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bestellte oder noch ein Schinkenbrot dazu. Die Zeche bezahlte Friedel jeweils und liess sich von
der Serviererin einen Kassenbeleg mitgeben.
Am Jubiläumsabend füllte sich der Saal "Zum braven Schweizer" mit festlich gekleideten und
geschmückten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Jeder und jede hatte noch das Recht, einen
Partner oder eine Partnerin mitzunehmen. Interessanterweise waren gerade diejenigen
Betriebsangehörigen am meisten herausgeputzt, welche in der Betriebshirarchie an den untersten
Stellen standen. Dafür sorgten die Damen und Herren aus den obersten Chefetagen für dezenten
Ausgleich. Sie hatten es allerdings gar nicht nötig, noch besonders aufzufallen, denn ihr Tisch war
gekennzeichnet und extra stilvoll geschmückt. Man war auch heute unter sich. Aber auch die
vielen Pensionierten hatten ihren separaten Tisch. So war zum vornherein dafür gesorgt, dass nicht
die Habenden mit den Nichtshabenden und die Aktiven mit den Passiven sich vermischten.
Zur Eröffnung hatte man einen rassigen Marsch einstudiert. Leider hatte der Dirigent vergessen zu
sagen, dass man die Noten dafür bereits auf den eigens angefertigten Pulten aufschlagen sollte.
Vielleicht nahm er auch an, dass ja jeder dies selber wissen sollte. Jedenfalls hob er plötzlich
seinen Taktstock und gab den Einsatzbefehl. Einige besonders Schlaue hatten ihre Noten auch
tatsächlich schon bereit und konnten deshalb auf den Taktstock reagieren. Die meisten jedoch
wurden überrascht und mussten fieberhaft noch in ihren Papieren wühlen, bis sie die richtigen
Notenblätter erwischten. Was tat`s? Am Ende des Marsches hatte auch der letzte der Bläser seinen
Teil zum Gelingen des Auftaktes beigetragen und der Paukist hatte sogar noch einen Schlag übrig.
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