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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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fallen, wenn nicht sogar eine Viertelstunde vorher. Und in der Nacht plagen sie keine Angstträume,

weil sie für etwas verantwortlich gemacht werden, für das sie es gar nicht sein können. Also, Sie

wollen mich hinaus schmeissen? Bitte sehr, brauchen Sie gar nicht. Ich kündige von selbst. Aber

vorher habe ich mit der Direktion noch ein paar ernsthafte Worte zu bereden über einen

aufgeblasenen, alten, griesgrämigen Betriebsleiter, der nichts besser kann, als seine Leute zu

plagen. Auf wiedersehen, Herr Baumer."


Friedel ging in sein Büro in der Werkstatt. Auf dem Tisch hatte sich eine Beige Papiere

angesammelt, die erledigt werden mussten. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Aber es

sollte keiner sagen können, er habe seine Pflicht und Schuldigkeit nicht getan. Nach einer Stunde

war das Gröbste erledigt. Auch seine Laune hatte sich gebessert. Ihm kam in den Sinn, dass er ja

noch in die Buchhaltung musste, damit man ihm die gehabten und von Baumer visierten Spesen

zurückerstattete. Er nahm den Beleg und fuhr mit dem Lift in den fünften Stock. Als er aus der

Türe kam, begegnete ihm der Direktor in Begleitung seiner Gattin. Friedel grüsste und beide

grüssten freundlich zurück. Einen Moment verharrte Friedel. Das wäre doch genau der richtige

Moment gewesen, um seinen Ärger über den Chef loszuwerden, dachte er einen Moment. Aber das

freundliche Lächeln, mit dem ihn die Frau des Direktors bedachte, liess ihn die Gelegenheit

ungenutzt verstreichen. Er lächelte etwas gehemmt zurück und machte den beiden Platz. Sie

betraten den Lift, Friedel hielt ihnen die Türe, der Direktor drückte den Knopf mit dem Schild

"Ausgang" und Friedel schloss die Türe mit einem freundlichen: "Einen schönen Tag noch." Dann

surrte der Lift nach unten.

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