sommer. Die Ferien wur-
den verlängert, weil die Wehrmacht die Schulen für militärische Zwe-
cke benötigte. Wochenlang konnten wir Kinder uns an der warmen
Witterung erfreuen und herrliche Badefreuden genießen. Der 1. Sep-
tember bildete keine Ausnahme. Wie üblich aalten wir Kinder uns am
Strand oder tummelten uns im Wasser. Plötzlich brachte jemand die
kaum faßbare, im Radio abgehörteNachricht, ,,mit Beginn des Tages
werde zurückgeschossen". Die wahre Bedeutung dieser Botschaft
begriff niemand von uns, aber soviel ahnten auch wir: Der Krieg war
ausgebrochen.
Zunächst schien sich im öffentlichen Leben wenig zu ändern. Aller-
dings konnte man Lebensmittel und Kleidungsstücke nur noch auf
Karten beziehen. Der Führer, so hieß es, habe vorgesorgt. Eine Hun-
gersnot wie seinerzeit 1917 würde es nie wieder geben. Schule und
Dienst in der Hitlerjugend verliefen weiter wie gewohnt. Zwar erfuhren
wir, der eine oder andere Bekannte sei zur Wehrmacht eingezogen.
Aber die Naziführung hatte auch die Parole ausgegeben, der Krieg
wäre nur von kurzer Dauer und die Soldaten könnten bald in die Hei-
mat zurückkehren.
Dann aber mehrten sich ganz andere Nachrichten. In den Zeitungen
erschienen die ersten schwarzgeränderten Anzeigen mit den Namen
junger Menschen, die ,,für Führer, Volk und Vaterland" gefallen waren.
Mir erschien das merkwürdig: im Text unterschieden sich die meisten
dieser Todesanzeigen kaum voneinander, am Ende stand gewöhnlich
,,in stolzer Trauer". Wie konnte man das miteinander vereinbaren,
Stolz und Trauer?
Immer öfter schreckten uns das Heulen der Sirenen aus dem
Schlaf. Englische Aufklärer, heftig von der Flak beschossen, überflo-
gen die Stadt, richteten aber keinen Schaden an. Schon seit langem
hatte die politische Führung die Bevölkerung auf einen möglichen
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