nie erlebt, sie verschlug ihm buchstäblich die Sprache! Erst nach ge-
raumer Zeit fing sich Assi wieder und verdonnerte uns zum Aufwi-
schen. Glücklicherweise hatte derVorfall sonst keine bösen Folgen für
die kleinen Ferkel.
Grundsätzlich gab es in meiner Kindheit keine Koedukation, d. h.
eine gemeinsame schulische Erziehung von Jungen und Mädchen.
Dementsprechend hießen die Schulen damals ,,Knaben-Volksschule"
oder ,,Mädchen-Volksschule" (bzw. -Mittelschule). Nach Wohnbezir-
ken aufgeteilt mußten die Gaardener Kinder entweder die 13. Knaben-
Volksschule (am oberen Ende der Iltisstraße) oder die 14. Mädchen-
Volksschule (an der Gausstraße) besuchen. Kinder aus dem südlichen
Teil Gaardens gingen in die Volksschule am Kleinbahnhof. Minderbe-
gabte Kinder wurden in einer ,,Hilfsschule" unterrichtet (später in Pes-
talozzi-Schule umbenannt).
Die Volksschule war 9-stufig. Mit sechs Jahren trat man in die Klas-
se 9 ein und verließ sie in der Regel aus der Klasse 1. Nach vier Jah-
ren Grundschule schafften nur wenige Schüler die Versetzung in eine
weiterführende Schule (Mittelschule, Oberschule), die Masse der
Schüler blieb in der Volksschule. In den ersten vier Jahren drückte ich
mit mindestens 40 anderen Jungen die Schulbank; davon gelangten
zwei oder drei auf die Mittelschule, einer ging ans Gymnasium.
Es wurde nur frontal unterrichtet. Der Lehrer oder die Lehrerin
thronte auf einem Pult, vor sich 40 bis 50 Schüler in drei Sitzreihen
paarweise aufgereiht und streng ausgerichtet. Auf Lehrerfragen ant-
worten durfte nur, wer sich vorher durch Heben eines Fingers gemel-
det hatte. Ja, man verlangte damals von uns Schülern eine strenge
Disziplin. Wenn nicht gerade geschrieben wurde, mußten die Hände
gefaltet auf den Tisch gelegt werden. Einige Lehrer kontrollierten vor
Unterrichtsbeginn sogar, ob ihre Schüler ein sauberes Taschentuch
und gereinigte Fingernägel vorweisen konnten. Disziplinverstöße oder
schlechte Leistungen (wie auch ,,vergessene" Hausaufgaben) wurden
meistens geahndet durch körperliche Züchtigungen in den verschie-
densten Variationen: Ohrenreißen, Ziehen an den Haaren, Knuff oder
Hiebe mit dem Rohrstock aufs Hinterteil. Trotz dieser heute seltsam
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