Mein Geburtsjahr 1927 schien ein Jahr wie jedes andere zu sein.
Die Chronik berichtet: Zwei deutsche Wissenschaftler erhielten

den Nobelpreis; England brach die diplomatischen Beziehungen zu

Rußland ,,wegen Spionage" ab; der alte Reichspräsident von Hinden-

burg feierte seinen 80. Geburtstag; die alliierte Kontrollkommission

verließ Deutschland; als erster Mensch bezwang Charles Lindbergh

im Nonstopflug den Atlantik; Max Schmeling wurde Europameister der

Boxer im Halbschwergewicht; in Berlin wurde der ,,Hexer" von Edgar

Wallace erstaufgeführt; ebenfalls in Berlin gastierte Richard Tauber in

der Uraufführung von Lehars Operette ,,Der Zarewitsch". Zum be-

rühmtesten Musiktitel des Jahres wählte man das Wolga-Lied. Auf

Deutschlands Straßen fuhren 707 971 Kraftfahrzeuge. Eines der be-

kanntesten Autos war der Opel ,,Laubfrosch", ein Vierzylinder mit 12

PS. Für ihn mußte man 4 000 RM bezahlen. Ein Liter Benzin war mit

0,28 RM eigentlich recht billig. Ein Kilo Fleisch kostete in meinem Ge-

burtsjahr 2,33 RM, ein Kilo Weizenmehl 0,50 RM, fünf Kilo Kartoffeln

0,75 RM, ein Liter Milch 0,14 RM, ein halber Liter Bier 0,32 RM, ein

Kilogramm Brot 0,24 RM, eine Zigarette der damals beliebten Marke

Juno 3 Pfennig. Der durchschnittliche Monatslohn eines ungelernten

Arbeiters betrug etwa 126 RM, und eine Arbeiterin verdiente monat-

lich 93 RM.

Das Jahr 1927, ein Jahr wie jedes andere? Die Wirtschaft stag-

nierte und steuerte auf eine Krise zu. Es gab immer mehr Arbeitslose

(der höchste Stand wurde fünf Jahre später mit 6,2 Millionen Arbeits-

losen erreicht), eine allgemeine Unzufriedenheit mit den politischen

Verhältnissen machte sich breit.

Im Jahre 1927 wurden in Deutschland genau 1 161 719 Kinder ge-

boren. Eines davon war Karl-Heinz Rasmus.

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