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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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"Also, dann steigen Sie halt ein." Friedel machte eine einladende Gebärde und öffnete gleichzeitig

mit dem unter dem Fahrersitz angebrachten Hebel den Kofferraum. "Legen Sie Ihren Sack hinten

rein," sagte er und deutete mit dem Daumen nach hinten.


Der Mann tat wie ihm geheissen. Der Sack war so prall gefüllt, dass der Mann mehrmals

nachdrücken musste, bis sich der Kofferraumdeckel wieder schliessen liess. Endlich hatte er es

geschafft und konnte einsteigen. Friedel startete den Motor und fuhr los. "Nun erzählen Sie aber,"

forderte er den Fremden auf.


"Ich bin Rumanischer Matrose," fing der Mann zu erzählen an. "Als Sache mit Russland zu ende,

ich auf See mit Schiff. Viele Monate und Jahre immer hin und her auf See. Als endlich wieder zu

Hause, meine Papiere stimmen nicht mehr. Mich nicht mehr lassen an Land. Sagen, Papiere sind

russisch. Ich verpasst, richtige zu kriegen. Zu spät. Frist abgelaufen. Muss wieder auf Schiff. Als in

Genova Italia Ware ausladen, ich abgehauen. Sack in Wasser werfen und an Land schwimmen.

Dann verstecken in Lagerhaus mit Bananen, Orangen und andere Früchte. Ich einige Tage nur

Früchte in Magen stopfen. Dann immer in Nacht marschieren. Noch grosser Sack mit Früchte

geklaut und essen ein paar Tage. Früchte kriegen fast nicht mehr in Magen. Dann auf Lastwagen

geklettert, was in Richtung Schweiz fahren. Gehört auf Schiff, Schweiz ist humanes Land zu armes

Schwein, was haben keine Heimat. An Grenze ich gut verstecken unter Säcke und Kisten. Glück,

keine Kontrolle gemacht an Grenze. Dann am Abend aus dem Wagen geklettert. Nicht wissen wo.

Gelesen: Ort Name Suhr. Ich Leute fragen nach Pfarrer. Kinder mir zeigen wo wohnen Pfarrer. Ich

läuten. Kommen alte Frau, mich böse angeguckt, Herr Pfarrer gerufen. Pfarrer mich freundlich in

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