len Organisationen auch. Und mit dem Aufkommen des Jungvolks und
der Hitlerjugend war es vorbei mit dem ,,Frisch-fromm-fröhlich-frei", wie
das Motto des Sports damals hieß.
Manchmal, in den Wochen vor Weihnachten, verdingte sich meine
Mutter als Aushilfsverkäuferin bei Karstadt, um ein paar Mark
zum knappen Haushaltsgeld hinzu zu verdienen. Das hatte für mich
den Vorteil, daß ich zum Weihnachtsfest mit einem größeren Ge-
schenk bedacht wurde als sonst allgemein üblich. Gekauft wurden
Geschenke höchst selten, höchstens einmal ein Buch. Glücklich dran
war derjenige, der einen handwerklich begabten Vater oder Großvater
hatte. Die stellten nämlich in Eigenarbeit Spielzeug her, zum Beispiel
Stelzen, Holz-Eisenbahnen, Tretroller oder sogar Dampfmaschinen.
Mütter oder Großmütter strickten einen warmen Pullover, Strümpfe o-
der eine Mütze. Gefreut haben wir Kinder uns dennoch, wir waren da-
mals viel bescheidener als die heutige junge Generation. Die heutige
,,Das-muß-ich-haben"-Mentalität war uns völlig fremd. Einmal über-
raschten mich meine Eltern zum Weihnachtsfest sogar mit dem lang
ersehnten Luftgewehr, Marke ,,Diana", das ich mir höchstens in mei-
nen kühnsten Träumen erhofft hatte.
Weihnachten war in meiner Kindheit noch ein richtiges Familienfest
- ohne den heute üblichen großen Kommerz. Die schönsten Ge-
schenke waren die selbst gebastelten. Der Heilige Abend begann mit
einem festlichen Essen; danach wurden, wie in vielen Familien üblich,
bis zum Eintreffen des Weihnachtsmannes Weihnachtslieder gesun-
gen. Meine Mutter begleitete den Gesang auf dem Klavier. Die Sache
mit dem Weihnachtsmann ging so lange gut, bis ich ihm den Bart
lupfte und dahinter Vaters Freund ,,Onkel" Erich erkannte. Höhepunkt
des Abends war natürlich das Auspacken der Geschenke. Meistens
hatte ich sie schon vorher heimlich ,,erforscht". Aber niemals ist es mir
schwergefallen, die große freudige Überraschung zu mimen. Falls sie
nicht am Heiligen Abend selbst anwesend waren, besuchte ich an den
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