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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Die Küchentür öffnete sich und die beiden standen sich gegenüber. Ein unwissender Beobachter

hätte meinen können, sie würden sich heute zum ersten Mal sehen. Fast wie scheu gaben sie sich

die Hand. "Das darf doch nicht wahr sein," kicherte Lutz. "Man könnte wirklich meinen, ihr seid

einander fremd. Ziert euch nicht und begrüsst euch, wie das unter alten Kumpels üblich ist. Na

mach schon, Margit, gib dem Friedel einen Kuss."


Die beiden wurden nun tatsächlich noch rot im Gesicht, was Lutz mit einem prustenden Lachen

quittierte. Dann aber hielt Margit ihre Wange hin und Friedel hauchte einen flüchtigen Kuss

darauf. Mit einem Auge schielte er auf Lutz. Und als er sah, dass dieser gerade der Katze zusah,

die sich auf dem Küchenfenstersims bemerkbar machte, biss er der heimlich Geliebten zärtlich ins

Ohrläppchen. Sie revanchierte sich mit einem kurzen Griff an seine Männlichkeit. "Spinnst du,"

zischte Friedel. Und laut aber etwas gepresst sagte er: "Freut mich, dich schon wieder zu sehen,

nachdem wir uns jahrelang aus den Augen verloren hatten. Hast du etwas Gutes in der Pfanne?"


"Rat` mal," antwortete Margit fröhlich. "Karnickel mit Nudeln. Dazu ein gemischter Salat, direkt

aus unserem Garten. Und zum Dessert gibt`s zu deinen Ehren einen `Pudding alla Margerita`......"


"....der das Wackeln verlernt hat!" ergänzte Lutz. "Oder besser gesagt: der es immer noch nicht

kann. Die Margit ist die einzige Frau im Dorf, deren Pudding gleichzeitig ein Gugelhupf ist. Oder

nochmals anders gesagt: Sie versucht seit Jahren, seit ich sie kenne, einen Pudding hinzukriegen,

der endlich ein wenig wackelt, wie es sich für einen Pudding geziemt!"

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