Zur Autorenübersicht | Neuere Autoren | Impressum | Inhaltsverzeichnis "Ein deutscher Junge"

anmutenden Erziehungsmethoden habe ich die Schule nie als inhu-

man empfunden: Jedem Schüler wurden seine Grenzen deutlich auf-

gezeigtund-Strafe mußte sein!

Was mich heute noch erstaunt: Niemand regte sich auf über diese

eisernen Erziehungs-Regeln. Im Gegenteil: Die Eltern unterstützten

die Lehrer bei deren Bemühungen nach Kräften. Nur bei besonders

groben Verstößen gegen die Schulordnung wurden die Eltern benach-

richtigt und zu einem Gespräch in die Schule gebeten. Das wiederum

hatte für die Übeltäter in den meisten Fällen schlimme Folgen zu Hau-

se. Generell kann man sagen: Schule und Elternhaus arbeiteten Hand

in Hand, um aus den Kindern ,,etwas zu machen".

Hinzu kam eine gründliche Wissensvermittlung. Die elementaren

Grundkenntnisse wie Rechnen, Schreiben, Lesen und Grammatik

wurden so lange eingeübt, bis auch der letzte Schüler begriffen hatte,

worum es ging. Die damaligen schulischen Leistungen waren im all-

gemeinen mit Abstand besser als in den Jahren nach der sogenannten

Bildungsreform.

Unterrichtet wurde in den Fächern Religion, Deutsch, Rechnen,

Heimatkunde/Erdkunde, Geschichte, Physik/Chemie/Biologie (damals:

,,Naturlehre"). Für jedes dieser Fächer standen Lehrbücher zur Verfü-

gung, die aber die Eltern selbst kaufen mußten. Die Kinder wurden

streng angehalten, ihre Schulbücher mit äußerster Sorgfalt zu behan-

deln, denn nur so bestand die Chance, sie an die Schüler der nachfol-

genden Klassen weiter zu verkaufen. Minderbemittelten Schülern

stellte die Schule die Bücher unentgeltlich zur Verfügung. Auch die

sogenannten musischen Fächer kamen nicht zu kurz: Zeichnen, Sin-

gen, Turnen. Besonders sorgfältig geübt wurden das Lesen und das

Schreiben. Hierfür gab es sogar besonders ausgewiesene Unterrichts-

stunden (,,Schönschreiben"). Geschrieben wurde damals übrigens die

,,Sütterlin"-Schrift, und zwar sehr sorgfältig mit Federhalter und lilafar-

biger Tinte. In den weiterführenden Schulen kamen die Fremdspra-

chen Englisch, Französisch, Latein und (im Humanistischen Gymnasi-

um) Griechisch hinzu.


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