79
zurück, denn auf seiner Erfolgstafel war nichts verzeichnet, das von den anderen
Klassenkameraden hätte mit Neid zur Kenntnis genommen werden können. Bald merkte er aber,
dass er nicht der einzige war, der noch zu haben war. Gut ein Viertel des Jahrgangs war bereits
geschieden oder sogar zum zweiten Mal verheiratet. Als die Reihe an Friedel war, seinen
Lebenslauf seit dem Schulende zu erzählen, hatten also schon bereits drei von ihren gescheiterten
Ehen rapportiert. So fiel es ihm relativ leicht, zu erzählen, seine Freundin sei ihm davongelaufen,
weil sie sich noch nicht reif gefühlt habe für eine feste Verbindung. Nun sei er seit über einem Jahr
wieder allein und scheue sich, wieder auf Brautschau zu gehen. Insgeheim hätte er sich sogar
schon damit abgefunden, statt mit einer Frau, mit der es sowieso immer
Meinungsverschiedenheiten gäbe, das Leben mit einem Vierbeiner zu teilen. Denn diese seien
treuer und hätten nicht stets etwas zu meckern; wenn es sich nicht gerade um eine Geiss handle,
fügte er noch lachend hinzu.
Es fiel ihm dabei gar nicht auf, dass Margit ihn dabei besonders aufmerksam beobachtete. Aber als
man sich zum Kaffee in anderer Formation wieder zu Tisch setzte, richtete Margit es so ein, dass
sie neben Friedel zu sitzen kam. Sie wolle noch ein bisschen mehr von ihm wissen, sagte sie. Er
habe die paar Jahre Zusammenlebens und Verliebtseins mit seiner Freundin doch ein bisschen gar
schnell herunter gehaspelt. Und mit gezielten Fragen brachte sie ihn dazu, sein verpatztes
"Gastspiel der Zweisamkeit" zu erzählen. Dabei legte Margit ihm wie unabsichtlich ihre Rechte
aufs Knie und streichelte ihn sachte. Zuerst wollte Friedel sich mit einer hastigen Bewegung
distanzieren. Aber warum eigentlich, dachte er. Man war ja schliesslich unter sich und Margit hatte
gewiss keine anderen Absichten, als ihm ihr Verständnis zu signalisieren.
|
|