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Friedel wartete noch ein paar Tage in angespannter Erwartung. Er hoffte nun fast, Baumer möge
den nächsten Schritt tun und ihm schriftlich kündigen. Aber nichts tat sich. So geriet die böse
Auseinandersetzung fast in Vergessenheit. Die täglichen Sorgen und das Gehetze liessen Friedel
keine Zeit, den gehabten Ärger täglich aufzufrischen, auf dass er sich nicht in Luft auflöse. Und so
hätte der gewohnte Tramp seine Fortsetzung haben können bis zum Sanktnimmerleinstag, wenn da
nicht plötzlich Lutz Beeringer aufgetaucht wäre, der Dienstkollege aus der Ersten Kompanie.
Das Klassentreffen.
Es war ein recht komischer Zufall, der die beiden wieder zusammenbrachte, nachdem sie sich seit
ihrer Rekrutenschule aus den Augen verloren hatten. Friedels Jahrgang hatte zu seiner ersten
Klassenzusammenkunft aufgeboten. Nachdem man den obligaten Dorfbummel mit den üblichen
Ausrufen des Erstaunens gemacht hatte, weil sich das Dorfbild so ganz anders präsentierte, als die
meisten es noch in Erinnerung hatten, steuerte man zum "Krug". Das war die einzige Beiz im Dorf,
wo man Gewähr hatte, etwas Anständiges zu essen zu bekommen. Ein gutes Glas Wein lockerte
die Zungen. Die neuesten Witze gingen über den Tisch und erzeugten schallendes Gelächter. Dann
erzählte man von Frau, Mann und Kindern, sofern man solche vorzuweisen hatte. Friedel hielt sich
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