Vorwort
Gaarden ist der Ort meiner Kindheit, die ich in einer Zeit des politischen
Umbruchs intensiv erlebte. Wenn ich heute durch die Straßen meiner Kindheit
streife, begegnet mir auf Schritt und Tritt Bekanntes und Neues zugleich. Die
Straßenzüge haben sich nicht verändert, aber an die Stelle vieler alter, ausge-
bombter Häuser sind neue getreten. Auch unser Haus, Medusastraße 5, wur-
de in den letzten Kriegsmonaten zum größten Teil zerstört. Vor einigen Mo-
naten, bei einem Besuch ,,meines" alten Stadtteils, ließ mich eine freundliche
Dame in mein Geburtshaus eintreten und einen Blick auf die Rückseite des
Hauses werfen. Es war ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit. In mehr
als sechs Jahrzehnten hatte sich so gut wie nichts verändert: Immer noch
stand der alte Birnbaum da, voll von zwitschernden Vögeln; unversehrt die alte
Werkstatt, an gleicher Stelle der kleine, gepflegte Garten. Und plötzlich sah ich
sie vor mir: Meine ehemaligen Spielkameraden und Freunde, die Schulkame-
raden, die Mitbewohner des Hauses. Meine Kindheit wurde auf einen Schlag
wieder lebendig! Darüber habe ich hier geschrieben. Es mag sein, daß man-
che geschilderte Begebenheit in meiner Erinnerung verblaßt ist, daß sich die
Ereignisse nicht immer ganz so genau zugetragen haben, wie ich sie zu Pa-
pier gebracht habe. Möglich ist auch, daß sich die Bilder aus der Vergangen-
heit überlagert haben, so daß sie nicht immer völlig korrekt die damalige Rea-
lität widerspiegeln. Dennoch: Ich habe versucht, meine Kindheit so objektiv
nachzuzeichnen, wie es unter diesen Einschränkungen nur irgend möglich
war. Und das war mir das wichtigste Anliegen!
Ergebnisse weiterer Nachforschungen machen jetzt eine Neuauflage er-
forderlich. Mein besonderer Dank gilt Frau Irmgard Selk-Harder, die das Ma-
nuskript kritisch durchsah und mir wertvolle Hinweise gab. Mit Rücksicht auf
noch lebende Zeitgenossen habe ich einige Namen verändert.
Kiel, im Oktober 2000
Karl-Heinz Rasmus
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